Champions LeagueBVB nur 1:1 gegen Sevilla – Hummels: „Da fehlt die Spielintelligenz“

Jude Bellingham setzt sich gegen die Sevilla-Abwehr durch und erzielt das Tor zum 1:1.

Jude Bellingham (Borussia Dortmund) trifft am 11. Oktober 2022 in der Champions League gegen den FC Sevilla zum 1:1.

Vierter Spieltag in der Champions League und Borussia Dortmund traf daheim auf den FC Sevilla.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Schon am vierten Spieltag der Champions League hätte Borussia Dortmund gegen den FC Sevilla das Achtelfinale perfekt machen können. In Gruppe G hätte ein Sieg gereicht, um Platz zwei hinter Manchester City zu festigen. Doch es gab nur ein 1:1. Danach gab es denkwürdige Aussagen von Mats Hummels. Was war der Grund?

Ab der 35. Minute war das BVB-Stadion ein Party-Tempel, die Fans sangen ununterbrochen. Kurz zuvor feierten sie Jude Bellingham, der das 1:1 gegen den FC Sevilla erzielt hatte. Doch viel mehr als Bellingham und lautstarke Fans hatte der BVB nicht zu bieten.

BVB: Nur Bellingham traf gegen Sevilla

Zuvor gingen die Gäste aus Spanien in Führung, Tanguy Nianzou traf nach 18 Minuten zum 0:1.

Borussia Dortmund ging mit stark veränderter Startelf in das Champions-League-Duell mit dem FC Sevilla. Im Vergleich zum Spiel gegen den FC Bayern (2:2) drei Tage zuvor nahm Trainer Edin Terzic fünf Änderungen vor.

Erstmals seit Anfang September stand Stammkeeper Gregor Kobel wieder im Tor. Anthony Modeste nahm den Platz des zuletzt überzeugenden Youssoufa Moukoko im Sturmzentrum ein. Der 17-Jährige erhielt zunächst eine Pause. „Letzte Saison hat er, glaube ich, 450 Minuten gespielt, davon 120 in der 3. Liga. Jetzt hat er Anfang Oktober schon deutlich mehr. Auch da müssen wir ein wenig aufpassen“, sagte Terzic vor der Partie bei Amazon Prime Video.

BVB-Trainer Terzic setzte auch auf Modeste, weil dieser mit Rückenwind auflaufen sollte, hatte er doch in der Nachspielzeit gegen den FC Bayern München das 2:2 erzielt. Doch gegen Sevilla blieb der Franzose wirkungslos, er bekam auch kaum Flankenbälle zugespielt.

Amazon-Experte Matthias Sammer sagte in der Pause: „Es ist zäh.“ In der 64. Minute kam Moukoko für Modeste ins Spiel. Vorne lief es nicht besser. Dann rettete Kobel gegen Lamela, der alleine vor dem Tor die Chance zum 2:1 für Sevilla hatte.

Neben Modeste und Kobel begannen auch Karim Adeyemi, Thomas Meunier und Tom Rothe. In der 85. Minute musste Meunier dann verletzt raus, Sorgen um den nächsten BVB-Star. Eine genaue Diagnose war noch nicht klar.

Am Ende blieb es beim 1:1 gegen schwache Gäste. Am 25. Oktober geht es mit dem Heimspiel gegen Manchester City für den BVB in der Königsklasse weiter. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit beim BVB.

Für viele Experten ist klar, dass Dortmund nicht nur auf den überragenden Bellingham setzen darf. Ex-Profi Mario Basler sagte beim Fan-Talk in Sport1: „Jude ist ein sensationeller Spieler, wenn er so weiterspielt, wird es eine Frage der Zeit sein, bis der Insel-Anruf kommt. Dann gibt es 20 Millionen netto.“ Bellingham trug zuletzt auch mal die Kapitänsbinde, weil Reus ausfiel. Basler fragte: „Wem sollst Du die sonst geben in der Truppe?“

Mats Hummels mit denkwürdigen Aussagen bei Amazon Prime

BVB-Profi Mats Hummels war sauer und enttäuscht nach dem 1:1 und gab ein denkwürdiges Interview bei Amazon Prime: „Ich formuliere es mal vorsichtig. Wir haben wieder viele unnötige Ballverluste fabriziert, wir haben es nicht geschafft, Druck aufzubauen. Fußball ist eigentlich einfach, aber wir machen es kompliziert. Da fehlt die Spielintelligenz. Es muss aus manchen Köpfen raus, dass Fußball sexy sein muss. Erfolgreicher Fußball ist nicht Hacke, Spitze, eins, zwei, drei auf fünf Metern.“ Es gehe darum, das „Richtige“ und nicht das „Besondere“ zu machen.

Hummels enttäuscht: „Ich versuche, das auf dem Platz zu kommunizieren. Aber das ist natürlich schwierig, wenn man das Gefühl hat, dass da nicht genug Leute sonst noch sind, die versuchen, den Laden immer wieder anzuschieben.“

Dann holte Hummels aus, sprach auch über Kollege Bellingham, der auf dem Platz in manchen Szenen abgewunken hatte und eine negative Körpersprache zeigte: „Jude will immer gewinnen. Er investiert extrem viel, wir alle lieben diesen Jungen. Dass er mit 19 gewisse Energien noch kanalisieren muss, ist völlig normal. Aber im Ernst: wenn einer in jeder Minute versucht, zu gewinnen, dann darf er auch mal meckern oder falsche Entscheidungen treffen. Da habe ich lieber ihn, der fünfmal meckert, als einen, der 90 Minuten schweigt und weniger Gas gibt.“

Hummels weiter auf die Frage von Moderator Sebastian Hellmann, wie das so sei, wenn man sich auf die Zunge beißen müsse: „Das ist nicht einfach. Ich würde gerne sehr inhaltlich über Fußball sprechen, aber dann heißt es nur in den großen Schlagzeilen: Hummels meckert. Es wird nicht auf das Inhaltliche eingegangen. Ich finde das ein bisschen schade.“ Deshalb biss er sich auf die Zunge bei Amazon Prime.

Sammer hoffte, dass die Wut nicht so schnell verfliegt bei Hummels. Dass die Kollegen in die Kabine kommen und sich fragen, warum hat Mats so schlechte Laune. Die nächsten Tage dürfte es beim BVB viele Gespräche geben... (ubo)