Bayern-Gegner in Champions LeagueWarum Fußball-Fans nicht „ManU“ zu Manchester United sagen sollten

Ein Blick auf das Old Trafford und die Statue von George Best, Dennis Law und Bobby Charlton vor dem Stadion in Manchester.

Ein Blick auf das Old Trafford und die Statue von George Best, Dennis Law und Bobby Charlton vor dem Stadion in Manchester. Das Foto wurde am 12. März 2023 aufgenommen.

Der FC Bayern München tritt am Mittwoch in der Champions League gegen Manchester United an. Die Engländer werden in Deutschland oft als „ManU“ abgekürzt – eine unabsichtliche Beleidigung.

von Denis Canalp  (can)

Der FC Bayern München empfängt am Mittwoch (20. September 2023, 21 Uhr) zum Auftakt in die neue Saison in der Champions League Manchester United. Rund um das Spiel ist selbst von Fußball-Experten in Deutschland immer wieder eine Formulierung zu hören, die völlig fehl am Platze ist, wenn es um Manchester United geht: „ManU“.

Zuletzt hatte Michael Ballack, früher Profi beim FC Chelsea, als DAZN-Experte während des Bundesliga-Topspiels zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen den Begriff gefühlt 100 Mal benutzt: „ManU“ hier, „ManU“ da.

Fans von Manchester United würden niemals „ManU“ sagen

Wer weiß, was hinter dem Begriff steckt, zuckt jedes Mal zusammen. Doch viele fußballinteressierte Menschen in Deutschland wissen gar nicht, was dahinter steckt. Und selbst TV-Experten stolpern immer wieder über die „ManU“-Falle.

Es gibt im englischen Sprachraum viele gängige Abkürzungen für den englischen Rekordmeister Manchester United: „ManUnited“, „Manchester Utd“, „United“, „Man Utd“ oder „Red Devils“. Außerhalb Englands — vor allem in Deutschland — ist jedoch oft von „ManU“ die Rede. Ein Begriff, den echte Fans von Manchester United aus gutem Grund niemals in den Mund nehmen würden.

Der Begriff „ManU“ stammt aus der dunkelsten Stunde der Vereinsgeschichte von Manchester United. Am 6. Februar 1958 wollte die Mannschaft von Manchester United nach einem Europapokalspiel bei Roter Stern Belgrad von Belgrad über München in die Heimat reisen. Nach dem Auftankstopp in München rutschte das Flugzeug beim dritten Startversuch von der vereisten Startbahn und explodierte.

„Busby Babes“ stürzen in München ab

Von den 44 Personen an Bord der Maschine kamen 23 ums Leben, die anderen 21 wurden verletzt. Unter den Toten befanden sich acht Spieler der legendären „Busby Babes“, die ihren Namen dem Trainer Sir Matt Busby, der den Absturz im Schneesturm von München überlebte, verdankten. Sieben Spieler starben sofort. Der achte, Englands Nationalspieler Duncan Edwards, wurde schwerverletzt ins „Klinikum an der Isar“ eingeliefert, fiel am 11. Februar ins Koma und erlag am 21. Februar seinen inneren Verletzungen.

Kurze Zeit später wurde die wenig freundliche Abkürzung „ManU“ in England erstmals benutzt. Fans von West Bromwich Albion waren es, die „ManU“ besangen, um United und den verstorbenen Edwards zu verhöhnen. „Duncan Edwards is manure, rotting in his grave, Man U are manure, rotting in your grave“, sangen Sie. Sie bezeichneten den kürzlich Verstorbenen als „manure“, also als Dünger und sangen, dass Edwards in seinem Grab verrotten soll. Nicht gerade die feine englische Art.

Doch die Anhänger von West Bromwich sind nicht alleine mit ihren geschmackslosen Verunglimpfungen. Später übernahmen Anhänger von Leeds United und des FC Liverpools das Lied, um die Toten von München zu verunglimpfen und fügten weitere unappetitliche Zeilen hinzu: „ManU went on a plane, ManU never came back again“ (Deutsch: „ManU nahm ein Flugzeug, ManU kam nie zurück“) und „Man U never intended coming home.“ (Deutsch: „ManU hatte nie beabsichtigt, zurückzukommen“)

Bei der letzten Zeile bilden die Anfangsbuchstaben das Wort „Munich“, eine weitere Provokation und ein weiterer Grund, auf die Abkürzung „ManU“ ein für alle Mal zu verzichten.