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Interview

Höhenflug in HöhenbergViktoria Köln startet durch: El Mala-Brüder erst der Anfang? – Lob für FC-Boss Keller

Eric Bock und Hendrik Biergans wollen Viktoria Köln nach vorne bringen.

Eric Bock, Geschäftsführer von Viktoria Köln und Hendrik Biergans vom Wirtschaftsrat (r.) Anfang September 2024 beim Termin mit EXPRESS.de im Sportpark Höhenberg.

Viktoria Köln hat einen tollen Start in die 3. Liga hingelegt. Nach der Ära Wernze stellt sich der Klub neu auf. Interview mit den Protagonisten.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Am Dienstag (10. September 2024) musste Viktoria Köln den Tod des langjährigen Zeugwarts Thomas Gürtler vermelden, er verstarb unerwartet wenige Tage vor seinem 78. Geburtstag. Die Trauer ist groß. Er kann seine Viktoria nun nicht mehr begleiten auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft.

Die sieht sportlich aktuell jedoch vielversprechend aus: Nach vier Spieltagen liegt Viktoria Köln in der Tabelle der 3. Liga auf Rang zwei hinter den ungeschlagen Erzgebirglern aus Aue. Sportlicher Höhenflug in Höhenberg – ob das so weitergeht?

Viktoria Köln: Neuausrichtung nach Tod von Franz-Josef Wernze

EXPRESS.de traf Geschäftsführer Eric Bock und Hendrik Biergans vom Wirtschaftsrat Anfang September 2024 zum Interview. Der große 1. FC Köln spielt nur noch eine Liga höher. Und aktuell rangiert Viktoria Köln sogar auf einem Aufstiegsplatz in der 3. Liga. Okay, die Saison ist mit vier Spieltagen noch frisch – aber träumen darf man ja.

Doch wie ist es um die Viktoria bestellt? Nach dem Tod von Mäzen und Förderer Franz-Josef Wernze Ende April 2023 stellt sich der Klub aus dem Rechtsrheinischen neu auf. Im großen Interview mit EXPRESS.de sprechen Viktoria-Geschäftsführer Bock und Biergans (Wirtschaftsrat der Viktoria, Kölner Netzwerker, Vorstand der CDU Köln-Innenstadt) über die finanzielle Lage, den Austausch mit dem 1. FC Köln und soziale Verantwortung.

Herr Wernze ist vor mehr als einem Jahr verstorben, was hat das für einen Einschnitt beim Verein gegeben und wie sieht es finanziell aktuell bei der Viktoria aus?

Bock: Franz-Josef Wernze hat uns schon als er erkrankte, mit einem gewissen Betrag ausgestattet. Somit kamen die Einschnitte nicht sofort nach seinem Tod, sondern sie kommen erst noch. Deshalb haben wir vor dieser Saison eine Restrukturierung begonnen, auf und neben dem Platz. Wie man aber sieht, haben wir sportlich noch einiges zu bieten. Das war unser bester Saisonstart in der 3. Liga.

Ist es schwierig, das finanzielle Niveau künftig zu halten?

Biergans: Schwierig insofern, da es um eine seriöse, nachhaltige und langfristige Planung geht. Es soll eben nicht der Fall sein, dass wir plötzlich merken: Oh, morgen ist nichts mehr da. Wir versuchen uns nun mittel- und langfristig vorzubereiten. Genau deshalb versuchen wir momentan alles, um Investoren und Sponsoren zu gewinnen.

Akut muss man sich also keine Sorgen um die Viktoria machen?

Biergans: Nein, wir reden davon, dass wir mittelfristig das Niveau halten können. Und der beste Saisonstart, das passiert ja nicht von selbst …

Welchen Zeitraum meinen Sie mit mittelfristig?

Bock: Wir reden über einen Zeitraum von drei Jahren. Wir können natürlich auch selber eine schwarze Null schreiben. Dafür müssen wir aber in den DFB-Pokal kommen und auch Transfererlöse erwirtschaften. Das kennen wir bis dato ja kaum. Zuletzt haben wir die beiden El-Mala-Brüder an den 1. FC Köln verkauft und direkt wieder ausgeliehen, haben ein paar Dinge mit St. Pauli oder Bielefeld umgesetzt. Da sind wir auch auf einem richtigen Weg. Transfererlöse werden wir in Zukunft brauchen.

Biergans: Und wir müssen es nach der Ära Wernze auf mehrere Schultern verteilen. Was er hier geleistet hat, war ja nicht selbstverständlich.

Viktoria setzt auf gute Nachwuchsarbeit

Die Nachwuchsarbeit kann auch ein Schlüssel zum dauerhaften Erfolg sein …

Bock: Ja, wir haben in jeder Altersstufe nur eine Mannschaft. Die spielen alle in der höchsten Liga, da sind wir sehr erfolgreich. Und unser Nachwuchsleistungszentrum hat 19 Spieler in den letzten drei Jahren hervorgebracht, die einen Profi-Vertrag erhalten haben, entweder hier oder bei anderen Klubs.

Said und Malek El Mala wurden vom 1. FC Köln verpflichtet – ist es nun auch ein Gedankenspiel, dass der Austausch innerhalb der Stadt noch intensiver wird und es eine Kooperation mit dem FC gibt?

Bock: Ich glaube, die El-Mala-Brüder waren schon etwas länger beim FC auf dem Zettel. FC-Geschäftsführer Christian Keller macht meiner Meinung nach einen besonders guten Job. Wir haben uns nun wieder angenähert, es gab ja auch das Testspiel zu unserem 120-jährigen Bestehen im Juli. Ich sehe das positiv, aber wir haben auch zu anderen Vereinen einen guten Draht.

Welchen Stellenwert hat Viktoria für das rechtsrheinische Köln?

Bock: Wir haben bei uns ungefähr 250 Jugendspieler, haben zwei Inklusions-Mannschaften und eine Frauen-Mannschaft, die jetzt in die Bezirksliga aufgestiegen ist. Wir haben gesagt, dass unsere Scouts nur in der Region gucken, sie machen einen guten Job. Im Rechtsrheinischen leben 400.000 Menschen, Tendenz steigend, viele Unternehmen sind hier ansässig und es werden immer mehr.

Biergans: Das ist auch Teil unserer Erfolgsgeschichte, denn Viktoria steht für Vielfalt. Aber auch hier ist finanzielle Ausstattung sehr wichtig, um Jugendliche anzulocken. Gerade in diesen Zeiten ist uns auch wichtig bei Viktoria: Das V steht auch für Vielfalt. Es geht darum, dass hier ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Es verbindet sie eins – das ist der Fußball. Wenn man sieht, was los ist, überall in Deutschland, ist es natürlich enorm wichtig, Menschen über Sport zusammenzuführen. Auf dem Platz sind wir alle gleich. Vielfalt macht uns reicher und besser. Und Entwicklung ohne Werte funktioniert nicht, sie wollen wir hier allen Jugendlichen vermitteln.

Viktoria Köln, das V steht auch für Vielfalt

Bock: Hier in der Region ist die Migration relativ stark – bei 40 Prozent. Da wollen wir natürlich eine Anlaufstation sein, machen viele soziale Projekte. Zum Beispiel das Fastenbrechen mit zahlreichen Jugendlichen – egal welcher Religion. Die sitzen dann alle gemeinsam im VIP-Bereich an einer langen Tafel.

Biergans: Man hat als Verein auch eine soziale Verantwortung – es geht nicht nur ums Kicken und Spiele gewinnen. Es geht darum, dass man sich seiner Rolle in der Gesellschaft bewusst wird.

Wie sehen denn die sportlichen Ziele aus – 3. Liga halten? Oder schielt ihr nach oben?

Bock: Wir haben uns als Ziel gesetzt, ein Ausbildungsverein zu sein, der mit der ersten Mannschaft dauerhaft zu den Top 50 im deutschen Profi-Fußball zählt. Aktuell sehe ich eine Top-Mannschaft, ich spreche nicht vom Aufstieg, aber ein einstelliger Tabellenplatz ist drin. Und in der 3. Liga ist alles möglich …

Biergans: Stabilität ist Teil des Charakters von Viktoria. Mit uns soll es nicht schnell rauf, Action – und dann wieder schnell runtergehen. Wir wollen hier langfristig für einen stabilen Halt sorgen. Bei uns sind die Türen immer offen, interessierte Sponsoren können hier gerne vorbeischauen.

Wäre ein Aufstieg in die 2. Liga hilfreich bei der Suche nach neuen Partnern – oder steigen dann auch die Kosten exorbitant?

Bock: Es geht ja nicht nur um Sponsoren, sondern um TV-Gelder. Man kommt von 1,5 auf rund acht Millionen Euro. Allerdings steigen dann auch die Personalkosten und die Ausgaben für die Logistik. Also mit einem Aufstieg in die 2. Liga würden wir keine Gewinne machen. Aber da sind wir natürlich weit von entfernt, da sind wir realistisch. Trotzdem: Wenn man Fußball spielt, will man gewinnen. Und wenn man gewinnt, spielt man oben mit.