Nach böser Magath-KritikAuch Bobic fassungslos über katastrophale Lage bei Hertha BSC

Felix Magath und Fredi Bobic im Gespräch auf dem Trainingsplatz bei Hertha BSC.

Felix Magath und Fredi Bobic am 11. April 2022 im Gespräch auf dem Trainingsplatz. Beide lassen kein gutes Haar an der Lage bei Hertha BSC.

Bei Hertha BSC regiert weiter das Chaos. Nicht nur der scheidende Interims-Trainer Felix Magath kritisiert die Zustände in Berlin scharf, auch Fredi Bobic spricht offen über die gravierenden Probleme im Verein.

von Béla Csányi  (bc)

Klasse gehalten, doch die Stimmung bei Hertha BSC erinnert auch nach der Relegations-Rettung an Abstiegs-Taumel. Wie schlecht es um die Berliner steht, zeigte Interims-Coach Felix Magath (68) mit seiner scharfen Abrechnung am Donnerstag (26. Mai 2022) auf.

Während der Feuerwehrmann den Klub nach wenigen Wochen wieder verlassen wird, soll Fredi Bobic (50) die schwierige Zukunft langfristig gestalten. Doch auch der Sport-Geschäftsführer zeichnet ein düsteres Bild über die Zustände in Berlin.

Hertha BSC: Fredi Bobic spricht über große Probleme bei Hertha BSC

„Es gab kein größtes Problem. Es gab nur Probleme“, ätzte Magath im „Kicker“ nach neun intensiven Bundesliga-Wochen über die Zeit in Berlin. Er brachte mit seiner Innen-Einsicht den verheerenden Eindruck, den die Hertha seit langer Zeit vermittelt, auf den Punkt.

Widerworte? Kritik am Nachtreten des Feuerwehrmanns? Von wegen! Selbst Fredi Bobic, der den Scherbenhaufen seiner ersten Hertha-Saison in den Planungen für die kommende Spielzeit aufkehren muss, macht keinen Hehl daraus, dass er die Lage ähnlich empfindet wie der von ihm geholte Interimscoach.

Über die Gräben zwischen einzelnen Personen auf der Geschäftsstelle der Berliner sagte Bobic dem „Spiegel“: „Immer, wenn einer zu war, brach der nächste auf.“ Unter anderem soll es zwischen mehreren von Eintracht Frankfurt mitgebrachten Bobic-Vertrauten und den angestammten Mitarbeitern immer wieder zu Konflikten kommen.

Andauernde Streitigkeiten prägen Bild bei Hertha BSC

Zusammen mit dem erbitterten Streit auf oberster Ebene zwischen dem inzwischen zurückgetretenen Ex-Präsidenten Werner Gegenbauer (71) und Investor Lars Windhorst (44) ergeben sich dramatische Einblicke in einen auf allen Ebenen tief zerstrittenen Verein. Der Zwist an der Klub-Spitze sei zuletzt ein „Brandbeschleuniger“ im sportlichen Chaos gewesen, äußerte Bobic rückblickend.

Der „Spiegel“ zitierte auch einen nicht genannten Funktionär von Hertha BSC zu den Zuständen bei der Alten Dame. Das entscheidende Problem sei ihm zufolge, „dass wir immer ein Arschloch zu viel dabeihaben. Das zieht sich durch den ganzen Klub, und das ist mit Windhorst alles noch einmal schlimmer geworden.“

Vor einem Jahr war Bobic eigentlich nach Berlin gekommen, um den Verein Stück für Stück in höhere Gefilde zu befördern. Seine Hoffnung für den Zustand im nächsten Jahr zeigt nach dem Aufprall in der knallharten Hertha-Realität maximale Zurückhaltung: „Ich hoffe, dass wir dann ein sauberes Fundament geschaffen haben.“ (bc)