Horror-Zahlen und HoffnungsschimmerCorona kostet 1. FC Köln 63 Millionen Euro
Köln – Dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie für den 1. FC Köln schlimm ausfallen würden, war klar. Nachdem Kölns Finanzchef Alexander Wehrle (46) am Mittwoch (31. März 2021) mit monatelanger Verspätung und mit einem Ausblick auf die laufende Saison die Geschäftszahlen vorgestellt hatte, wurde deutlich: Es ist richtig schlimm. Rund 63 Millionen Euro Umsatz brachen dem Bundesligisten durch die Pandemie insgesamt weg. Mit verschiedenen Mitteln, allerdings ohne die Suche nach einem Investor, kämpft man nun ums wirtschaftliche Überleben.
- Massive Einnahmeverluste in der Bilanz des 1. FC Köln
- Genussrechte: Privatpersonen und Unternehmen stellen Geld zur Verfügung
- Hoffnung auf Zuschauer zum Start der neuen Bundesliga-Saison
Jahrelang konnte FC-Finanzchef Alexander Wehrle positive Finanzzahlen präsentieren. Doch die Spielzeit 2019/20 bedeutet eine Zeitenwende.
Einerseits, weil der Klub für eine wettbewerbsfähige Mannschaft ein Minus von 13,3 Millionen Euro schon vor der Saison einkalkulierte. Andererseits, weil dann mit Corona, der Unterbrechung des Spielbetriebs und die folgenden Geisterspiele massive Umsatzeinbrüche zu verzeichnen waren. „Auch wenn wir zur Zielerreichung des Klassenerhalts und der damit verbundenen Investitionen in den Lizenzkader bewusst mit einem einkalkulierten Verlust in die Saison gegangen sind, hat die im März 2020 begonnene Pandemie und die damit verbundenen Heimspiele ohne Zuschauer die wirtschaftliche Substanz des Klubs deutlich angegriffen. Die Corona-bedingten Umsatzeinbußen in Höhe von 13 Millionen Euro konnten trotz der eingeleiteten Gegenmaßnahmen nicht kompensiert werden“, sagt Wehrle.
1. FC Köln: Über 23 Millionen Euro minus in der Saison 2019/20
Unter dem Strich steht für die Saison 2019/20 ein Minus von über 23 Millionen Euro. Nur dank des in den Vorjahren erarbeiteten Polsters konnte ein Sturz ins negative Eigenkapitalnoch verhindert werden.
„Die vergangenen wirtschaftlich sehr erfolgreichen Jahre mit dem Aufbau von Eigenkapital in Höhe von 38 Millionen Euro haben dafür gesorgt, dass der 1. FC Köln zum 30. Juni 2020 trotz der Pandemie nach wie vor über ein sehr stabiles Eigenkapital in Höhe von rund 15 Millionen Euro verfügt“, so Wehrle.
Doch die Pandemie hat die Bundesliga und damit auch den 1. FC Köln weiter fest im Griff. Trotz aller Maßnahmen – Kurzarbeit, Spenden von Sponsoren und Dauerkarten-Inhabern und Gehaltsverzicht – schreibt der Klub tiefrote Zahlen. Wehrle rechnet mit einem Umsatzverlust in dieser Spielzeit von rund 50 Millionen Euro!
1. FC Köln: Eigenkapital durch Genussrechte
Der Klub muss zwei Herausforderungen schultern: Einerseits dafür sorgen, dass das Eigenkapital positiv bleibt, andererseits zahlungsfähig bleiben. Um das zu stärken legte man das Genussrechtsprogramm auf, bei dem man von Personen und Unternehmen Kapital bekommt, dass im Fall des Unternehmensgewinns verzinst wird. Da der Kapitalgeber im Insolvenzfall sein Geld verliert, werden diese Verbindlichkeiten dem Eigenkapital zugerechnet. Ein zweistelliger Millionenbetrag soll hier erwirtschaftet werden.
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Um weiter die Millionen-Gehälter der Spieler finanzieren zu können, beantragte der 1. FC Köln im Januar eine Landesbürgschaft über 20 Millionen Euro. Der Kredit bei der FC-Hausbank, der mit der Landesbürgschaft abgesichert wird, läuft über 6 Jahre.
Verbindlichkeiten des 1. FC Köln steigen massiv an
So steigen die Verbindlichkeiten massiv an. Und es wird klar: Über die nächsten Jahre werden die fälligen Zinsen den Verein belasten, zudem müssen noch 21 Millionen Euro an Transferzahlungen für Spieler wie Bornauw, Andersson oder Limnios abgestottert werden, an Forderungen stehen da nur acht Millionen Euro entgegen.
Trotzdem zeigt man sich zuversichtlich, auch dank der Zusagen von Top-Sponsoren wie Ausrüster Hummel, Hauptpartner DEVK und der Telekom, die über die nächsten vier Jahre rund 30 Millionen Euro Einnahmen bringen. „Wir sind stabil aufgestellt und das ligaunabhängig“, betont Wehrle, dass man auch in eine mögliche Zweitliga-Saison mit dem Ziel Wiederaufstieg gehen würde. Auf einen Investor will man allerdings weiterhin verzichten. „Das ist Philosophie unseres Vereins, die wir als Geschäftsführung umsetzen.“
Rhein-Energie-Stadion: Pacht finanzieller Hoffnungsschimmer
Für die neue Spielzeit rechnet der Finanzchef zumindest mit einer Teilzulassung von Zuschauern für das Rhein-Energie-Stadion. „Sollten während der kompletten Spielzeit 2021/22 keine Zuschauer zugelassen werden,, müssen wir neue Maßnahmen treffen, das ist jetzt schon klar.“
Apropos Rhein-Energie-Stadion: Da gibt es noch einen Hoffnungsschimmer. Die Verhandlungen mit der Stadt über eine Pachtreduzierung werden in einer Atmosphäre gegenseitigen Verständnisses geführt. Eine nachträgliche Mietreduktion würde das Minus in der Saison 2020/21 ein wenig kleiner ausfallen lassen.
Die Kennzahlen der Bilanz des 1. FC Köln:
Jahresumsatz: 122,5 Mio. Euro (Vorjahr/2. Liga: 114,6 Mio. Euro) Jahresergebnis nach Steuern: -23,8 Mio. Euro (Vorjahr/2. Liga: 1,1 Mio. Euro)
Operatives Ergebnis (EBITDA): 0,6 Mio. Euro (Vorjahr/2. Liga: 22,4 Mio. Euro)
Eigenkapital: 14,8 Mio. Euro (Vorjahr/2. Liga: 38,6 Mio. Euro)