Zum Rückrundenauftakt hat der FC Bayern München nur einen dezimierten Kader zu Verfügung. Der Grund: Viele Spieler kamen mit Corona aus dem Urlaub wieder. Stefan Effenberg hat dafür null Verständnis.
„Bosse sind stinksauer, aber selbst schuld“Ex-Bayern-Kapitän Effenberg schießt scharf gegen die Stars
Beim FC Bayern München herrscht gerade Corona-Chaos. Neun Infizierte hat der Rekordmeister in den eigenen Reihen, das Spiel gegen Gladbach am Freitagabend (7. Januar 2022, 20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN) stand sogar auf der Kippe.
Stefan Effenberg (53) fehlt für die Corona-Situation gänzlich das Verständnis. „Ganz sicher sind die Verantwortlichen nun stinksauer.“ Den Grund für die vielen Infektionen sieht der ehemalige Bayern-Kapitän darin, dass die Führungsetage des Klubs verpasst habe, den Spielern vor der Winterpause eindringliche Ansagen zu machen.
Stefan Effenberg: „Der Verein ist selbst schuld“
Für Stefan Effenberg ist klar, dass der Verein „selbst schuld an der prekären Situation“ ist, worunter nun auch das nationale und internationale Ansehen des Vereins leide.
„Natürlich kann es immer passieren, dass sich mal zwei, drei Spieler mit Corona infizieren. Ein Gang zum Bäcker um die Ecke kann schon ausreichen“, beginnt Effenberg seine Ausführungen in seiner „T-Online“-Kolumne. Doch dass es gerade den FC Bayern so heftig trifft, ist für Effe kein Zufall: Er ist der Meinung, dass die Urlaubsreisen der Bayern-Stars das Infektionsgeschehen im Verein deutlich angekurbelt haben.
Manuel Neuer (35) war beispielsweise auf den Malediven, Kingsley Coman (25) hielt sich über die Feiertage in Dubai auf.
Stefan Effenberg: „Ich habe mich entschieden, den Weg der Vernunft zu gehen“
Effenberg fehlt das Verständnis dafür, „dass die aktiven Spieler des FC Bayern meinen, ihren Erholungsurlaub auf den Malediven, in Dubai oder im Senegal verbringen zu müssen.“ Auch er selbst wäre über Weihnachten lieber in den Urlaub geflogen, habe darauf aber verzichtet: „Ich habe mich entschieden, den Weg der Vernunft zu gehen, das Risiko zu minimieren und zu Hause zu bleiben, mit der Familie.“
„Fakt ist auch, dass es bei anderen Vereinen teilweise null Infektionen gibt und dass Spieler anderer Klubs weniger weit weg waren. Mit neun Infektionen kann ich als FC Bayern nicht behaupten, dass sich alle richtig und vorbildlich verhalten haben“, schreibt Effenberg, der 2001 mit dem FCB Champions-League-Sieger wurde und zu seiner aktiven Zeit als absoluter Leitwolf galt. „Neun Infektionen bei 23 Spielern sind wirklich krass. Sie sind für mich auch nicht nachvollziehbar und kein Zufall.“
„Jeder dieser Spieler gefährdet damit den Erfolg des Vereins – und ganz nebenbei die Reputation“, kritisiert Effenberg, macht aber gleichzeitig klar, dass die Hauptverantwortung für die Infektionen nicht bei den positiven Spielern liegt.
Besonders den FCB-Präsidenten Herbert Hainer (67), den Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn (52) und den Sportvorstand Hasan Salihamidžić (45) kritisiert Effenberg für deren zu lasches Auftreten. Er hätte sich vor der Winterpause klare Ansagen von den Verantwortlichen gewünscht – so wie einst unter Uli Hoeneß (70).
Stefan Effenberg über Julian Nagelsmann: „Er ist sauer auf die Spieler“
Den Spielern in ihrer Freizeit das Reisen zu verbieten, ist Fußballvereinen zwar nicht erlaubt, doch Effenberg würde derartige Maßnahmen begrüßen: „Je nachdem, wie lange die Pandemie uns noch begleitet, sollten deshalb auch Reiseverbote durchsetzbar sein.“
Der Leidtragenden dieses Corona-Chaos sieht Effenberg übrigens in Trainer Julian Nagelsmann (34), der letztlich an den Leistungen seiner Mannschaft gemessen wird. Zuletzt nahm der Bayern-Trainer seine Spieler aber noch in Schutz.
Effenberg: „Nagelsmann sagt natürlich nicht, was er denkt. Auch er ist ganz sicher sauer auf die Spieler, die leichtfertig den Erfolg gefährden – und damit sogar noch mal Schwung in den Meisterkampf bringen könnten. Wenn der BVB seine Spiele im Januar geräuschlos gewinnt und Bayern unter den Folgen der Isolationen leidet, kann das Dortmund zurückbringen. Und auch hier gilt: Der FC Bayern wäre selbst schuld, sollte es so kommen.“ (jm)