„Ich bin angewidert“England zerfleischt sich nach drei Elfmeter-Fehlschüssen

Englands Trainer Gareth Southgate tröstet Jadon Sancho nach der Niederlage im Elfmeterschießen

Englands Trainer Gareth Southgate versucht Jadon Sancho nach dessen Fehlschuss im Finale gegen Italien zu trösten.

Wieder versagen den Engländern vom Elfmeterpunkt die Nerven. Die Niederlage im EM-Finale gegen Italien setzt Trainer Southgate ganz besonders zu.

London. Das englische Fiasko im Elfmeterschießen des EM-Finales gegen Italien schlägt hohe Wellen. Die Schützen wurden rassistisch beleidigt, Trainer Gareth Southgate (50) für das Desaster verantwortlich gemacht. Manchester-Legende Roy Keane (49) greift die erfahrenen Spieler an – einer wehrt sich dagegen.

Warum mussten die kurz zuvor eingewechselten Marcus Rashford (23) und Jadon Sancho (21) sowie Teenager Bukayo Saka (19) die Last der Elfmeter-Verantwortung tragen, und wo waren am Sonntag (11. Juli) gestandene Stars wie Raheem Sterling (26), John Stones (27) oder Jack Grealish (25)? Diese Frage warf unter anderem Mittelfeld-Legende Roy Keane auf und kritisierte die erfahrenen Spieler scharf.

Die englischen Mitspieler trösten Bukayo Sako nach dem Elfmeterschießen gegen Italien.

Der junge Bukayo Saka weinte nach seinem entscheidenden Fehlschuss im Elfmeterschießen gegen Italien. Die Kollegen trösteten ihn.

„Wenn du (Raheem) Sterling oder (Jack) Grealish bist, kannst du nicht da sitzen und einen jungen Burschen so einen Elfmeter schießen lassen, das geht einfach nicht“, schimpfte er beim britischen Sender ITV. „Du kannst keinen schüchternen 19-Jährigen vor dir schießen lassen. Sie haben viel mehr Erfahrung, Sterling hat Pokale gewonnen, sie hätten an seiner Stelle schießen müssen. Sie hätten sich hinstellen müssen.“

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Am Montagmittag meldete sich Grealish auf Twitter zu Wort – und widersprach Keanes Vorwurf, er habe sich wie einige andere Spieler vor der Verantwortung gedrückt. „Ich habe gesagt, ich wollte schießen“, twitterte der Offensivspieler von Aston Villa.

Dabei nahm er auch Southgate in Schutz. „Der Trainer hat im Turnierverlauf so viele richtige Entscheidungen getroffen und das auch in der Nacht wieder getan“, sagte Grealish. „Ich akzeptiere nicht, dass Leute jetzt sagen, dass ich keinen Elfer schießen wollte – obwohl ich gesagt habe, dass ich es tun werde.“

Gareth Southgate: „Das geht auf meine Kappe“

Southgate verteidigte seine Entscheidung, auf die drei Youngster zu setzen. „Das geht auf meine Kappe“, sagte der Coach. „Ich habe die Schützen nach den Trainingseindrücken ausgesucht. Niemand ist allein. Wir haben gemeinsam gesiegt, und es liegt an uns allen, dieses Spiel nicht gewonnen zu haben. Was die Elfmeter angeht, ist es meine Entscheidung, und ich muss dafür geradestehen.“

Kapitän Harry Kane (27), der wie Harry Maguire (28) verwandelte, machte seinen jungen Kollegen keinen Vorwurf. „Jeder kann einen Elfmeter verschießen. Die Jungs werden daraus lernen, und es wird uns Motivation für die WM geben“, sagte der Starstürmer von Tottenham Hotspur. Für Southgate war es nur ein schwacher Trost. „Es fühlt sich heute Morgen an, als hätte man mir die Eingeweide rausgerissen“, sagte er am Tag nach der Niederlage.

Prinz William entsetzt über rassistische Beleidigungen

Im Anschluss an das Spiel wurden die drei Fehlschützen in den sozialen Medien rassistisch beschimpft. „Ich bin angewidert von den rassistischen Beschimpfungen, die nach dem Spiel gegen die englischen Spieler gerichtet wurden“, twitterte Prinz William (39): „Es ist völlig inakzeptabel, dass die Spieler dieses abscheuliche Verhalten ertragen müssen.“ Auch Premierminister Boris Johnson (57) äußerte sich: „Diese englische Mannschaft verdient es, als Helden gewürdigt und nicht in den sozialen Medien rassistisch beleidigt zu werden.“

„Wir könnten nicht deutlicher machen, dass jeder, der hinter solch widerlichem Verhalten steckt, als Anhänger unseres Teams nicht willkommen ist“, teilte der englische Verband FA mit. „Wir werden tun, was wir können, um die betroffenen Spieler zu unterstützen und drängen zugleich auf die härtest möglichen Strafen für jeden, der verantwortlich ist.“ Die Londoner Polizei kündigte Ermittlungen an. (msw)