Sportliche Höchstleistung oder unfairer Doppelpass mit der Fifa? Nicht nur bei Social Media wird über Argentiniens und Superstar Lionel Messi bei der WM 2022 diskutiert. Allzu viel Gehalt hat die „Debatte“ jedoch nicht.
Messi-Verschwörung bei WM?Nebulöse Vorwürfe gegen Fifa – selbst Modric tobt: „Ein Desaster“
Die WM 2022 ist bisher die Weltmeisterschaft von Lionel Messi (35)!Trotz einer 1:2-Blamage gegen Saudi-Arabien zum Start hat sich Argentinien mit seinem überragenden Kapitän nach anschließenden fünf Siegen ins Finale gekämpft, träumt nun vom Titel, der die Messi-Legende vollenden würde. Doch nicht jeder glaubt an eine glückliche sportliche Fügung.
Immer mehr prominente Skeptiker räuspern sich mit Blick auf den argentinischen Sturm ins Finale. Portugal-Routinier Pepe (39), Kroatien-Genie Luka Modric (37) und Schweden-Ikone Zlatan-Ibrahimovic (41) – sie alle legen mit Aussagen nahe, dass Messi bei der WM auf tatkräftige Unterstützung des Fußball-Weltverbandes bauen könne.
Messi-Andeutungen und Schiri-Kritik bei WM 2022
„Es steht schon geschrieben, wer gewinnen wird. Ihr wisst schon, wen ich meine. Ich glaube, dass Messi den Pokal in die Luft recken wird, das steht schon fest“, sagte etwa Ibrahimovic nebulös vor dem Halbfinale der „Albiceleste“ gegen Kroatien. Eine verschwörerische Anspielung an angebliche Pläne der Fifa, die Katar-WM zum Meisterstück für Lionel Messi zu machen?
Dass Argentinien am Dienstag (13. Dezember 2022) durch einen viel diskutierten Elfmeter in Führung ging, gab den Ibra-Aussagen weiteren Auftrieb. Und selbst Mittelfeld-Virtuose Modric, über seine gesamte glanzvolle Profi-Karriere ein Vertreter der leisen Töne, wurde ungewohnt wütend. „Er ist einer der schlechtesten, die ich kenne“, sagte der Regisseur von Real Madrid über Referee Daniele Orsato (47), den er als „Desaster“ bezeichnete.
„Nach dem, was ich heute gesehen habe, können sie Argentinien gleich den Titel geben“, fauchte der kroatische Kapitän. Sein Trainer Zlatko Dalic (56) nannte das Elfmeter-Gegentor zum 0:1 „sehr verdächtig“. Sogar Staatspräsident Zoran Milovanovic (56) schaltete sich ein, sprach von mehreren geschenkten Elfmetern für Argentinien im Turnier.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:
Schiri-Ärger hatte es im Viertelfinale schon bei Portugal gegeben, das sich Marokko sensationell 0:1 geschlagen geben musste. „Ich glaube nicht, dass er der richtige Mann am richtigen Platz war“, sagte Pepe über Referee Facundo Tello (40), einen Argentinier. „Ich finde es sehr merkwürdig, dass bei uns ein Schiedsrichter pfeift, dessen Nation noch im Turnier ist“, pflichtete ihm Teamkollege Bruno Fernandes (28) bei.
WM 2022: Kritiker zweifeln am Argentinien-Märchen von Lionel Messi
Und obwohl es nicht mehr Futter gibt als im Frust nach einem WM-Aus getätigte Aussagen enttäuschter Fußballer, hat sich die angebliche Messi-Verschwörung der Fifa gerade bei Social Media bereits rasant verbreitet. Einzelne Beiträge sammelten zehntausende „Gefällt mir“-Klicks und wurden ebenso oft geteilt. Tenor: Da soll jemand unbedingt zum Weltmeister gemacht werden.
Erklären lässt sich die Wucht allerdings auch durch die seit etwa einem Jahrzehnt bestehenden erbitterten Rivalitäten, die zwischen zwei Lagern ausgefochten werden: den Jüngern von Cristiano Ronaldo (37) und jenen von Lionel Messi.
Weil die große Mehrheit der Verbissenen sich dort nicht einmal zu einem Hauch von Anerkennung für die Errungenschaften des jeweils anderen Fußball-Helden durchringen kann, werden früher oder spätere größere Geschütze aufgefahren.
So lässt sich das Scheitern des eigenen Idols beim gleichzeitigen Triumph von dessen größtem Widersacher stets gesichtswahrend relativieren – das gilt für Torjäger-Titel gleichermaßen wie für Rekorde, Weltfußballer-Wahlen oder, aktuell, den Kampf um die WM-Trophäe.
Der Blick auf gemäßigtere Stimmen zeigt daher schon ein seriöseres Bild. Den Elfmeter-Pfiff, den ganz Kroatien im Halbfinale als entscheidend bezeichnete, werteten die Schiri-Experten von „Collinas Erben“ bei Twitter als korrekt. „Gerade in der Dynamik der Realgeschwindigkeit bleibt eigentlich nur die Bewertung als Foulspiel“, so die fachliche Einschätzung.
Abflachen dürfte die Debatte bis zum Endspiel am Sonntag (18. Dezember) aber nicht, womöglich auch darüber hinaus. Klar ist: Holt Lionel Messi bei seiner Abschiedsvorstellung im Nationaltrikot tatsächlich den WM-Pokal nach Argentinien, dürften Behauptungen zum vermeintlich letzten Akt einer angeblichen Fifa-Verschwörung auch wieder durch die sozialen Netzwerke geistern. (bc)