Vor dem Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool herrschte Chaos vor dem Stadion. Einmal mehr wirft alles ein schlechtes Bild auf den europäischen Verband UEFA.
Kommentar zum Chaos in ParisVersagen wie in Sevilla: UEFA-Bosse sind von Basis völlig entrückt
Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen ist ein großes europäisches Endspiel von schwerem Organisationsversagen überschattet worden. Nach den katastrophalen Umständen in Sevilla, wo Fans beinahe verdurstet sind, bleibt nun der Einlass-Skandal von Paris in Erinnerung. Ein Kommentar zu den Vorgängen.
Geschlossene Getränkestände, aggressive Polizisten, überforderte Ordner, sinnloser Pfefferspray-Einsatz, verspäteter Anstoß – das ist die Bilanz der Final-Duelle in Europa und Champions League. Ein beschämender Zustand für den europäischen Fußball-Verband UEFA, der diese beiden Saison-Highlights inszeniert.
UEFA: Große Probleme bei Finals der Europa und Champions League
Dass in Spanien und Frankreich viele Polizisten beim Kontakt mit Fußball-Fans auch schon mal die Beherrschung verlieren und schnell zum Knüppel greifen, ist das eine Problem. Dass aber die verantwortlichen Bosse inzwischen offenbar jeglichen Kontakt zur Basis verloren haben, ist dramatisch.
UEFA-Verantwortliche planen lieber einen verzweifelten „Super Bowl“-Show-Auftritt mit einer völlig deplatzierten Künstlerin wie Camila Cabello (25), statt für einen ordnungsgemäßen Einlass der Fans zu sorgen. Sicherlich mögen einige Anhänger und Anhängerinnen an den Arenen durch ihr Verhalten manchmal zur Eskalation beitragen. Aber die überwiegende Masse der Fans will einfach nur ein tolles Fußball-Spektakel feiern.
Dass in Sevilla bei hochsommerlichen Temperaturen kein Wasser mehr im Stadion vorhanden war und Polizisten in den Toiletten den Schlagstock auspackten oder dass in Paris wahllos auf Familien mit Kindern Tränengas versprüht wurde, ist nicht hinnehmbar und sollte die UEFA-Bosse viel mehr beschäftigen als irgendwelche anderen Gedanken.
Tagelang können die Delegierten bei ihren Sitzungen über Reformpläne der Wettbewerbe diskutieren. Die bewährten und geliebten Formate werden für noch mehr Erlöse aufgebläht, der Modus verkompliziert. Auf der Suche nach noch größeren Gewinnen sind die UEFA-Mitarbeitenden ganz emsig. Wenn es jedoch um die Abläufe abseits der VIP-Tribüne geht, scheint allen die Arbeit von Partnern, Dienstleistern und Polizei gleichgültig.
Endspiele in viel zu kleinen Arenen wie jüngst in Sevilla oder Tirana zu planen, dokumentiert den Realitätsverlust. Bei der EM vor einem Jahr entzog der Verband erst nach einer Quasi-Erpressung Bilbao und Dublin die Spiele. Bei der Debatte um das Münchner Regenbogen-Stadion beim Spiel Deutschland gegen Ungarn gab er zudem ein ganz schwaches Bild ab. So reiht sich ein Desaster ans Nächste.
Auch bei der WM 2022 in Katar droht ein großes Fan-Problem
UEFA-Präsident Aleksander Čeferin (54) kann elegant choreografiert den Spielern die Medaillen um den Hals hängen und diese gönnerhaft abklatschen. Aber für die Basis des Spiels, die Fans, interessiert er sich ebenso wenig wie FIFA-Chef Gianni Infantino (52). Der steuert mit seiner Winter-WM in Katar schon jetzt auf das nächste Fan-Desaster zu.
Dass in Doha viel, viel zu wenig Hotel-Kapazitäten für alle Fans der 32 teilnehmenden Nationen vorhanden sind, ist bekannt. Die wenigen Unterkünfte werden bereits zu Mond-Preisen vermietet. Wo der Rest während des Turniers schlafen soll, ist den Bossen in den Fünf-Sterne-Verbands-Palästen egal. Wie so vieles, was die waren Fußball-Fans bewegt.