Vorrunden-Abschluss für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in Finnland. Im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz gab es bei der 3:4-Niederlage mehrere Aufreger trotz eines starken Auftritts.
Eishockey-WM Riesen-Schiri-Wut bei Deutschland-Pleite im Gruppen-Finale: „Das ist ein Witz“
Mit Volldampf ins Viertelfinale! Die deutsche Nationalmannschaft ist nach einer furiosen Vorrunde in die K.o.-Runde der Eishockey-WM gestürmt und jubelt trotz der verpassten Tabellenführung im Gruppen-Finale gegen die Schweiz über einen starken zweiten Platz.
Beim 3:4 nach Penaltyschießen zum Abschluss lieferte die DEB-Auswahl gegen die Eidgenossen am Dienstag (24. Mai 2022) eine überzeugende Partie, hielt bis zuletzt dagegen und glich zwei Rückstände aus. Am Ende stand neben dem Stolz über Platz zwei der Frust über die knappe Pleite und mehrere fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen.
Eishockey-WM: Deutschland mit furiosem Gruppen-Finale gegen Schweiz
Gegen die Schweizer, die in der Vorrunde damit alle sieben Gruppenspiele gewonnen haben, konnte sich das Team von Trainer Toni Söderholm (44) nichts vorwerfen. Selbst der ganz frühe Rückstand (Andres Ambühl, 2. Minute) und das 2:3 (Denis Malgin, 39.) kurz vor Ende des Mittel-Drittels schockten Deutschland nur kurz.
Durch Kai Wissmann (12.) und Stefan Loibl (16.) drehte das DEB-Team bereits im ersten Drittel das Spiel und ging sogar mit einer knappen Führung in die Pause. Nachdem die Schweiz durch Pius Suter (22.) und Malgin zur Stelle war, kam Deutschland im dritten Drittel wieder.
Matthias Plachta tankte sich überragend gegen mehrere Schweizer durch, vollendete sein Traumtor zum 3:3 aus kurzer Distanz (48.). Zuvor der ganz große Aufreger des Spiels: Malgin ging im Kampf um den Puck nur auf Gegenspieler Leon Gawanke, streckte ihn per Ellenbogenschlag ins Gesicht nieder. Die Schiedsrichter verzichteten komplett auf eine Strafe und sorgten für Fassungslosigkeit im deutschen Lager – zumal bereits im Mittel-Drittel ein harter Bandencheck der Schweizer ohne große Strafe geblieben war.
Eishockey-WM: Schiri-Wut bei Deutschland gegen die Schweiz
Bundestrainer Söderholm diskutierte von der Bank aus, Sport1-Kommentator Basti Schwele (46) tobte während der Übertragung: „Das gibt keine Strafzeit, das gibt nichts. Das ist ein Witz. Nicht nur aus deutscher Sicht, fürs ganze Eishockey und für die WM ist das eine ganz, ganz schlechte Entscheidung.“ Experte Rick Goldmann (46) stimmte zu: „Wow. Das ist eine klare Fehlentscheidung.“
Das sah auch Söderholm im Sport1-Interview nach der Schlusssirene so. „Katastrophale Entscheidungen. Das braucht man gar nicht mehr diskutieren“, beklagte der Bundestrainer über die brutalen Checks und die mangelhafte Ahndung: „Das ist für mich komplett unverständlich und das gehört nicht zum Sport.“
In der Verlängerung hatten Plachta und Marc Michaelis die dicken Chancen auf den Siegtreffer, scheiterten aber am starken Schweizer Keeper Reto Berra. So ging es nach torlosen fünf Minuten ins Penaltyschießen, das die Eidgenossen mit zwei Treffern für sich entschieden. Bei Deutschland zeigten alle vier Schützen Nerven und blieben ohne Treffer.
Eishockey-WM: Deutschland mit starkem Gruppen-Abschluss
Zum ersten Mal in der WM-Geschichte hatte zuvor ein deutscher Gruppensieg gewunken. Gegen die starken Schweizer, die alle sechs Turnierspiele gewonnen hatten, wäre dafür allerdings ein Sieg in der regulären Spielzeit nötig gewesen.
„Letztes Jahr hat auch jeder gedacht, die fegen uns aus der Halle. Das haben wir aber auch gewonnen“, machte sich Nationalspieler Leon Gawanke (22) schon vor dem Spiel nichts aus der Außenseiter-Rolle. Und mit dem Punktgewinn und Platz zwei vor Titelverteidiger Kanada war ein starker Abschluss der erfolgreichen Vorrunde perfekt.
Eishockey-WM: Bundestrainer mahnt zur Konzentration
Die Ansage von Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm (44) behält damit weiter ihre Gültigkeit. „Wir sollten uns jetzt einfach auf das Wesentliche konzentrieren. Die Tabelle entwickelt sich von alleine“, sagte der Finne vor dem Duell gegen die Schweiz. Der starke zweite Tabellenplatz in der Endabrechnung ist seinem Team nun nicht mehr zu nehmen, der Viertelfinal-Gegner entscheidet sich nun Dienstagabend im Spiel zwischen Finnland und Tschechien (19.20 Uhr).
Söderholm, der beim Abschlusstraining am Montag noch krank gefehlt hatte, sah von seiner Mannschaft erneut Einsatz, Hingabe und Leidenschaft. An Optimismus mangelt es dem Kader jedenfalls nicht.
„Wir wollen den Titel. Da gucke ich nicht auf andere“, tönte NHL-Talent Moritz Seider (20) vor dem Schweiz-Spiel vollmundig. Er war eigentlich nach den WM-Aussichten der Schweizer befragt worden, unterstrich die deutsche Titel-Tauglichkeit nach den markigen Worten am Folgetag dann allerdings auch auf dem Eis. (bc)