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„Angst in Augen werde ich nicht vergessen“Krawalle: Auto von Schalke-Star demoliert

Auto Uth

Das Auto von Mark Uth wurde in der Abstiegsnacht demoliert. Am Donnerstag, 22. April,  wurde es von der Polizei untersucht.

Gelsenkirchen – Die Corona-Quarantäne von Hertha BSC erweist sich für Schalke 04 als Glücksfall. Eigentlich hätte der seit Dienstag feststehende Absteiger am Samstag gegen die Berliner antreten müssen. Doch diese Paarung wurde auf den 12. Mai verschoben. Wahrscheinlich hätten sich viele Spieler der Königsblauen eh nicht in der Lage dazu gesehen, aufzulaufen.

  1. Aufarbeitung der Krawallnacht von Schalke läuft
  2. Polizei ermittelt nun mit einer Kommission
  3. Gerald Asamoah und Peter Knäbel äußern sich zu den Ausschreitungen

Nachdem die Mannschaft in der Nacht zu Mittwoch, 21. April, nach ihrer Rückkehr aus Bielefeld von 500 bis 600 Anhängern an der Veltins Arena empfangen und zum Teil mit „massiven Aggressionen“ konfrontiert wurde, liegen nach wie vor die Nerven blank. Es flogen Eier, Spieler flohen, und es kam zu Tritten und Schlägen gegen Profis.

Torwart Ralf Fährmann (32), Mittelfeldspieler Amine Harit (23) und Trainer Dimitrios Grammozis (42) wurden geschlagen, auch Sturm-Routinier Klaas-Jan Huntelaar (37) und Klub-Legende Mike Büskens (53) wurden tätlich angegriffen.

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Die Autos von Stürmer Mark Uth (29) und Omar Mascarell (28) wurden demoliert und waren nicht mehr fahrtüchtig. Der Mittelfeldspieler übernachtete vorsorglich bei Mitspieler Goncalo Paciencia (26). Vor der Haustür von Suat Serdar (24) warteten zehn Gestalten, die den Spieler anschließend im Auto verfolgt haben, ehe die Polizei eingriff.

Asamoah-Bielefeld

Schalkes Teammanager Gerald Asamoah (hier am 20. April) schilderte die Ereignisse der Abstiegsnacht.

Gerald Asamoah: „Ein Mitarbeiter lag auf dem Boden und wurde getreten“

„Mir geht es immer noch nicht so gut“, sagte Teammanager Gerald Asamoah (42) bei einer Medienrunde am Donnerstag (22. April). „Ich selber bin nicht geschlagen worden. Mir bleiben zwei Bilder in Erinnerung: Ein Mitarbeiter liegt auf dem Boden und wird getreten. Und die Angst in Buyos Augen werde ich nicht vergessen.“ Buyo, das ist Co-Trainer Büskens. „Es war eine harte Situation. So etwas kenne ich nicht von Schalke.“

Er erklärte zudem, warum man sich überhaupt in diese explosive Situation begeben habe. „Wir haben auf dem Rastplatz kurz vor der Abfahrt Gelsenkirchen-Buer mit dem Trainerteam und den Kapitänen diskutiert, ob wir hinfahren sollen. Die Nähe zu den Fans war immer ein Teil von Schalke“. Die Sicherheitskräfte an der Arena hätten die Lage als friedlich eingeschätzt. „Als wir in die Arena eingefahren sind, haben wir dann noch die Polizei gesehen – das hat uns zusätzlich Sicherheit gegeben."

Schalke-Polizei-Abend

Die Polizei hielt sich am 21. April auf Anweisung der Schalker Vereinsführung beim Zusammentreffen mit den Fans zunächst im Hintergrund.

Asamoah erzählte: „Dann sind wir aus dem Bus raus. In der ersten Minute, nachdem wir ausgestiegen sind, hatte ich keine Angst. Wir wussten, dass wir die Klappe halten und zuhören sollen. Dann ist alles weitere passiert.“

Schalke: Training zunächst abgesagt, Dimitrios Grammozis sauer

Die ersten beiden Trainingseinheiten wurden zunächst abgesagt. Trainer Grammozis „war sauer und enttäuscht und musste sich auch erstmal sammeln“, erläuterte Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel (54). „Ich habe gestern allen eine Nachricht geschrieben, dass wir helfen, falls Hilfe gewünscht wird.“

Abgesehen vom Sachschaden, „blauen Flecken und kleineren Verletzungen“ sei nichts Schlimmeres passiert, meinte Knäbel: „Aber ich glaube der emotionale Schaden ist größer“.

Die Gelsenkirchener Polizei will mit einer Ermittlungskommission die Ereignisse in der Abstiegsnacht untersuchen. „Es geht darum, die Vorfälle lückenlos aufzuklären“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag (22. April). „Wir sind dabei, alles zusammenzutragen“. Strafanzeigen von möglichen Opfern seien bislang nicht eingegangen.

Schalke hatte sich zunächst gegen Eingreifen der Polizei entschieden

Die Polizei war bei dem Zusammentreffen von Fans und Mannschaft zunächst nicht dabei. Die Beamten hätten das angeboten, aber der Verein habe sich dagegen entschieden, so der Sprecher. Es sollte zu einer Aussprache mit den frustrierten Fans kommen. Die Polizisten griffen einige Minuten später ein und verhinderten laut eigenen Angaben so eine weitere Eskalation.

„Die Frage, ob es diesen einen Grund für die Eskalation gab, treibt mich um“, sagte Knäbel. Am Montag gibt es eine Sitzung der Schalker mit der Gelsenkirchener Polizei.

Peter Knäbel: Spieler mussten im Hotel übernachten – ein No-Go

„Alles was passiert ist, müssen wir aufklären und können jetzt keine Erklärung liefern“, sagte Knäbel. Man habe noch in der Nacht bis fünf Uhr morgens zusammengesessen und mit der Aufarbeitung begonnen. „Was Staff und Spieler da erleben mussten, hat mit dem Leitbild von Schalke 04 überhaupt nichts zu tun“, erklärte er in einem Video-Interview, das per E-Mail an alle rund 160.000 Vereinsmitglieder versendet wurde. „Man hat immer das Gefühl, es geht nicht noch schlimmer - und dann kommt noch was.“

Der neue S04-Boss sorgt sich vor allem um die geschlagenen und gejagten Personen. „Wichtig ist, wie es den Leuten geht, wie es Buyo Büskens, wie es Gerald Asamoah, wie es den Spielern geht. Einige mussten im Hotel übernachten. Das ist ein absolutes No-Go“.

Knäbel-Abstieg

Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel (hier eine Aufnahme vom 3. April) will die Vorkommnisse der Nacht aufarbeiten.

Knäbel verurteilte die Attacken, zeigte nach den vielen schwachen Auftritten in dieser Saison aber auch Verständnis für die Enttäuschung der Fans: „Für viele Menschen ist Schalke mehr als nur ein Klub. Die Kritik, die sich der Sport anhören muss, ist berechtigt, das Ergebnis desaströs.“ Aber „genauso desaströs“ sei es, „wenn man sich um Leib und Leben seiner Mitarbeiter sorgen muss“.

Man habe sich seit zehn Tagen mit möglichen Szenarien für den Abstiegsfall beschäftigt, erklärte Knäbel. „Es gab Arbeitsgruppen, die sich mit den diversen Möglichkeiten beschäftigt haben. Am Ende kann man so eine Masse nicht aufhalten. Die Leute sind über den Zaun geklettert. Es war Einbruch“.