Heldentat in der österreichischen Fußball-Bundesliga: Luka Lochoshvili zieht Georg Teigl die Zunge aus dem Rachen – rettet damit vermutlich sein Leben. Danach sendet Lochoshvili noch eine Botschaft an die Ukraine.
Ex-FC-Coach sieht dramatische SzeneFußballer wird zum Lebensretter auf dem Rasen
Was ein emotionaler Abend für Fußball-Profi Luka Lochoshvili (23) in der österreichischen Bundesliga im Spiel seines Wolfsberger AC bei Austria Wien!
Eigentlich sollte das Spiel gegen den Hauptstadt-Klub mit dem früheren Kölner Co-Trainer Manfred Schmidt (51) am Sonntag (27. Februar 2022) den aktuellen Umständen in der Ukraine entsprechend „gemäßigt“ ablaufen – kurz vor Abpfiff wurde es dann aber auf einmal hektisch.
Lebensretter Lochoshvili mit starker Botschaft an die Ukraine
Austria-Verteidiger Georg Teigl (31) ging nach einer Kollision mit einem Gegenspieler zu Boden – bekam, wie sich nachher rausstellte, aufgrund seiner verschluckten Zunge keine Luft mehr. Sofort handelte der geistesgegenwärtige Lochoshvili unter der Mithilfe von Mitspieler Christopher Wernitznig (32).
Er zog dem nach Luft ringenden Teigl die Zunge aus dem Rachenraum, noch bevor die heranstürmenden Sanitäter zur Hilfe eilten. Trotz dieser Achterbahn der Gefühle bewies der georgische Held aber noch mehr Größe: Er präsentierte nach dem Spiel unter seinem Trikot ein T-Shirt mit der Aufschrift „Steht zur Ukraine – Bleibt stark“. Eine starke Botschaft in dieser schwierigen Zeit.
Als Georgier kann sich Lochoshvili vermutlich nur zu gut in die Lage der ukrainischen Bevölkerung hineinversetzen – schließlich durchlebte sein Heimatland während des fünftägigen Kaukasuskriegs 2008 ein ganz ähnliches Schicksal im Kampf gegen die russischen Truppen.
Gegenspieler feiern Lebensretter Lochoshvili
Nach dem Abpfiff des 1:0-Siegs für die Wiener ging es dann weiter mit emotionalen Bildern. Gleich mehrere Austria-Spieler umarmen den sichtlich mitgenommene Lochoshvili auf dem Platz – bedanken sich beim Georgier für seine Heldentat.
Auch Siegtorschütze (57.) Alexander Grünwald (32) bedankte sich im Interview und bestätigte: „Laut unserem Teamarzt hat er ihm vielleicht das Leben gerettet“. Nach dem Vorfall konnte Teigl das Spielfeld gestützt von Betreuern verlassen.
Lochishvili gab sich aber im Interview bei Sky bescheiden: „Ich wusste zum Glück einfach, was zu machen war. Jeder hätte in dieser Situation so reagiert. Ich glaube, ich habe seine Zunge noch in letzter Sekunde erwischt.“ Die erlittenen Bisswunden nehme der WAC-Profi aber gerne in Kauf: „In diesem Moment, kann er nicht steuern, was er macht, beißt zu. Aber da kann er mir den Finger abbeißen, und es ist nicht wichtig. Ich bin einfach nur froh, dass es ihm besser geht.“
Manfred Schmidt dankt Lebensretter Lochoshvili
Austria-Trainer Manfred Schmid (51), der Peter Stöger (55) von 2013 bis 2017 beim 1. FC Köln assistiert und anschließend in verschiedenen Positionen bis zum Ende der vergangenen Saison in Köln gearbeitet hatte, bedankte sich ebenfalls beim WAC-Verteidiger: „Man kann Lochoshvili nur gratulieren zu seinem Einsatz und vielen Dank sagen. Auch wenn man die Ausbildung hat und in so einer Situation ist, ist es dann schwierig, die Verantwortung zu übernehmen.“
Schmidt teilte außerdem mit, dass es Teigl, der unter anderem auch bei RB Leipzig (2014-16) und dem FC Augsburg (2016-20) unter Vertrag stand, mittlerweile besser gehe. „Er hat mich nachher gefragt, ob wir gewonnen haben, hat dann abgeschlagen mit mir“, schilderte der österreichische Übungsleiter. „Er ist ein bisschen verwirrt. Er wird jetzt noch abgeklärt, aber grundsätzlich glaube ich, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht.“
Geretteter Teigl doch deutlich schwerer verletzt als zuerst gedacht
Am Montag (28. Februar 2022) teilte Austria dann via Twitter mit, dass es Teigl doch deutlich heftiger erwischt habe als zuerst gedacht. Der Österreicher erlitt sowohl eine Schädelfraktur als auch einen Jochbogenbruch sowie einen Kieferbruch. Derzeit werde er stationär behandelt. Es gehe ihm aber den Umständen entsprechend gut.
In einem zweiten Tweet betonten die Wiener aber: „Nach Auskunft von Mannschaftsarzt Dr. Marcus Hofbauer sind die Verletzungen nicht lebensbedrohend. Eine Operation ist aus aktueller Sicht nicht notwendig. Großer Dank gilt Luka Lochoshvili und Christopher Wernitznig, die sofort Erste Hilfe geleistet haben!“
Auch WAC-Coach Robin Dutt (57) sprach seinem Schützling sein Lob aus: „Es war eine unglaubliche Leistung von Luka“. „Ich glaube, bei allem Sport war das die wichtigste Aktion heute auf dem Platz“, sagte der gebürtige Kölner.
Vor allem das schnelle Eingreifen habe dem deutschen Übungsleiter imponiert. „Man weiß ja aus Erzählungen, wie das ist, wenn du da mit dem Finger reinlangst. Eigentlich müsstest du ja was dazwischen stecken. Er hat ihm tief in den Finger gebissen, aber er hat die Hand so lange drinnen gelassen, bis er die Zunge gehabt hat und wieder rausgeholt hat“, meinte Dutt.