Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat einen Lauf bei der WM. Zuletzt gab es fünf Siege in Serie. Das ist historisch! Doch am Montag fehlte Bundestrainer Toni Söderholm beim Training.
Eishockey-WMVor Duell um Platz 1 mit der Schweiz: Bundestrainer Toni Söderholm nicht beim Training
Kann diese Erfolgsserie noch mehr beflügeln? Die deutsche Eishockey-Mannschaft trifft im letzten Gruppenspiel am Dienstag (24. Mai 2022, 11.20 Uhr) auf die Schweiz, ist dort eigentlich Außenseiter. Doch mit einem Sieg ist sogar Platz 1 in der Vorrundengruppe A drin.
Für das Viertelfinale würde das bedeuten, dass man die beste Ausgangsposition hat und dort auf einen eher „schwächeren“ Gegner aus Gruppe B trifft. Am Donnerstag (26. Mai) geht es dann im K.o.-Spiel vermutlich gegen die USA oder Tschechien.
Vor dem Duell mit der Schweiz gibt es allerdings Sorgen um Bundestrainer Toni Söderholm. Der 44-Jährige fehlte am Montag beim Training der deutschen Mannschaft.
Söderholm sei „leicht kränklich“, hieß es vom Deutschen Eishockey Bund (DEB). Stürmer Marcel Noebels sagte allerdings: „Am Dienstag wird aber alles wieder so sein, wie es vorher war. Davon gehe ich aus, dass Toni sich das nicht nehmen lässt.“
Der 30-Jährige ist seit dem Viertelfinalsieg bei der WM im vergangenen Jahr in Riga gegen die Eidgenossen so etwas wie eine Schreckensfigur für die Schweizer. Mit einem kunstvollen Penalty schoss Noebels Deutschland 2021 ins Halbfinale. „Es ist, glaube ich, ungefähr ein Tor, von welchem man eigentlich Briefmarken produziert“, hatte Söderholm anschließend geschwärmt.
„Die Schweiz will sicher einiges wiedergutmachen“, unkte Noebels nun. Mit sieben NHL-Spielern und dem besten WM-Kader seit langem ist die Schweiz bislang eines der stärksten Teams im Turnier. Bislang gewann sie alle sechs Vorrundenpartien, auch gegen den Rekordweltmeister Kanada 6:3. „Das war schon ein Spiel auf einem anderen Level“, sagte Noebels beeindruckt. „Man hat da zwei Mannschaften gesehen, die in diesem Turnier sicher noch ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Medaillen geht.“
Eishockey-WM: Moritz Müller spricht vom Halbfinale, Seider vom Titel
Längst nicht alle im deutschen Team sind aber so beeindruckt wie Noebels. Kapitän Moritz Müller sagte zwar gegenüber EXPRESS.de: „Die Schweiz zählt für mich zu den Favoriten auf den Titel.“ Doch sein Blick ging schon weiter: „Dann geht es schon Richtung Viertelfinale. Wir wissen noch nicht gegen wen, wollen aber natürlich auch dieses Spiel gewinnen.“ Deutschland bläst zur Attacke Richtung WM-Halbfinale. Da kommt die Partie gegen die Eidgenossen gerade recht als Gradmesser.
Vor allem von den Profis, die in Nordamerika aktiv sind, kommen markige Töne. „Wir wollen den Titel. Da gucke ich nicht auf andere“, sagte etwa NHL-Verteidiger Moritz Seider von den Detroit Red Wings, zu den Titelchancen der Schweizer befragt.
„Wir müssen uns nicht zu sehr beeindrucken lassen“, forderte Verteidiger Leon Gawanke von Manitoba Moose aus der nordamerikanischen AHL. „Wir sind immer zu 100 Prozent motiviert gegen die. Wenn wir alles reinhauen, werden wir gewinnen.“
Gelingt tatsächlich der sechste Vorrundensieg in Serie, ist der Gruppensieg drin. Dies würde die Chancen für das Viertelfinale am Donnerstag verbessern. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes bliebe dann zunächst noch in Helsinki und würde den starken Schweden und Olympiasieger und Gastgeber Finnland aus dem Weg gehen.
Brisantes Eishockey-Duell: Schweiz liegt Deutschland
„Wir sind heiß, wir sind hungrig. Und wir werden alles dafür tun, dass wir hier bleiben“, sagte Seider, der selbst das von den Ottawa Senators erzwungene WM-Aus für ihren Top-Stürmer Tim Stützle wegen einer leichten Knieblessur nicht nur negativ sieht: „Wir müssen enger zusammenrücken. Vielleicht können wir daraus noch mehr Energie ziehen.“
Zudem war die Schweiz in den vergangenen Jahren stets favorisiert, wenn es gegen Deutschland ging. Vor allem bei großen Turnieren triumphierten aber meist die Deutschen. So auch im WM-Viertelfinale 2021. „Letztes Jahr hat auch jeder gedacht, die fegen uns aus der Halle. Das haben wir aber auch gewonnen“, bemerkte Gawanke.
Selbst bei einem Unentschieden nach regulärer Spielzeit wäre die beste deutsche WM-Vorrunde überhaupt perfekt. Daran oder an einen möglichen Gruppensieg mag der Bundestrainer aber gar nicht denken. „Wir sollten uns jetzt einfach auf das Wesentliche konzentrieren. Die Tabelle entwickelt sich von alleine“, sagte Söderholm nach dem 5:4 gegen Kasachstan am Sonntag.
Wichtiger als mögliche Rekorde ist Söderholm und seinen Spielern, dass der Lauf nicht unterbrochen wird. „Gerade mit Hinblick auf das Viertelfinale ist es wichtig, morgen schon ein gutes Spiel zu machen“, sagte Noebels. Sein Stürmerkollege Alexander Karachun meinte: „Wir wollen unser Momentum jetzt nicht verlieren und den Schwung mitnehmen ins Viertelfinale.“ (ubo/dpa)