Trotz des vielleicht letzten Bundesliga-Tores von Robert Lewandowski hat sich der deutsche Rekordmeister Bayern München nicht mit einem Sieg in die Sommerpause verabschieden können.
Aussagen mit Sprengstoff-PotentialLewandowski spricht nach Abpfiff über seinen Bayern-Abschied
Zehn Minuten vor dem Abpfiff überreichte Manuel Neuer (36) seine Kapitänsbinde an Robert Lewandowski (33). Als der Keeper Platz für Christian Früchtl (22) machte, durfte der Pole noch als Bayerns Spielführer die Schlussphase beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg bestreiten.
Verabschiedet sich Lewandowski mit dieser Szene und seinem Tor zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung? Der Stürmer ging nach der Partie zu den Bayern-Fans, applaudierte ihnen lange und sah sehr nachdenklich aus. Diese Szenen wirkten extrem nach Abschied.
Ähnlich klangen auch Lewandowskis Worte: „Ich kann bestätigen, dass ich mit Hasan (Salihamidzic, Anm. d. Red.) gesprochen und ihn informiert habe, dass ich die Entscheidung gefällt habe und dass ich den Vertrag beim FC Bayern nicht verlängere. Gut möglich, dass es mein letztes Spiel für den FC Bayern war. Ich kann es nicht hundertprozentig sagen, aber es könnte sein. Beide Seiten müssen an die Zukunft denken. Am besten ist es, wenn wir für beide Seiten die beste Lösung finden“.
Wie er darauf reagieren würde, wenn die Bayern ihm einen Wechsel in 2022 verwehren würden, deutete Lewandowski bei Sky auch an: „Ich habe gesagt, dass wenn ein Angebot kommt, dann müssen wir darüber nachdenken – auch für den Verein. Klar, ich habe noch ein Jahr Vertrag. Ich habe aber gesagt, dass wir die beste Lösung für beide Seiten finden müssen. Wir müssen abwarten, was passiert.“
Trainer Julian Nagelsmann (34) registrierte die Aussagen leicht genervt. „Es wäre ein Verlust, aber er hat ja einen Vertrag bis 2023. Wir haben da alle Stellung zu bezogen, da gibt es keine andere Aussage dazu“, sagte er in Wolfsburg.
Julian Nagelsmann: „Unser Job, einen Stürmer zu finden“
„Natürlich ist es immer so, dass es nicht schön ist, wenn man einen sehr guten Spieler verliert. Aber es ist dann unser Job, einen Stürmer zu finden, der Lewy ersetzen könnte – nach der nächsten Saison. Da ist wenig Raum für Trauer, sondern wir müssen versuchen, aus der Situation das Beste zu machen“, so der Bayern-Coach.
Zum dritten Mal in Folge seit dem Gewinn der Meisterschaft konnten die Bayern ihr Spiel nicht gewinnen. Ein abermals enttäuschender Auftritt der Nagelsmann-Truppe. Bei den jetzt folgenden Finals im Pokal und der Champions League sind sie nicht dabei. Aber die Sorgen liegen eh jetzt abseits des Platzes.
Hasan Salihamidzic bestätigt Lewandowskis Wechsel-Wunsch
Lewandowski führte nach seinem Tor seinen bekannten Jubel mit den gegeneinander gehaltenen Fäusten auf. Doch folgen weitere Feierstunden im Meister-Trikot? Die Wechsel-Ankündigung des Stürmer-Stars wird auf jeden Fall ernst. Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) hat den Wechselwunsch des Top-Torjägers bestätigt.
„Ich habe mit Lewa gesprochen. In dem Gespräch hat er mir mitgeteilt, dass er unser Angebot, den Vertrag zu verlängern, nicht annehmen möchte und dass er den Verein gerne verlassen würde“, sagte Salihamidzic am Samstag (14. Mai 2022) bei Sky. Der polnische Weltfußballer habe ihm gesagt, „dass er gerne was anderes machen möchte“, ergänzte der Sportvorstand.
Einen vorzeitigen Wechsel schon in diesem Jahr schloss er aber erneut aus. „Es gibt noch keine Gespräche zwischen Bayern und möglichen Vereinen. Lewa hat Vertrag bis zum Sommer nächsten Jahres. Das ist Fakt“, betonte Salihamidzic. Auf die Frage, was passieren müsse, damit er seine Haltung ändere, sagte der Bosnier: „Damit beschäftige ich mich nicht, weil unsere Haltung immer klar war.“
Salihamidzic zu Lewandowski: „Unsere Haltung war immer klar“
Angeblich sind sich Lewandowskis Berater und der FC Barcelona mündlich über einen Wechsel des Bayern-Torjägers zu den Katalanen im Sommer einig. Barça warte nun auf einen Hinweis der Bayern über die Höhe der Ablösesumme. Zwischen Lewandowskis Agenten Pini Zahavi und Barcelona sei ein Dreijahresvertrag avisiert worden.
Sollten die Bayern also weiter auf Erfüllung des bis 2023 laufenden Vertrages pochen und einen Wechsel damit blockieren, müsste der Pole noch eine Saison in München bleiben. Andererseits stehe der Rekordmeister vor dem Dilemma, eine Saison mit einem eher verärgerten Lewandowski zu spielen und diesen dann ohne weitere Einnahmen ziehen lassen zu müssen.
FC Bayern München stellt in Wolfsburg neuen Liga-Rekord auf
Angesichts des Lewandowski-Wirbels ging einiges beim letzten Saisonspiel unter. Josip Stanisic erzielte in der 17. Minute sein erstes Saisontor für die Bayern, als er eine Kimmich-Ecke ins Netz köpfte.
Das vermeintliche 2:0 für den Meister durch Jamal Musiala kassierte der Videobeweis ein (24.). Doch danach schraubte Lewandowski das Auswärtstor-Konto der Bayern in dieser Saison auf 49. Das ist neuer Bundesliga-Rekord – nie zuvor schaffte ein Team in einer Spielzeit mehr. Zudem sicherte sich Lewandowski mit 35 Treffern zum siebten Mal die Torjägerkanone und stellt damit den Rekord von Gerd Müller ein.
Doch dieser Vorsprung reichte nicht zum 25. Saisonsieg. Jonas Wind verkürzte vor der Pause noch auf 1:2. Max Kruse glich zum 2:2 aus (58.). Die Stimmung bei der Meisterfeier am Sonntag auf dem Marienplatz dürfte gedämpft ausfallen.