In der NHL ist Leon Draisaitl schon länger das große deutsche Aushängeschild, doch für den Titel reichte es bislang nicht. Die Grundlagen für den nächsten Anlauf legt der Eishockey-Star derzeit in Köln.
In der Welt ein Star, in Köln inkognitoLeon Draisaitl über Titeltraum, FC und Kicken mit Podolski
In den Abelbauten vor dem Rhein-Energie-Stadion fließt der Schweiß in Strömen. Leon Draisaitl (26), Topstar von NHL-Halbfinalist Edmonton Oilers, ackert unter Anleitung von Fitness-Coach Arne Greskowiak (37) für die neue Saison.
Der „beste Eishockey-Spieler der Welt“, wie Ex-Bundestrainer Marco Sturm (43) ihn einst adelte, hat immer noch das große Ziel vor Augen: Er will endlich einmal den Stanley Cup in Händen halten.
Leon Draisaitl: NHL-Vorbereitungen im Köln-Urlaub
Den Grundstein für eine optimale Form legt er dabei schon im Sommer auch im Heimaturlaub in Köln. Anders als in Edmonton kann Draisaitl hier beinahe unerkannt durch die Straßen gehen.
Schon kurios: In der Welt ein Star, zu Hause fast inkognito. Im EXPRESS.de-Interview spricht er über seine Heimat-Liebe, seinen großen Traum, den 1. FC Köln und ein möglicher Auftritt bei einem Abschieds-Kick von Lukas Podolski (37).
Leon Draisaitl, draußen strahlt die Sonne und Sie stemmen schon wieder Gewichte. Wie schwer fällt es Ihnen, sich auch Monate vor Saisonbeginn zu motivieren?
Leon Draisaitl: Gar nicht schwer. Erst nehme ich mir immer vor: Drei Wochen machst du gar nichts. Daraus werden dann zwei – und nach zehn Tagen stehe ich meist wieder im Gym. Jetzt mache ich zwei Stunden Training hier bei Agosport mit meinem Coach und dann hab ich den Rest des Tages für mich.
Es ist die einzige Zeit, die Sie in Köln haben. Was darf da nicht fehlen?
Draisaitl: Ganz oben stehen Freunde und Familie. Meine Schwester zum Beispiel, die lebt hier ihr Leben, die sehe ich wirklich sehr selten. Und sie bekommt jetzt Nachwuchs, das hat mich riesig gefreut. Diese Zeit mit der Familie ist enorm wichtig, um die Akkus wieder aufzuladen. Denn so eine NHL-Saison ist lang und kräftezehrend. Aber klar: Ein gutes Schnitzel und ein Kölsch dürfen auch nicht fehlen, wenn ich schon mal hier bin.
In Nordamerika sind Sie ein Star, werden als vielleicht bester Eishockeyspieler der Welt verehrt. Hier in Köln können Sie fast unerkannt durch die Straßen gehen. Können Sie sich das erklären?
Draisaitl: Das ist schon ein wenig kurios, das ist richtig. Ich denke, es liegt viel am Helm, unser Gesicht ist ja selten zu sehen. Aber mir ist das ganz recht so, ich habe zehn Monate im Jahr den Trubel, da ist es ganz schön, wenn es auch mal zwei Monate ruhiger zugeht. Wobei: Auch in Europa wurde es mehr. Egal ob in Paris oder anderswo: Meine Freundin wunderte sich schon, wie oft ich dann doch angesprochen wurde.
Leon Drasaitl verfolgt den 1. FC Köln aus Kanada
Wie sieht Ihr weiterer Sommer-Fahrplan aus?
Draisaitl: Wir fliegen am Sonntag schon nach Kanada, weil ein Teamkamerad Hochzeit feiert. Am 1. September geht die Vorbereitung los, im Oktober starten wir schon die Saison.
Das Ziel ist klar?
Draisaitl: Natürlich. Wir waren dieses Jahr im Halbfinale, jetzt wollen wir den Titel. Ich habe so viele individuelle Auszeichnungen, dafür brauche ich den ganzen Aufwand nicht mehr betreiben. Aber wir wollen diesen Titel, das treibt uns als Mannschaft an. Wir haben uns gut verstärkt. Aber da müssen natürlich ganz viele Rädchen ineinander greifen, du brauchst Glück bei Verletzungen. Letztlich sind es zehn bis zwölf Mannschaften, die das Zeug haben, den Stanley Cup zu holen. Da muss dann alles stimmen.
Wie verfolgen Sie den 1. FC Köln?
Draisaitl: Normalerweise bin ich bei der ersten Partie meist noch hier, das funktioniert diesmal nicht. Die Spiele kommen bei uns samstagmorgens um halb elf, das ist eigentlich ganz komfortabel. Und der FC hat ja in der letzten Saison wirklich viel Spaß gemacht. Ich bin jetzt gespannt, wie sie sich international schlagen. Wenn sie es schaffen, die Leistung in der Bundesliga zu bestätigen, können sie wirklich zufrieden sein.
Leon Draisaitl hofft auf Auftritt beim Podolski-Abschied
Haben Sie denn Kontakt zu den handelnden Personen? Der Klub plant ja gerade eine US-Tour.
Draisaitl: Nein, direkten Kontakt nicht. Mit anderen Sportlern bin ich aber schon vernetzt, Thomas Müller, Toni Kroos, Lukas Podolski und natürlich Dirk Nowitzki.
Sollte Lukas Podolski im kommenden Jahr seine Karriere beenden, wäre Nowitzki beim Abschiedsspiel wohl dabei. Sehen wir Sie dann auch?
Draisaitl: Ich habe 2019 mit Dirk bei einem Charity-Event in der BayArena gespielt, das war sehr lustig. Wenn das im Sommer steigt und ich hier bin, wäre ich natürlich gern dabei.
Im Herbst steht ein anderer US-Sport in Köln im Fokus: Der DBB spielt die Vorrunde der Basketball-Europameisterschaft in der Lanxess-Arena.
Draisaitl: Ja, Dirk wird da sein und verdientermaßen eine große Ehrung erhalten. Das Turnier werde ich natürlich auch verfolgen, wie das deutsche Team sich schlägt. Sie haben das Zeug für eine gute EM, das Kölner Publikum wird sicher ein starker Rückhalt sein.