Wehrles letzter Millionen-KampfDoch keine Geisterspiele? FC fightet um Fans – und gegen neue Verluste

Alexander Wehrle beim Bundesliga-Spiel 1. FC Köln gegen VfB Stuttgart.

Alexander Wehrle bei Kölns Hinrunden-Abschluss gegen den VfB Stuttgart am 19. Dezember 2021 im Rhein-Energie-Stadion

Alexander Wehrles Wechsel zum VfB Stuttgart ist beschlossene Sache. Noch kämpft der Geschäftsführer aber mit vollem Einsatz für den 1. FC Köln. Gegen die Folgen der neuen Zuschauer-Beschränkungen.

von Martin Zenge  (mze)

Neues Jahr, alte Sorgen: Auf die Bundesliga-Klubs warten zum Rückrunden-Start wieder Geisterspiele – und damit neue, heftige Corona-Verluste. Für Alexander Wehrle (46) wird es der letzte Millionen-Kampf als FC-Boss, für Neu-Geschäftsführer Philipp Türoff (45) der erste. Fest steht: Köln will um jeden Fan fighten!

Jahres-Auftakt des 1. FC Köln bei Hertha BSC vor 3000 Fans

Eigentlich hatten die Ministerpräsidenten und Bundeskanzler Olaf Scholz (63) auf ihrem letzten Corona-Gipfel vor Weihnachten (am 21. Dezember) bundesweite Geisterkulissen beschlossen: „Überregionale Sport-, Kultur- und vergleichbare Großveranstaltungen finden spätestens ab dem 28. Dezember 2021 ohne Zuschauer statt“, hieß es.

Doch Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein kündigten bereits wenige Tage später andere Modelle an. Hertha (zum Rückrunden-Start gegen Köln) und Union dürfen 3000 Fans in ihre Stadien lassen, der HSV und St. Pauli Stand jetzt sogar bis zu 5000 – ein genehmigtes Hygiene-Konzept vorausgesetzt.

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Sonderwege, die auch am Geißbockheim für Aufsehen sorgen. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sagt zu EXPRESS.de: „Wir werden auf jeden Fall in der ersten Januar-Woche mit der Landesregierung in Düsseldorf und dem Gesundheitsamt Köln in den Dialog treten. Das sind wir allein schon unseren Dauerkarteninhabern schuldig.“

Das Ziel: keine Geisterspiele in Müngersdorf! Die Zuschauer-Zahlen aus Berlin und Hamburg dienen dabei zunächst als Orientierung.

Drei Geisterspiele kosten 1. FC Köln Zuschauer-Puffer

Bundesliga-Stadien gehören nachweislich nicht zu den Pandemie-Hotspots. Und die Hospitalisierungsrate in NRW liegt aktuell (30. Dezember 2021) bei 2,73 – deutlich unter dem Bundes-Durchschnitt (3,18) sowie auch unter dem Hamburger Wert (2,86). Wehrle sagt: „Das war bislang immer die Messgröße. Deswegen müssen wir schauen, wie unser erstes Heimspiel gegen Bayern München bewertet wird.“

Dieses findet am 15. Januar statt. Glück im Unglück für Köln: In den Wintermonaten Januar und Februar stehen mit Freiburg (5. Februar) und Frankfurt (19. Februar) nur zwei weitere Liga-Heimspiele an. Das Pokal-Achtelfinale gegen den HSV (18. Januar) kann als Bonus betrachtet werden, da es zu Saisonbeginn nicht einkalkuliert war. Zur Erinnerung: Ein Geisterspiel kostet den FC satte 1,8 Millionen Euro!

Noch liegen die Kölner dank der Hinrunde, wo die Zuschauer-Zahlen bis zum Derby gegen Gladbach kontinuierlich nach oben geschraubt wurden, deutlich über ihrer Fan-Kalkulation. Könnte sich in der Rückrunde, für die der Klub mit Vollauslastung gerechnet hat, ganz fix ändern…

Wehrle bestätigt: „Die Planung aus der Hinrunde ist übererfüllt worden, insofern gibt es schon einen Puffer.“ Doch dieser wäre mit leeren Rängen gegen Bayern, Freiburg und Frankfurt bereits aufgebraucht. Auch 3000 bis 5000 Fans wären nur eine kleine Hilfe. Und wie es ab März weitergeht, steht ohnehin in den Sternen – mit ausverkauften Stadien rechnet in der Liga jedenfalls so schnell keiner mehr.

1. FC Köln setzt wieder auf Genussrechte

Heißt für den FC, der durch die Pandemie in den vergangenen beiden Saisons schon 73 Millionen Euro verloren hat: Der Kampf gegen die Corona-Verluste geht in die nächste Runde! Wehrle, der ab 1. Januar Neu-Geschäftsführer Philipp Türoff an seiner Seite hat, gibt trotz seines angekündigten Stuttgart-Wechsels Vollgas.

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Spielerverkäufe sind nicht geplant, der Klub will stattdessen über Genussrechte erneut Mezzanine-Kapital einsammeln. „Da haben wir schon letzte Saison gut gearbeitet. Von daher sind wir zuversichtlich, dass wir das Ziel, zum 30. Juni ein positives Eigenkapital zu haben, wieder hinbekommen“, so Wehrle.

Sollte es eine längere Geisterspielphase geben, könnte auch ein neuer Gehaltsverzicht der Bosse und Profis zum Thema werden. „Damit muss man sich zumindest gedanklich mal auseinandersetzen, aber das werden wir intern besprechen. Bislang haben wir das noch nicht“, sagt Wehrle, der zum Jahresstart erst mal um jeden Fan kämpfen wird. Seine letzten FC-Monate werden eine riesige Herausforderung!