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Innovationen beim FußballDarum tragen die FC-Profis in dieser Saison einen BH unter dem Trikot

1.FC Köln vs. Union Berlin, 6. Spieltag, 11.09.2022, 15.30 Uhr, Timo Hübers (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Timo Hübers am 11. September 2022 beim Heimspiel des 1. FC Köln gegen Union Berlin.

Beim Testspiel gegen den AC Mailand testete der 1. FC Köln einige Innovationen. Zumindest im Bereich der Datenanalyse werden einige Innovationen weiter fortgesetzt.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Die Digitalisierungs-Messe „Digital X“ in Köln beleuchtet zwei Tage lang, wo Deutschland derzeit steht. Eine Talkrunde am Dienstag (13. September 2022) drehte sich auch um die technischen Entwicklungsmöglichkeiten im Fußball und da hatte der 1. FC Köln Mitte Juli beim Testspiel gegen den AC Mailand Neuland betreten.

Eine Wiederholung auf diesem Niveau, das wurde schnell klar, wird es in dieser Form nicht geben. „Rund um das Spielfeld – beispielsweise bei der Bierversorgung oder der Fanführung - können wir bei technischen Innovationen gerne Gas geben“, sagte Lukas Berg (29), der Administrations-Chef beim FC. „Aber auf dem Platz lassen wir einen Schutzwall. Gegen permanente Kameras würde ich ein Veto einlegen“.

1. FC Köln: Steffen Baumgart ist kein Fan von zu vielen Innovationen

Beim Testspiel wurden Spieler und Schiedsrichter mit Kameras ausgestattet. Für Kommentator Christian Straßburger (33) waren die Bilder ein absoluter Mehrwert. „Bodycams können theoretisch auch dem VAR helfen. Fußball ist Unterhaltung, daher sollten wir so etwas häufiger testen. Wir müssen in Deutschland insgesamt lockerer werden und mehr Mut zeigen.“

Doch zumindest in Köln wird er da eher auf Widerstand stoßen. „Steffen Baumgart hat mir gesagt: ‚Lass mich mit deinem Quatsch in Ruhe‘“, sagte Moderator Jan Henkel (49). „Nicht jeder Trainer wird bei diesen Innovationen mitspielen, weil der Bauch auch mitspielt“.

Vor dem Mailand-Duell, das machte Berg noch einmal deutlich, gab es viel Gesprächsbedarf beim 1. FC Köln. „Da war eine hohe Barriere, vor allem wegen der Cable Guys. Wir sind uns nach diesem Experiment einig, dass wir das Spiel schützen müssen. Die Aussagen, die beispielsweise Mark Uth auf dem Platz getätigt hat, mussten gefiltert werden.“

In einem Bereich haben die Innovationen aber schon Einzug erhalten, verriet Berg. „Seit dieser Saison tragen alle unsere Spieler unter den Trikots eine Art BH, in dem ein Chip eingearbeitet ist, der Daten sammelt. Auch da war viel Überzeugung notwendig. Aber nachdem das erste Spiel damit gewonnen wurde, blieb es dabei“.

Christian Straßburger, Alexander Dechant, Jan Henkel und Lukas Berg bei Moderatorin Anett Sattler.

Bei der „Digital X“ gab es am Dienstag (13. September 2022) eine Talkrunde mit der MagentaTV-Crew Christian Straßburger, Alexander Dechant und Jan Henkel sowie Lukas Berg vom 1. FC Köln bei Moderatorin Anett Sattler (v.l.).

Die Chips sollen mehr Daten liefern als die bisher bekannten Werte wie Ballbesitz, Zweikampf- oder Pass-Quoten. Für Henkel ist diese Entwicklung im Alexa- und Siri-Zeitalter nur natürlich. „Vor Künstlicher Intelligenz wird keine Sparte mehr Halt machen. Algorithmen können Passoptionen oder Tiefenläufe analysieren.“

Der TV-Taktik-Experte sieht die Entwicklung schon vor Augen. „Irgendwann wird ein Trainer eine Verbindung zum Betreuer der Künstlichen Intelligenz haben, um Möglichkeiten im Spiel zu diskutieren. Und nach dem Spiel können wir dann sagen, dass ein Spieler bei zehn Pässen achtmal die beste Option gewählt hat oder dass der FC insgesamt 65 Prozent richtige Entscheidungen getroffen hat. Das ist dann ein neues Qualitätsmerkmal“.

MagentaTV: Bei der WM wird es einen digitalen Co-Trainer geben

Selbst dies sei aber noch zweifelhaft, warf Berg ein. „Bei unserer Spielanlage sind vielleicht andere Entscheidungen richtig als beispielsweise beim FC Augsburg. Es geht um Relevanz statt Penetranz. Man muss das schon extrem filtern, was hilft und was nicht. Auf dem Platz geht es auch immer noch um Mentalität, Einsatz und Laufbereitschaft. Dennoch sehen wir, dass in England und vor allem Amerika schon sehr große Analyse-Teams im Einsatz sind und wir da Nachholbedarf haben.“

Henkel wird bei der anstehenden WM in Katar für MagentaTV die Spiele analysieren. „Da werde ich einen digitalen Co-Trainer an meiner Seite haben, eine Art R2D2. Dennoch haben wir den Slogan, dass vom Enkelkind bis zur Großmutter jeder Fußball verstehen soll.“