Nach einer nahen Explosion an der Austragungsstrecke des Großen Preises von Saudi-Arabien wurde stundenlang diskutiert, ob das Rennen am Sonntag gestartet werden soll. Stand jetzt findet es statt. Sky hat seine Reporter vom Rennen abgezogen.
Saudi-Arabien-GPSky zieht Ralf Schumacher & Co. ab – Zuschauer nach Werbung im Training überrascht
Stundenlang steckten die Formel-1-Piloten um Weltmeister Max Verstappen und Lewis Hamilton in Dschidda die Köpfe zusammen – und verließen die Rennstrecke am Samstagmorgen um kurz vor drei Uhr praktisch wortlos. Der Entschluss der Formel-1-Führung, der Teams und des Veranstalters, trotz einer nahen Explosion an der Austragungsstrecke des Großen Preises von Saudi-Arabien (Sonntag, 19 Uhr MESZ/Sky) festzuhalten, scheint unverändert zu stehen.
„Bereit und total fokussiert für das morgige Qualifying“, twitterte Red-Bull-Pilot Sergio Perez nach Ende des Meetings der Piloten, die als Gruppe offenbar nicht geschlossen hinter dem Beschluss der Spitze stehen.
Wie unter anderem die BBC und Sky UK berichteten, wurde nach hitzigen Diskussionen aber auch von den Piloten die Entscheidung gefasst, das Rennwochenende fortzusetzen. Das dritte freie Training ist am Samstag für 15 Uhr MEZ (Sky) angesetzt, zuvor ist routinemäßig um 12.30 Uhr eine Pressekonferenz mit ausgewählten Teamchefs (u.a. Mattia Binotto/Ferrari) anberaumt.
Damon Hill: „Die Formel 1 spielt mit dem Feuer!“
„Die Behörden haben bestätigt, dass die Veranstaltung wie geplant fortgesetzt werden kann“, hatte die Formel 1 am Freitagabend zunächst mitgeteilt. Anschließend empfingen Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem und die lokalen Behörden die Fahrer und Teamchefs.
Doch an der Entscheidung regt sich Kritik. „Wie unpassend ist das? Kein Grund zur Beunruhigung. Das Rennen läuft. (...) Die Formel 1 spielt buchstäblich mit dem Feuer“, schrieb der 61-jährige Brite, der als Experte für Sky UK tätig ist, bei Twitter.
Ralf Schumacher flieht aus Saudi-Arabien
Sein früherer Jordan-Teamkollege Ralf Schumacher, Co-Kommentator und Experte bei der deutschen Senderschwester, hat inzwischen gemeinsam mit einigen Kollegen die saudi-arabische Hafenstadt verlassen. Mit Kommentator Sascha Roos wird Schumacher vom Qualifying am Samstagabend und vom Rennen am Sonntag aus dem Studio in München berichten.
Das dritte Freie Training am Samstag um 15 Uhr kommentierte Olivier Zwartyes, da Schumacher und Roos noch auf der Rückreise waren. Nach rund 20 Minuten gab Zwartyes in die Werbung – und begrüßte die Zuschauer danach nicht mehr. Denn plötzlich saßen Roos und Schumacher im Münchner Studio und übernahmen wie gewohnt die restliche Session.
Stefano Domenicali: „Alle notwendigen Systeme eingerichtet“
Auch das Rennen werden sie am Sonntag von dort aus kommentieren. „Wir haben die volle Zusicherung erhalten, dass für das Land die Sicherheit an erster Stelle steht“, erklärte Domenicali nach diesem Treffen. Die saudischen Verantwortlichen hätten „alle notwendigen Systeme eingerichtet, um diesen Bereich, die Stadt und die Orte, an denen wir fahren, zu schützen. Aus diesem Grund werden wir die Veranstaltung fortsetzen.“
Formel 1: Huthi-Rebellen greifen nahe der Rennstrecke in Dschidda eine Ölraffinerie an
Jemenitische Huthi-Rebellen hatten am Freitagnachmittag in der Nähe der Rennstrecke in Dschidda eine Ölraffinerie angegriffen. Während des ersten freien Trainings auf dem Jeddah Corniche Circuit war nach einer Explosion plötzlich eine große Rauchwolke zu sehen, es roch nach verbranntem Öl.
Das zweite freie Training wurde mit einer Viertelstunde Verspätung gestartet, nach der Einheit wurden sämtliche Medientermine der Fahrer abgesagt.
Automobil-Weltverbandschef Ben Sulayem versuchte zu beschwichtigen: „Worauf zielen die Huthis? Auf die wirtschaftliche Infrastruktur, nicht auf Zivilisten und nicht auf die Rennstrecke.“ Man habe „die Fakten geprüft und auf hoher Ebene die Zusicherung, dass dieser Ort sicher ist. Die Sicherheit ist gewährleistet, also lasst uns Rennen fahren“, fügte der 60-Jährige hinzu. (sid/ach)