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Haie-StarMüller: Wenn ich zu Hause raufen will, schmeißt meine Frau mich raus

Moritz Müller Rennrad

von Uwe Bödeker  (ubo)

Köln – Die Corona-Pandemie legt das öffentliche Leben in weiten Teilen lahm. Momentan ist Sport im Freien aber noch gestattet, sogar zu zweit. Wenn man den Abstand von 1,5 Metern einhält, ist alles okay. Auch Eishockey-Nationalspieler Moritz Müller (33, Kölner Haie) trainiert derzeit mit dem Rennrad. Wir drehten mit ihm eine Runde.

Wie ist momentan die Lage als Athlet der Kölner Haie?

Die Eishalle ist geschlossen, Gruppentraining darf auch nicht stattfinden. Wir sind aber im Austausch mit unserem Fitnesstrainer Arne Greskowiak. Und ich halte mich die meiste Zeit auf dem Rennrad fit, das macht sehr viel Spaß.

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Moritz Müller von den Kölner Haien würde normalerweise jetzt bei der Eishockey-WM spielen

Wie fühlt sich das an als, Eishockey-Profi im April plötzlich alleine zu trainieren?

Normalerweise würde ich um diese Zeit noch bei der Nationalmannschaft sein und die WM spielen. Jetzt ist es schon etwas seltsam, aber es hat auch gute Seiten. Bundestrainer Toni Söderholm hat mir sogar geraten, zwei Wochen lang gar nichts zu machen, mal komplett runterzufahren und dem Körper Zeit geben, sich komplett zu erholen. Ich spüre, dass mir das gutgetan hat, auch wenn ich in den ersten Tagen Probleme hatte.

Inwiefern?

Ich bin gerne aktiv und trainiere auch wirklich immer gerne, lasse mich nicht gerne gehen. Sobald ich zwei Tage keinen Sport mache, weiß ich kaum noch, wohin mit meiner Energie. Ich will dann sogar zu Hause raufen, mit dem Hund oder den Kindern. Meine Frau Nadja sagt dann immer: »Moritz wird Zeit, geh raus und mach Sport« (lacht).

Haben Sie sich deshalb auch in Ihr Projekt Localoos gestürzt?

Sagen wir mal so: Das kam auf jeden Fall zur richtigen Zeit. Ich hatte richtig was zu tun. Und mit der Plattform, bei der wir lokalen Unternehmen in ganz Deutschland durch die Corona-Krise helfen wollen, hatte ich eine Aufgabe, die auch Sinn macht (hier lesen Sie mehr). Mittlerweile haben wir zahlreiche Betriebe, die auf Localoos.de vertreten sind. Da kann jetzt jeder Mensch auf unsere Seite kommen und gucken, wo er helfen kann. Das Feedback bisher war richtig positiv.

Hier lesen Sie mehr: Uwe Krupp über Titel-Ambitionen mit den Kölner Haien

Können Sie ein Beispiel nennen?

Ja, wir haben von Toyota sechs Lieferwagen zur Verfügung gestellt bekommen. Die geben wir nun kleinen Unternehmen, damit diese einen Lieferservice anbieten können. Gemeldet haben sich aber auch Händler, die einfach nur helfen wollen. Werner Schwarz kann sein mobiles Brauhaus „Köbesmobil“ derzeit nicht betreiben, er hat sich mit seinem Freund Thomas Schwarz zusammengetan. Mit dem Wagen von uns beliefern sie jetzt kostenlos Krankenhäuser in Köln mit Getränken.

Wie helfen Sie sich denn untereinander bei den Haien momentan?

Unser Fitnesstrainer Arne hat eine App erstellt, da muss jeder täglich reinschauen und seine Übungen absolvieren. Da ich als Athlet ja schon ein paar Jahre dabei bin, weiß ich aber auch, was ich brauche, was ich tun muss. Und auf dem Rennrad oder mit langen Läufen baue ich mir gerade eine gutes Fundament an Grundlagenausdauer auf. Je besser dieses Fundament ist, desto besser wird nachher auch die Leistung in der Spitze. In den vergangenen Jahren war gar nicht so viel Zeit dafür, sein Fundament zu stärken. Das nutze ich jetzt aus.

Moritz Müller mit Uwe Bödeker

Kölner-Haie-Profi Moritz Müller fuhr mit EXPRESS-Reporter Uwe Bödeker (l.) eine Trainingsrunde mit dem Rennrad.

Wie ist das mit der Motivation?

Die ist immer da bei mir. Wir wären ja auch ohne Coronavirus bald in der Sommerpause. Und ich hoffe einfach, dass wir im September wieder Eishockey spielen werden. Aber es ist auch eine ungewisse Zeit.

Moritz Müller: Manchmal fühle ich mich wie ein Kindergärtner

Hat Uwe Krupp schon Videokonferenzen einberufen, damit der Teamgedanke nicht zu kurz kommt?

Bisher noch nicht. Unsere Mannschaft ist ja noch gar nicht komplett zusammengebaut. Aber wir halten natürlich auch Kontakt im Sommer. Jetzt in der Phase geht es auch noch gar nicht darum, das Kollektiv anzusprechen. Aber ich vermisse die Jungs schon in der Kabine, die Witze und Späße. Momentan sind wir halt nur in Zweiergruppen unterwegs, mit Marcel Müller war ich zuletzt Radfahren, mit Freddy Tiffels bin ich gelaufen – alles natürlich mit dem nötigen Abstand. Wir hoffen, dass es bald wieder normal weitergeht.

Sie sind auch Vater von zwei kleinen Kindern. Ist das eine Herausforderung oder macht das momentan einfach nur Spaß?

(lacht) Beides. Es macht natürlich Spaß, mit der Familie jetzt mehr Zeit zu verbringen. Normalerweise wäre ich ja jetzt wegen der WM sechs Wochen am Stück von zu Hause weg gewesen. Es freut meine Frau, dass ich jetzt daheim bin und helfen kann. Auf der anderen Seite fühle ich mich an manchen Tagen wie ein Kindergärtner. Das kann ganz schön anstrengend sein.