Nach einem Zusammenprall hatte ein Fußballer des Verbandsligisten SC Idar-Oberstein seine Zunge verschluckt. Sein Trainer wusste sofort, was zu tun ist – und rettete seinem Spieler das Leben.
Amateurfußball-DramaMit Schraubstollen-Schlüssel: Trainer rettet Spieler das Leben
Es war ein ganz normales Testspiel zwischen Hassia Bingen und dem SC Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. Und es war ein ganz normaler Zweikampf zwischen zwei Amateurkickern, der am Ende fast ein Leben gekostet hätte. Nach einem Zusammenprall in der Luft blieb Idar-Obersteins Akteur Luca Redschlag (25) reglos auf dem Platz liegen.
Der Vorfall ereignete sich bereits am 5. Februar 2022: Geistesgegenwärtig erkannte Trainer Andy Baumgartner (38) dann die Situation. Er stürmte mit Spieler Achille Ebongue (26) aufs Feld, noch bevor der Schiedsrichter die Partie unterbrechen konnte, und erkannte, dass Redschlag die Zunge verschluckt hatte.
Der 25-Jährige drohte zu ersticken. Baumgartner und der Physiotherapeut der Mannschaft reagierten geistesgegenwärtig und richtig: „Uns ist es gelungen, die Zunge mit einem Schraubstollen-Schlüssel herauszubekommen“, erzählte Baumgartner im Gespräch mit „fussball.de“.
Verbandsliga-Trainer rettet Spieler das Leben
Dabei retteten Redschlag zwei glückliche Umstände. Zum einen, dass der Trainer der Diamantenstädter Bundeswehrsoldat ist und weiß, wie man Erste Hilfe leistet. Zum anderen, dass im Medizinkoffer durch Zufall der Schraubstollen-Schlüssel lag. Das Werkzeug für die Fußballschuhe konnte Baumgartner als Hebel einsetzen und so die blockierende Zunge anheben.
„Als Luca zu Boden ging, ist einer meiner Spieler losgerannt und hat den kompletten Inhalt des Koffers vor mir ausgebreitet. Da lag dann auf einmal der Schlüssel auf dem Platz und er war das Einzige, was geeignet erschien, um eine hebelnde Bewegung zu erzielen. Deswegen haben wir ihn benutzt“, beschreibt Baumgartner den glücklichen Ausgang der Notfall-Situation.
Notfallversorgung im Amateurbereich mangelhaft
Baumgartner stellte fest: „Jeder Verein muss einen Erste-Hilfe-Beauftragten haben. Sobald ein Leben gerettet wird, ist es jeden Aufwand wert!“ Bei Fußballtrainerlehrgängen müssen Erste-Hilfe-Kurse nachgewiesen werden. Doch Baumgartner führte weiter aus: „Aber wie viele Trainer sind nicht lizensiert und müssen das nicht vorweisen? Wie viele reichen das einmal ein und sind dann 50 Jahre lang Trainer?“
Luca Redschlag jedenfalls geht es nach Angaben von Baumgartner „den Umständen entsprechend gut“ – er trug eine schwere Gehirnerschütterung davon. Sein Gegner, mit dem er zusammengeprallt war, kam vergleichsweise glimpflich mit einer Platzwunde am Kopf davon. Das Testspiel wurde nach dem Vorfall abgebrochen. (fs)