KEC muss Geld sammelnVirus-Krise: Behält Milliardär Gotthardt seine Haie-Anteile?
Köln – Die Kölner Haie stehen vor einer sehr schwierigen Situation. Seit März hat es kein Spiel mehr vor Zuschauern gegeben. Das heißt für den Klub keinerlei Einnahmen. Der Start in die neue Eishockey-Saison wurde schon zweimal verschoben.
Ob es am 18. Dezember nun endlich losgeht mit Zuschauern, scheint bei den steigenden Corona-Zahlen unwahrscheinlich. Damit die Haie trotzdem spielen können, starten sie am Mittwoch, 28. Oktober, eine große Aktion. Der KEC verkauft imaginäre Tickets für 10 Euro. Wir sprachen mit Haie-Geschäftsführer Philipp Walter (46) über die Situation um den Klub und über Hauptgesellschafter Frank Gotthardt (70).
Ab Mittwoch verkaufen die Kölner Haie symbolische Tickets zum Preis von 10 Euro. Warum ist das notwendig?
Es geht um den Fortbestand des Eishockey-Standorts Köln. Das Zuschauerverbot trifft uns mit voller Wucht. Als KEC leben wir wirtschaftlich zu 80 Prozent vom Spieltag, alleine 60 Prozent unseres Budgets erwirtschaften wir durch Ticketverkäufe. Wir wollen Menschen begeistern, ein guter Botschafter Kölns sein und Identität stiften. Wenn niemand unsere Spiele besuchen darf, ist unser Geschäftsmodell verboten. Wir haben in den letzten Wochen intensiv daran gearbeitet, eine Perspektive zu erarbeiten. Dies ist uns mit großem Zusammenhalt und viel Mithilfe von allen gelungen. Unsere Partner und Fans stehen an unserer Seite, unsere Gesellschafter geben ein klares Bekenntnis ab und unsere Spieler verzichten auf bis zu 60 Prozent ihres Gehaltes. Alle beim KEC nehmen Lohnabzüge in Kauf. Als letzten Baustein unseres Konzepts benötigen wir nun die Hilfe Kölns. Wir bitten um ein Bekenntnis zum KEC und um Mithilfe. Dabei geht es sowohl um die Haie-Profis als auch um die Junghaie, bei denen 300 Kinder und Jugendliche Sport treiben sowie die größte Frauen-Abteilung Europas eine Heimat gefunden hat.
Welchen Betrag erhoffen Sie sich von der Aktion?
Unser Ziel ist es, 100.000 immerwigger-Tickets zu verkaufen. Dann wären wir einen wichtigen Schritt weiter.
Glauben Sie, dass die Kölner tatsächlich so hilfsbereit sind?
In Köln leben tolle Menschen. Wir spüren in den letzten Tagen und Wochen fantastische Solidarität. Es gibt Fans, die sich noch extra eine Dauerkarte kaufen, um dann direkt den kompletten Betrag zu spenden. Es ist großer Rückhalt spürbar. Dafür sind wir sehr dankbar.
Wie lange wird das Geld reichen? Könnten Sie mit einer Millionen Euro eine Saison ohne Zuschauer spielen? Oder wäre das auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Die immerwigger-Aktion ist ein wichtiger Baustein unter mehreren. Unser Ziel ist es, durch Einsparungen und durch andere Einnahmen wie Sponsoring oder Fanartikelverkauf über Wasser zu bleiben. Auch staatliche Unterstützung aus dem Corona-Hilfspaket ist sehr wichtig.
Wenn die Aktion nicht den gewünschten Erfolg bringt, müssen die Haie dann Insolvenz anmelden?
Wer im Eishockey arbeitet oder diesen Sport betreibt, hat Kampfgeist in seiner DNA. Ich bin voller Hoffnung, dass Köln sich zum KEC bekennt.
Ihr Hauptgesellschafter Frank Gotthardt (70) ist Milliardär mit einem geschätzten Vermögen von 1,4 Milliarden Euro. Wie hilft er den Haien in dieser Krise und was sagen Sie, wenn jemand meint, er könne doch alles bezahlen in der Krise, weil er mehr als genug hat?
Herr Gotthardt übernimmt seit Jahren in herausragender Art und Weise Verantwortung für den KEC. Er investiert in die Haie, schafft und sichert Arbeitsplätze in Köln und ist ein fundamentaler Baustein dafür, dass wir als KEC die Stadt so gut repräsentieren können.
In seiner Firma CompuGroup Medical hört Gotthardt als Vorstandsvorsitzender auf, wechselt in den Aufsichtsrat. Hat das Auswirkungen auf sein Engagement bei den Kölner Haien? Behält er auch in Zukunft 96 Prozent der Anteile?
Herr Gotthardt steht fest an der Seite des KEC. Dafür sind wir sehr dankbar.
Andere Eishockey-Klubs tun sich in der Corona-Krise nicht ganz so schwer wie die Kölner Haie. Acht Teams nehmen am Vorbereitungs-Cup teil, der KEC nicht. Woran liegt das?
Zunächst mal ist eine super Botschaft, dass der MagentaCup gespielt wird. Wir sind leider noch nicht an der Stelle, verantwortungsvoll alle Maschinen anzuschmeißen und damit den Kostenapparat hochzufahren. Wir haben leider eine große Fallhöhe. Von über 13.000 Zuschauer auf 0 – das tut weh. Unsere absolute Zuschauerzahl, die zuletzt herausragend war, wird uns hier ein Stück weit zum Verhängnis. Jeder Club hat andere Voraussetzungen.