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KommentarVerräterische Likes: Hunderte Fußball-Stars outen sich als bedenkliche Vorbilder

Die DFB-Stars laufen vor dem Länderspiel gegen Kolumbien in die Schalker Arena ein.

Die DFB-Stars vor dem Länderspiel gegen Kolumbien am 20. Juni 2023. Für Millionen Fans sind die Fußballer nicht nur sportliche Idole, sondern auch Vorbilder.

Mit einem emotionalen Instagram-Beitrag hat Memphis Depay mehr Schutz für Fußballer gefordert und merkwürdige Realitätsverweigerung offenbart. Dass viele Kollegen zustimmen, ist höchst bedenklich. Ein Kommentar.

von Béla Csányi  (bc)

Dieser Instagram-Post war am Wochenende das große Gesprächsthema der Fußball-Welt.

Nachdem Star-Verteidiger Benjamin Mendy (28, zuletzt Manchester City) am Freitag (14. Juli 2023) auch im letzten noch laufenden Verfahren wegen mutmaßlicher Vergewaltigung freigesprochen wurde, veröffentlichte Berufskollege Memphis Depay (29, Atlético Madrid) einen flammenden Appell für den einstmals teuersten Abwehrspieler der Welt.

Fußballer solidarisieren sich geschlossen mit Benjamin Mendy

Wegen der Anschuldigungen von insgesamt 13 Frauen war Mendy seit knapp zwei Jahren nicht mehr für seinen Verein aufgelaufen, ist seit 1. Juli vereinslos.

Depay bedauerte nicht nur Mendys konkretes Schicksal, sondern fragte stellvertretend für alle Fußballer verzweifelt: „Wer erhebt sich für uns, wenn es die Situation erfordert, nicht erst, wenn der Schaden schon entstanden ist? Wer verdammt noch mal verteidigt uns Athleten?“ Hier gibt es den Instagram-Beitrag von Memphis Depay:

Die Reaktionen: gewaltig. Selten haben sich Fußballer derart einheitlich mit einer Sache solidarisiert. Praktisch von jedem Profi-Klub aus Deutschland likte mindestens ein Spieler den empörten Depay-Ausruf, oft waren es deutlich mehr. Ebenso etliche Stars aus allen Top-Ligen. Unfair, aus der Masse an Mitläufern einzelne Namen herauszupicken.

Die Solidarität mit einem für 99 Prozent komplett fremden Berufskollegen nach massivsten Vorwürfen war der überwältigenden Mehrheit offenbar ein gewaltiges Anliegen. Selten zuvor wurde die oft zitierte entkoppelte „Fußball-Blase“ so deutlich wie an diesem Wochenende auf Instagram.

Woher kommt die Solidaritäts-Welle der Fußball-Profis?

Egal ob Klima-Krise, Menschenrechte oder jedes beliebige Brennpunkt-Thema: Nur den wenigsten Fußballern ist es ein Anliegen, sich über die von ihren Klubs organisierten Aktionen und Statements hinaus zu solidarisieren oder gar zu äußern.

Schon gar nicht in einem derart starken Verbund wie aktuell. Im Fall Mendy war es nun also unbedingt notwendig, die Stimme zu erheben? Oder anders gefragt: Was macht diesen Fall so viel beklagenswerter als Probleme, die Millionen, teils Milliarden Menschen betreffen?

Richtig ist: Mendy konnte letztlich keine Straftat nachgewiesen werden. Er gilt als unschuldig. Richtig ist aber auch: Gerade bei Vergewaltigungen ist die Quote der Verurteilungen wegen fehlender Zeuginnen und Zeugen oder aus Mangel an Beweisen nachweislich gering.

Ein Mob erboster Fans stürzte sich in den Kommentaren dennoch zu Zehntausenden umgehend auf mutmaßliche Vergewaltigungs-Opfer, forderte vorsorglich bei falschen Anschuldigungen gegenüber seinen Helden dieselben Strafen wie für überführte Vergewaltiger.

Dass Depay die auch von Millionen Fans oft bedingungslos gedeckte, elitäre Gruppe der Berufs-Fußballer als praktisch schutzlose Spezies darstellte, war daher an Realitätsverweigerung kaum zu überbieten.

Depay urteilt im Schnellverfahren – und die Kollegen ziehen mit

Von Mendys Unschuld gab sich Depay nach einem (!) gemeinsamen Videotelefonat überzeugt, auch in den „paar Spielen gegeneinander“ habe er „nichts Böses in diesem Mann erkennen“ können. Die Zeit als Gegner auf dem Rasen beschränkt sich übrigens auf 30 Minuten in einem Spiel der Nations League im Jahr 2018.

Hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Dennoch war es Hunderten Fußball-Profis ein dringendes Bedürfnis, die Einlassungen per Kommentar oder Like zu stützen. Offen bleibt: Würden sie sich im Umkehrschluss ähnlich geschlossen von einem verurteilten Täter abwenden?

Das in Depays gefeiertem Beitrag durchklingende Opfer-Narrativ wirkt jedenfalls komplett an den Haaren herbeigezogen, die Begeisterung ist schwer nachvollziehbar.

Kein Fußballer ist verpflichtet, sich zu irgendeinem Thema abseits des Sports zu äußern. Wer sich am Wochenende allerdings bereitwillig angeschlossen hat, bei Schicksalen fernab der „Fußball-Blase“ aber lieber bequem wegschaut, erfüllt seine Vorbild-Rolle abseits des Rasens mit bedenklicher Auffassung.