Auf den 1. FC Köln wartet ein großer Tag. Gegen den VfL Wolfsburg winkt die zweite Europapokal-Qualifikation der vergangenen 30 Jahre. Die Bosse wenden sich mit einem Appell an die Fans.
Alles spricht für Euro-QualiBosse mit Fan-Appell: FC kann sich keinen Platzsturm leisten
Köln vor dem finalen Schritt nach Europa. Macht der FC seinen großen Traum am Samstagnachmittag gegen Wolfsburg (15.30 Uhr) wahr, wird der 7. Mai zum neuen kölschen Feiertag. Bei den Klub-Bossen schwingen aber auch Jubel-Sorgen mit!
Die Bilder vom 20. Mai 2017 sind unvergessen. Mit einem 2:0-Sieg gegen Mainz zog der FC in die Europa League ein – es war die erste Teilnahme am internationalen Geschäft nach 25 Jahren Durststrecke. Im Rhein-Energie-Stadion gab es kein Halten mehr: Zehntausende Fans stürmten den Platz, Torjäger Anthony Modeste (34) wurde auf Händen durch Müngersdorf getragen.
1813 Tage später ist der FC mit Steffen Baumgart (50) noch einen Punkt von der erneuten Euro-Quali entfernt, die weitaus sensationeller als damals wäre. Jubel-Szenen wie vor fünf Jahren soll es aber nicht geben. Kein Witz: Nach den heftigen Pandemie-Schäden muss nicht nur am Kader gespart werden – auch einen Platzsturm kann sich der FC nicht leisten!
Philipp Türoff: „Im Sinne aller, dass sich dies nicht wiederholt“
Am Freitag appellierten Geschäftsführung und Vorstand deswegen in einer gemeinsamen Mitteilung an alle Zuschauerinnen und Zuschauer, den Innenraum nicht zu betreten. Finanzboss Philipp Türoff (45) sagt: „So außergewöhnlich die Bilder auch waren, bergen solche Szenen auch immer die Gefahr von Unfällen und gesundheitlichen Schäden bei Fans und Spielern. 2017 entstanden durch die Flutung des Innenraums Sachschäden in sechsstelliger Höhe bei uns und bei zahlreichen Dienstleistern. In der angespannten wirtschaftlichen Lage für alle wäre es im Sinne aller Beteiligten, dass sich dies nicht wiederholt.“
85 Millionen Euro Umsatz sind dem FC in den Corona-Jahren durch die Lappen gegangen. Türoff ergänzt: „Wir wissen, dass wir die Emotionen bei unseren Fans nicht unterdrücken können. Und das wollen wir auch nicht. Wir appellieren an alle Fans im Stadion, im Hinblick auf finanzielle und gesundheitliche Risiken, nach dem Spiel auf den Rängen zu bleiben und von dort aus die Mannschaft zu feiern.“ Der Klub zieht zudem die Tribünen-Zäune hoch, stockt sein Security-Personal auf. Ob das alles angesichts der riesigen Euro-Euphorie reicht? Fraglich…
Fakt ist: Alles spricht dafür, dass der FC gegen die Wölfe zumindest die Conference League klarmacht! Dafür braucht das Baumgart-Team lediglich noch einen Punkt – und den auch nur, falls Hoffenheim parallel gegen Leverkusen gewinnt. Mit einem Kölner Sieg könnte (bei einer Pleite von Union in Freiburg) auch die Europa-League-Teilnahme fix sein. Patzen wiederum Freiburg und Leipzig (Sonntagabend gegen Augsburg) lebt sogar der Traum von der Champions League.
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Was für Kölns Euro-Quali gegen den VfL Wolfsburg spricht
Warum der FC mindestens einen Punkt holt?
- Kein Team läuft derzeit so heiß wie die Baumgart-Jungs, die mit vier Siegen in Folge der formstärkste Bundesligist sind.
- Die Fans dürfen die beste FC-Offensive seit 30 Jahren bestaunen. Vier Partien mit mindestens drei Treffern gelangen zuletzt 1992, als noch Pierre Littbarski (62) die Gegner schwindelig dribbelte.
- Gegen Wolfsburg gab es in den vergangenen zehn Jahren immer mindestens einen Heim-Punkt. Der letzte VfL-Sieg in Müngersdorf datiert vom 6. August 2011.
- Unter Baumgart ist der FC zu Hause sowieso kaum zu bezwingen, hat seine Ausbeute im Vergleich zur Vorsaison bereits mehr als verdoppelt (von 14 auf 31 Punkte).
- Und Anthony Modeste ist fest entschlossen, VfL-Boss Jörg Schmadtke (58) erneut abzuschießen. 2017 hatte ihn der Ex-FC-Geschäftsführer nach China verkauft, jetzt kann der Franzose gegen ihn und seine Wölfe die 20-Tore-Marke knacken.
Ob Tony dann wieder auf Händen getragen wird, bleibt abzuwarten. Von einer rauschenden Euro-Party will auch Coach Baumgart noch nichts wissen: „Wenn wir das Spiel nicht gewinnen, sind wir immer noch im Rennen um die internationalen Wettbewerbe. Wenn wir gewinnen, haben wir vielleicht schon was klargemacht und trotzdem geht es vielleicht noch einen Schritt weiter.“ In die Königsklasse, so verrückt es auch klingen mag.
Sportboss Christian Keller (43) betont: „Wir wollen die Saison bestmöglich beenden und brauchen dafür bis zum letzten Spieltag den vollen Fokus auf dem Platz. Unabhängig vom Spielausgang gegen Wolfsburg wird deshalb auch das letzte Saisonspiel in Stuttgart nochmals hohe Bedeutung haben.“
Sieht Baumgart genauso: „Eines habe ich gelernt: Wenn du zu früh anfängst zu feiern, lässt du vielleicht etwas liegen. Deswegen ist es für mich schwierig, schon in irgendwelche Feierplanungen zu gehen. Aber ob ich's verhindern kann, weiß ich nicht. Ob ich's verhindern will, weiß ich auch nicht. Fragen Sie Samstag nach dem Spiel.“