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Kader-Kritik und SparkursNach Fehlstart: FC-Bosse erklären Weg und brechen CAS-Schweigen

1. FC Köln, Lanxess-Arena, Mitgliederversammlung.

FC-Geschäftsführer Christian Keller bei der Mitgliederversammlung am 27. September 2023 in der Lanxess-Arena.

Die Verantwortlichen des 1. FC Köln sind nach der Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS „zuversichtlich“, einer Transfersperre zu entgehen. Zudem verteidigen sie ihren Kurs.

von Marcel Schwamborn  (msw)Jürgen Kemper  (kem)

Sie wollten alles „spürbar anders“ machen. Mit einem „Talk-Tresen“ und einer „Lounge-Ecke“ sollte die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am Mittwochabend (27. September 2023) kurzweiliger, kürzer und kreativer gestaltet werden.

Heraus kam jedoch in vielen Phasen eine äußerst groteske Veranstaltung. Die 1118 Mitglieder waren nicht in die Lanxess-Arena gekommen, um Vorträge über ein Werterad oder Worthülsen zur festgefahrenen Geißbockheim-Problematik zu hören.

1. FC Köln: Steffen Baumgart nur mit Mini-Besuch bei der Versammlung

Die aktuelle sportliche Situation mit nur einem Punkt nach fünf Spielen sowie die verhängte Transfersperre durch die Fifa beunruhigt den Anhang. Trainer Steffen Baumgart (51) absolvierte mit seinem Team nur einen 14-minütigen Mini-Auftritt. Zeit für erhellende Ausführungen wurde ihm auch nicht gegeben.

So mussten sich alle über zwei Stunden gedulden, ehe Geschäftsführer Christian Keller (46) endlich ans Mikrofon durfte, um die aktuellen Probleme zu besprechen. Und der Sportchef ging gleich in die Vollen: „Ich kenne die Vorwürfe. Keller spart den FC kaputt und keiner macht was dagegen, wird gesagt. Und: Der Kader ist auf einzelnen Positionen unzureichend besetzt.“

Den Sparkurs verteidigte Keller vehement. „Es ist total wichtig, dass wir den Kaderetat um 25 Prozent reduziert haben.“ 15 Millionen Euro habe man so im abgelaufenen Jahr eingespart. „Mit den tief roten Zahlen wäre die Überlebensfähigkeit gefährdet gewesen.“ Alternativen wäre nur ein Investor oder das „Verfrühstücken“ weiterer zukünftiger Einnahmen gewesen. Das sei – „ohne Polemik und Populismus“ – kein Weg. „Wir müssen ein gesundes Fundament für den FC bauen.“

Beim Vorwurf, der Kader sei nicht gut genug, zeigte sich Keller erfrischend ehrlich. „Wir wissen, dass wir derzeit nicht im höchsten Regal einkaufen. Wir haben bei der Rekrutierung Limits. Dass es dir da an Erfahrung im Kader fehlt, ist klar.“ Aber der Sport-Boss ist weiterhin überzeugt. „Diese Mannschaft und dieses Trainerteam identifizieren sich zu 100 Prozent für den FC und sind bereit, ihr Bestes für den Verein zu geben. Wir sollten dieser Gruppe Vertrauen schenken.“

1. FC Köln: Christian Keller spricht von einem Drahtseilakt

Keller weiter deutlich: „Es ist ein Drahtseilakt: Wir versuchen wirtschaftliche Gesundung und die Aufrechterhaltung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit in Balance zu bringen. Wir werden das hinbekommen, wenn wir zusammenhalten. Dann ist die Wahrscheinlichkeit immens hoch, dass wir es diese Saison wieder hinkriegen. Und dass der eine oder andere, der sich einen Stürmer wünscht, nächste Saison zufriedengestellt wird. Ich finde unsere Stürmer übrigens okay.“

Fans singen bei der Mitgliederversammlung die Hymne und halten ihre Schals in die Höhe.

Nur etwas mehr als 1100 Mitglieder waren zur Versammlung in die Lanxess-Arena gekommen.

Ein weiteres wichtiges Thema, das allen unter den Nägeln brannte: das laufende CAS-Verfahren wegen der Fifa-Sperre im Rechtsstreit mit Ljubljana um Sturm-Talent Jaka Cuber Potocnik (18). Vize-Präsident Carsten Wettich (44) berichtete von der Anhörung in Lausanne. „Es war sehr umsichtig und gut strukturiert. Am Ende sind alle Parteien bei ihren Anträgen geblieben. Aus unserer Sicht haben unsere Zeugen bestätigt, dass der Sachverhalt, wie von uns vorgetragen, richtig ist“.

Demzufolge hätten Zeugen bestätigt, dass schriftliche Zusagen an den Spieler nicht eingehalten wurde und Potocnik rechtmäßig gekündigt habe. Wann der Sport-Gerichtshof ein Urteil fallen wird, kann auch Wettich nicht absehen. „Wir sind aber zuversichtlich, dass der CAS die Kündigung von Jaka anerkennen und die Transfersperre aufheben wird“.

Trotz des neuen Versammlung-Formats gab es auch wieder Szenen wie in fast vergessenen Jahren. Als ein FC-Mitglied einen Antrag stellte, ging die Abstimmung im Tumult unter. Statt die elektronischen Geräte zu nutzen, wurde per Handzeichen abgestimmt. Dieses Ergebnis fiel nicht eindeutig aus, Präsident Werner Wolf (67) sah eine Ablehnung des Antrags.

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Bei Fan-Fragen gab es viele Buh-Rufe und Pfiffe gegen die Bosse

Buh-Rufe und „Schiebung“-Rufe dröhnten durch die Halle, der Antragsteller versuchte auf die Bühne zu stürmen, wurde von Vize-Präsident Wettich zurückgehalten. „Herr Brenner, sie haben kein Rederecht“, rief Wolf. Das Handgemenge an der Bühne bot ein peinliches Bild.

Ein Mitglied bezeichnete die ehemalige Geschäftsführung um Alexander Wehrle (48) als „Zahlen-Zauberer“ und hielt einen minutenlangen Monolog, der mit den Worten endete: „Die Frage ist: Habt ihr das verstanden?“