„Du machst, was du willst!“Bundesliga-Schiri bepöbelt Kollegen im Stadion – der Hintergrund ist ernst

Patrick Ittrich im Millerntorstadion auf St. Pauli.

Patrick Ittrich, hier mal in Zivil am 12. Mai 2024 im Millerntorstadion auf St. Pauli.

Patrick Ittrich schimpft im Stehplatzbereich auf Schiedsrichter-Kollege Deniz Aytekin, der keilt zurück. Der Referee-Schlagabtausch, den DFB und DFL in mehreren Videos geteilt haben, hat einen ernsten Hintergrund.

von Béla Csányi  (bc)

Dass sich die Bundesliga-Schiedsrichter Woche für Woche einiges von den Tribünen der Stadien anhören müssen, ist Teil des Berufsalltags. Von den eigenen Kollegen bepöbelt zu werden, passiert den Referees allerdings eher selten.

Eine Ausnahme gab es nun für Deniz Aytekin (46), der sich von Patrick Ittrich (46) so einiges anhören musste. Ey, Schiri! Aytekin, ey – nach welcher Idee pfeifst du eigentlich?“, brüllt Ittrich in einem Video auf Instagram von der Stehplatztribüne des Hamburger Millerntor-Stadions. Rund um diesen und mehrere ähnliche Clips gibt es einen ernsten Hintergrund.

Patrick Ittrich und Deniz Aytekin machen gemeinsame Sache

Die DFL-Stiftung und die DFB-Schiedsrichter machten bei der Produktion der Videoschnipsel gemeinsame Sache. Einmal wird Ittrich von Aytekin lautstark angefahren, im Millerntor-Video schimpft wiederum Ittrich nach dem Vorbild einer Trainings-Wutrede von Thomas Tuchel (51) auf seinen Kollegen ein.

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„Du kommst hier ins Stadion und machst, was du willst. Hier ’ne Gelbe Karte, da ’ne Rote Karte …“, parodiert Ittrich den Tuchel-Ausbruch aus Anfangszeiten bei Mainz 05, bei dem seinerzeit Stürmer Shawn Parker (31) für einen Ego-Auftritt zusammengefaltet wurde.

Ganz so wütend wie der Trainer damals ist Ittrich allerdings nicht, stattdessen ist sein Ausbruch Teil einer Kampagne rund um die am Sonntag (23. Februar 2025) stattfindende Bundestagswahl. „Bring dich ein und mach dein Kreuz bei der Bundestagswahl!“, heißt es im Aufruf von DFL und DFB.

Zum Ende des Clips, bei dem Ittrich in seine Richtung schimpft, sagt Aytekin in diesem Zusammenhang: „Wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt. Und wer sich dann auch noch beschwert, macht es sich sehr einfach. Zu einfach!“

Hier gibt es einen der Clips bei Instagram zu sehen:

Im Video mit der umgekehrten Konstellation, in der Aytekin verbal auf Ittrich losgeht, gibt es ebenfalls eine ernste Botschaft. „Nur weil einer laut schreit, hat er noch lange nicht recht“, betont Ittrich: „Politische Debatten sind oft emotional aufgeladen. Entscheidend ist, dass wir in unserer Demokratie auch denen zuhören, die wirklich was zu sagen haben – und nicht nur denen, die einfach nur rumbrüllen.“

Auch wenn in den Videos keine ausdrückliche inhaltliche Wahlempfehlung zu finden war, fiel zahlreichen Userinnen und User bei Instagram ein politisches Detail dann doch auf.

Als Ittrich sich als Stehplatz-Fan aufregt und Richtung Rasen schimpft, ist an der Stange des vor ihm stehenden Wellenbrechers auffällig gut sichtbar ein Sticker mit der Aufschrift „FCK NZS“ (Abkürzung für Fuck Nazis, Anm. d. Red.) zu lesen. Ob Zufall oder nicht: In den Kommentaren wurde das Detail von vielen Fußball-Fans aufgegriffen, in einer Reaktion, die knapp 500 Likes sammelte, stand etwa: „Stabiler Typ. Stabiler Aufkleber.“