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Widerliche ProvokationHansa-Fans hissen menschenverachtendes Banner gegen St. Pauli – DFB reagiert

Fußballfans von Hansa Rostock laufen mit bengalischen Fackeln durch die Stadt.

Fans des FC Hansa Rostock laufen vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli am 21. August 2021 durch die Stadt und brennen Pyrotechnik ab.

Die Fans von Hansa Rostock schlagen gerne über die Stränge. Nicht umsonst fühlen sich Gästefans im Ostseestadion besonders unwohl. Gegen St. Pauli bestätigten die Hansa-Ultras dieses Image.

Die Fronten zwischen den Fans von Hansa Rostock und dem FC St. Pauli sind verhärtet. Seit drei Jahrzehnten sind sich die Fanlager beider Zweitligaklubs spinnefeind. Das wurde am Sonntag (21. August 2022) einmal mehr deutlich.

Die Provokationen der Heimfans überschritten dabei nicht zum ersten Mal die Linie des guten Geschmacks, waren in ihrer Ekelhaftigkeit aber selten so perfide.

Hansa Rostock: Banner verhöhnt die Pogrome von 1992

Auf dem Platz zeigte die Mannschaft von Hansa Rostock eine entschlossene Derby-Leistung, die St. Paulianer konnten wenig dagegensetzen. Am Ende stand in der 2. Liga ein 2:0 für Hansa – und ausgerechnet Ex-St. Pauli-Stürmer John Verhoek (33) traf für Rostock per Fallrückzieher.

Doch auf den Tribünen eilte den Hansa-Fans einmal mehr ihr Ruf voraus: Der Ultra-Block zeigte in Richtung des Gästeblocks ein provozierendes Banner mit der Aufschrift „Lichtenhagen“. Zwischen dem ersten „n“ und dem „h“ war eine Sonnenblume abgebildet.

Ganz offenkundig war es eine subtile Anspielung auf die tagelangen Ausschreitungen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen im Jahr 1992: Exakt vor 30 Jahren hatten dort Neonazis ein Asylbewerberheim, in dem vietnamesische Vertragsarbeiter untergebracht waren, angegriffen. Der Name der Unterkunft: Sonnenblumenhaus.

Mehrere hundert Rechtsextreme randalierten dort damals und beschmissen das Gebäude, in dem sich Familien befanden, mit zertrümmerten Betonplatten und Molotowcocktails – unter dem Applaus tausender Schaulustiger. „Sieg Heil“-Rufe und Sprechchöre wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ wurden skandiert.

Vier Tage lang dauerten die pogromartigen Ausschreitungen an, die Polizei war scheinbar machtlos und zog sich sogar zurück.

Hansa Rostock: Homophobes Banner gegen den FC St. Pauli

In den sozialen Netzwerken versuchen Hansa-Fans, die Provokation vom Spiel gegen St. Pauli zu verteidigen, wollen darin keinerlei Provokation sehen, sondern lediglich eine ganz normale Zaunfahne. Von ihnen wird darauf verwiesen, dass das Transparent schon „uralt“ sei. Zu sehen ist der Beitrag auf Twitter hier:

Ein Fußball-Fan fordert auf Twitter harte Konsequenzen: „Wenn der DFB nen Arsch in der Hose hätte, würde er Hansa Rostock mit sofortiger Wirkung die Lizenz entziehen. So ein Banner hängt keiner ohne Wissen des Vereins auf.“

Am Montag reagierte der DFB dann auch: Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wird ein Ermittlungsverfahren gegen den Zweitligisten Hansa Rostock einleiten.

Der DFB hat den Verein nun um eine Stellungnahme gebeten. Danach wird das weitere Vorgehen besprochen.

Über das große, gewaltverherrlichende Banner wurde im Laufe des Spiels außerdem noch eine kleinere, homophobe Fahne gehängt. Auf ihr war „Schwule bekommen kein Nachwuchs“ zu lesen. Grammatikfehler inklusive.

Hier sehen Sie das homophobe Banner des Rostock-Anhangs:

Bei Hansa Rostock fühlen sich Gästefans am unwohlsten

Das Gebaren der Hansa-Fans unterstreicht eine Umfrage des Magazin „11Freunde“, die unter anderem herausfinden wollte, bei wessen Heimfans sich Gästefans in deutschen Fußballstadien am unwohlsten fühlen.

Das traurige Ergebnis: 21 Prozent aller Befragten antworteten mit Hansa Rostock, auf Platz zwei lag Eintracht Frankfurt, der 1. FC Magdeburg und Schalke 04 mit zehn Prozent.

Der Hintergrund für die Rivalität zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock sind politische Differenzen der Fanszenen. Gilt St. Pauli seit den 1980ern als politisch links, kokettieren Hansa-Fans immer wieder mit rechts.

Ursprung des Konflikts: Im Jahr 1993 stürmten etwa 400 gewaltbereite Neonazis gemeinsam mit Rostock-Fans den Gästeblock des Ostseestadions und machten Jagd auf Anhängerinnen und Anhänger des FC St. Pauli. Es wurde auf alles eingeprügelt, was sich bewegt. (jm)