„Staatsfeind Nummer 1“Modeste-Vorwürfe gegen den FC – die wiegelten Köln-Bosse schon vor Monaten ab

Anthony Modeste beschwert sich im Trikot des 1. FC Köln über eine Schiedsrichterentscheidung.

Anthony Modeste beschwert sich am 19. Dezember im Trikot des 1. FC Köln über eine Schiedsrichterentscheidung. Nun hat er sich über Pfiffe der FC-Fans beschwert.

Nach seinem Abgang aus Köln fühlt sich Anthony Modeste ungerecht behandelt. Gegen den FC erhebt der Stürmer Vorwürfe – die FC-Bosse hatten aber schon vor Monaten was anderes gesagt.

von Antje Rehse  (are)

Im vergangenen Sommer trennten sich die Wege von Anthony Modeste (35) und dem 1. FC Köln zum zweiten Mal. Der Angreifer verließ die Geißböcke Richtung Dortmund, wurde beim BVB aber nicht wirklich glücklich.

Der FC ging mit den zwei Mittelstürmern Steffen Tigges (24) und Florian Dietz (24) in die Saison. Doch Modestes Stürmertore fehlten. Der Verein legte deshalb im Winter durch den Transfer von Davie Selke (28) in der Offensive noch einmal nach.

Modeste über Pfiffe der FC-Fans: „Staatsfeind Nummer 1“

Viele FC-Fans nahmen Modeste den Wechsel, der den Verein nun schon zum zweiten Mal nach erfolgreicher Europapokal-Qualifikation verlassen hatte, richtig übel. Beim Gastspiel des BVB in Köln wurde der Franzose gnadenlos ausgepfiffen.

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Eine Reaktion, die dem Franzosen wehgetan hat. „Die Fans und ich hatten eine leidenschaftliche Geschichte. Wir liebten uns so sehr, dass aus Liebe leider bei manchen Fans Wut wurde“, sagte er nun rückblickend gegenüber „Bild“. „Wir haben zweimal die Qualifikation für Europa geschafft. Ich habe mein Bestes gegeben. Was muss man mehr tun, um eine Fußballlegende zu sein? Dann werde ich mit 34 Jahren am Ende nach Dortmund verkauft und werde zum Staatsfeind Nummer 1 in der Stadt. Das verstehe ich nicht.“

Modeste fühlt sich falsch verstanden und ungerecht behandelt. Er wollte den FC gar nicht verlassen, beteuerte er. Vielmehr wollte er seinen Vertrag, der im Sommer 2023 ausgelaufen wäre, sogar um ein weiteres Jahr verlängern. Der FC musste ihn aus finanziellen Gründen vertrösten. Kurz vor dem Saisonstart wurde sein Abschied plötzlich konkret.

„Da mein Gehalt ein Problem darstellte, stand ich ganz oben auf der Liste der zum Verkauf stehenden Spieler“, sagte Modeste. „Diese Information erhielt ich im Trainingslager zum ersten Mal, war geschockt, enttäuscht und sauer.“

Kokettierte er deshalb plötzlich öffentlich mit einem Wechsel? „Ich habe nur eine Karriere, um Titel zu holen, aber auch um Geld zu verdienen“, sagte er damals. „Das wird aber kein Problem sein, denn der Top-Verdiener muss ja weg“, stichelte er. Heute sagt er zu diesem Auftritt: „Natürlich war ich da geladen, frustriert und völlig überrumpelt und habe dadurch leider einen großen Fehler in der Kommunikation gemacht und zu heftig reagiert.“

Modeste wurde schließlich für rund fünf Millionen Euro nach Dortmund verkauft, wo er nicht nur zum ersten Mal in seinem Leben Champions League spielen durfte, sondern auch deutlich mehr als in Köln verdiente.

Für den FC war der Modeste-Abschied sportlich ein Riesen-Verlust, finanziell half der Transfer dem angeschlagenen Verein weiter. Letztendlich profitierten also beide vom Wechsel. Eine Tatsache, aus der die Verantwortlichen allerdings auch kein Geheimnis machten – auch wenn Modeste das nun anders darstellte.

„Sie sind da, um den Verein am Leben zu halten. Sie hätten aber ruhig erwähnen können, dass es zum Wohle des Vereins getan wurde und dass sie sich über meinen Abgang einig waren. Ja, ich habe Geld verdient, aber der Verein hat auch Geld mit mir verdient“, sagte er.

Streit um Rückennummer: Modeste war „schockiert“

Fakt ist: Sportboss Christian Keller (44) hatte schon unmittelbar nach dem Transfer gesagt: „Ich habe Tony gefragt: Willst du das wirklich machen? Er hat zu mir gesagt, dass er auf jeden Fall will. Dann war für mich klar, dass ich vertieft in Gespräche mit Borussia Dortmund einsteige. Es musste aber auch für uns passen im Endeffekt – und das tut’s.“ Trainer Steffen Baumgart (51) meinte: „Wir haben das alle gemeinsam entschieden.“

Ähnlich war es 2017, als Modeste den FC nach langem Hickhack Richtung China verließ, im Nachhinein aber den ehemaligen Geschäftsführer Sport Jörg Schmadtke (59) als treibende Kraft hinter dem Transfer ausmachte. Der konterte damals: „Ich habe noch nie erlebt, dass ein Spieler gegen seinen Willen transferiert wurde. Dazu bedarf es nämlich seiner Unterschrift.“

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Und dann wäre da noch die Sache mit der Rückennummer. Der neue FC-Stürmer Davie Selke bekam im Winter die 27, Familie Modeste reagierte sauer. „Vereinsintern wurde gesagt, dass die Nummer nicht mehr vergeben wird. Vier Monate nach meinem Wechsel wurde diese dann doch einer anderen Person übergeben. Ich war schockiert und meine Frau hat mich aufgefangen und war für mich da“, behauptete Modeste nun.

Stimmt das wirklich? Keller hatte sich bereits im Winter zum Nummernstreit wie folgt geäußert. „Ich habe beim Abschied nicht gehört, dass die 27 nicht mehr vergeben wird. Für mich ist das einfach eine Nummer. Wenn sie beiden Glück bringt, ist es doch gut.“

Das immerhin scheint auch Modeste so zu sehen. „Das hat nichts mit Davie Selke persönlich zu tun, im Gegenteil, ich wünsche ihm alles Gute und weiß, dass er mit dieser Rückennummer nur erfolgreich sein kann“, sagte er.