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„Nicht gelungen“FC-Versammlung lief aus dem Ruder: Bosse nach Kritik und Denkzettel selbstkritisch

Jana Wosnitza führt durch die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln.

Der Vorstand und die Geschäftsführung des 1. FC Köln mussten sich auf der Mitgliederversammlung am 27. September 2023 unangenehme Fragen gefallen lassen.

Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln hat mal wieder den Rahmen gesprengt. Über sieben Stunden wurde debattiert. Dabei ging es weniger um das Sportliche, vielmehr stand ein Reiz-Thema im Mittelpunkt.

von Jürgen Kemper  (kem)Marcel Schwamborn  (msw)

Es gab viel zu besprechen bei der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln (27. September 2023). Erst um 1.06 Uhr konnte die Runde beendet werden. Satte sieben Stunden dauerte die Veranstaltung in der Lanxess-Arena, obwohl keine entscheidenden Wahlen auf der Tagesordnung standen.

Der Plan, das Programm mit einem neuen Format kompakter und straffer zu gestalten, ging gründlich in die Hose. Am Ende saßen nur noch rund 500 Menschen in der Halle (hier noch einmal alles nachlesen). Der neu installierte „Talk-Tresen“ erwies sich als Zeitfresser. „Das neue Format ist nicht gelungen“, musste auch Präsident Werner Wolf zugeben.

1. FC Köln: Mitgliederversammlung dauerte sieben Stunden

So ging nach Mitternacht eine wichtige Satzungsänderung fast unter. Die sogenannte „Notverkaufsklausel“ wurde gestrichen. Diese besagte bisher, dass der Vorstand 12,5 Prozent der FC-Anteile bei einer „wirtschaftlichen Notlage“ verkaufen könnte, ohne die Zustimmung der Mitgliederversammlung einzuholen. Das ist nun Geschichte.

Überraschend war vor allem, dass es angesichts der durchaus kritischen Lage – nur ein Punkt aus den ersten fünf Bundesliga-Partien, Fifa-Strafe – verhältnismäßig wenig um das Sportliche ging. Christian Keller musste sich zwar für die Kader-Zusammenstellung rechtfertigen und erklären, warum er keinen neuen Stürmer mehr verpflichtet hat, doch die Themen des Abends lagen fernab des grünen Rasens.

1. FC Köln: Notverkaufsklausel aus Satzung gestrichen

„Es wurde wenig zur sportlichen Situation gefragt, sondern zu 97 anderen Dingen“, fasste Werner Wolf die rund 30 Redebeiträge zusammen, die alleine drei Stunden in Beschlag nahmen.

Größtes Reiz-Thema war dabei der umstrittene Sponsoren-Deal mit dem Wett-Partner Gauselmann. Das familiengeführte Glücksspielunternehmen (u.a. „Merkur“) ist in der Saison 2023/24 auf den Werbebanden des Rhein-Energie-Stadions prominent vertreten. Geschäftsführer Markus Rejek geriet dabei in arge Erklärungsnot, die Ablehnung des Deals war offenbar größer als gedacht.

Das Publikum quittierte die Ausführungen mit lautstarken Pfiffen und Buh-Rufen. „Wir waren nicht überrascht von den Reaktionen. Es ist ein Thema, das die Menschen bewegt. Wir nehmen das ernst“, sagte Wolf über die hitzigen Debatten.

Was vielen sauer aufgestoßen sein dürfte, ist die Diskrepanz zwischen dem an diesem Abend oft gepriesenen neuen „Werterad“ – eine Art „Gebrauchsanleitung“, um künftige Entscheidungen zu treffen – und dem Glücksspiel-Deal. „Hätten wir vorher gewusst, auf welches Echo das bei unseren Mitgliedern stößt, hätten wir das nicht gemacht“, sagte Wolf.

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Rejek verzettelte sich bei seinen Erklärungen zum Sponsoring-Vertrag. Erst wies er darauf hin, dass Vermarktungspartner Infront ihn an Land gezogen habe, dann verriet er, dass der Deal durch sein persönliches Netzwerk zustande gekommen sei. Zwischendurch redete sich der Geschäftsführer fast um Kopf und Kragen, als er das „dreckige Köln“ kritisierte und um Unterstützung für die Heim-EM warb.

Diese aufgeheizte Diskussion, viele nichtssagende Statements, der Stillstand beim Geißbockheim-Ausbau und der Ärger über den ungeliebten Claim „Spürbar anders“, den viele Mitglieder offenbar lieber heute als morgen abschaffen würden, kosteten dem Präsidium am Ende auch viele Stimmen bei der Entlastung.

1. FC Köln: „Denkzettel“ für Vorstand von den Mitgliedern

Während alle anderen Gremien mit über 90 Prozent entlastet wurden, bekam der Vorstand mit nur 65 Prozent Zustimmung eine echte Watschn verpasst. „Nach der Diskussion war das klar, dass wir einen Denkzettel bekommen. Wir müssen jetzt aber nicht in den Rhein springen“, sah es Wolf nüchtern.

Gleichwohl dürften die nächsten zwei Jahre bis zu den Vorstandswahlen 2025 entscheidend werden. Das Verhältnis zwischen Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich sowie dem Mitgliederrat ist – wie der Abend zeigte – mehr als gestört. Schon in der Nacht mehrten sich in den sozialen Medien die Kommentare, dass es das Trio unter diesen Voraussetzungen schwer haben dürfte, im Amt bestätigt zu werden.