Corona-Chaos in Portugal: Belenenses lief im Stadtderby von Lissabon gegen Benfica nach einem Corona-Ausbruch im Klub nur mit neun Spielern auf - darunter waren zwei Torhüter.
„Liga ist eine Schande“Corona-Farce in Portugal: Belenenses spielt zu neunt, dann „verletzen“ sich noch drei
Die Corona-Entwicklungen führen zu immer absurderen Situationen. In Portugal ereignete sich am Samstagabend (27. November 2021) eine der wohl eindeutigsten und gleichzeitig absurdesten Begegnungen der jüngsten Zeit. Benfica Lissabon trat im Stadt-Derby bei Belenenses SAD an. Zur Pause stand es schon 0:7.
Ein Corona-Ausbruch setzte den Gastgebern zu. 17 Teammitglieder, darunter 14 Spieler und Cheftrainer Filipe Candido, sind infiziert. Daher trat Belenenses zu Beginn nur mit neun Spielern an, mehr standen nicht mehr zur Verfügung. Noch kurioser: Einer der aufgebotenen Feldspieler ist eigentlich Torhüter. Die UEFA-Regularien sehen erst bei nur sechs zur Verfügung stehenden Spielern eine Absage vor.
Belenenses trat im 5-3-0-System an. Es entwickelte sich ein unwürdiges Schauspiel. Ein Eigentor nach 25 Sekunden von Eduardo Kau leitete den Slapstick-Abend ein. Schon zur Halbzeit stand es 0:7. Neben dem Ex-Dortmunder Julian Weigl, der in der 27. Minute das 3:0 für Benfica erzielte, traf auch der Ex-Frankfurter Haris Seferovic (6:0, 39. Minute). Immerhin zwei Ecken holten die Gastgeber heraus.
Nach der Halbzeitpause weigerten sich die Hausherren zunächst, weiterzuspielen. Nachdem Schiedsrichter Manuel Mora den Spielern weitere 30 Minuten Zeit gegeben hatte, entschieden sie sich letztlich, auf den Platz zurückzukehren.
Julian Weigl und Haris Seferovic trafen für Benfica
Allerdings kamen nur noch sieben Spieler von Belenenses aus der Kabine. Torwart Joāo Monteiro (20), der im Mittelfeld aufgeboten wurde, ging in der 48. Minute „verletzt“ zu Boden. Gewechselt werden konnte logischerweise nicht mehr. Daraufhin wurde die Partie dann doch beim Zwischenstand von 7:0 für Benfica wegen zu wenig verfügbarer Spieler abgebrochen. Die Begegnung wird nun wohl mit 0:3 gewertet werden.
Die Fans skandieren: „Die Liga ist eine Schande!“ Dasselbe Wort nahm Belenenses-Präsident Rui Pedro Soares in den Mund, der zur Pause weinend über den Platz trottete. Seine Spieler seien „gezwungen“ worden anzutreten, schimpfte er. Die Liga habe dem Klub mitgeteilt, dass er genügend Profis zur Verfügung habe und ein Nichtantreten als „ungerechtfertigtes Fernbleiben“ betrachtet werden könnte.
Benfica-Boss Rui Costa sprach von einem „dunklen Kapitel für den portugiesischen Fußball“. Joaquim Evangelista, Präsident der Spielergewerkschaft, meinte: „Was heute Abend passiert ist, ist absolut inakzeptabel und darf sich nicht wiederholen.“ Es gebe „Werte, die wichtiger sind als jede Wettkampf- oder Kalenderanforderung, nämlich die Gesundheit der Athleten und die Integrität des Wettkampfs“. (msw)