Max Verstappen ist zum ersten Mal Weltmeister der Formel 1. Zum ersten Mal seit sieben Jahren ist damit ein Fahrer Weltmeister, der nicht im Mercedes sitzt.
Irre KrönungSchliff mit aller Härte: So wurde aus dem wilden Max der Champion Verstappen
Max Verstappen hat nicht wie Michael Schumacher die abgefahrenen Reifen seiner Kart-Konkurrenten aus der Mülltonne geholt, er musste auch nicht wie Lewis Hamilton in einem Mini-Apartment auf einem Ausziehsofa schlafen - ein Zuckerschlecken war die Jugend des neuen Formel-1-Weltmeisters allerdings keineswegs.
Sein Vater Jos, 107-maliger Grand-Prix-Teilnehmer und Schumacher-Teamkollege bei Benetton, erkannte früh das enorme Talent seines Sohnes. Und „Jos the Boss“ schliff das Juwel mit aller Härte.
Als Schüler an den Wochenenden zu Kart-Rennen
Die Woche des jungen Max war zweigeteilt. Schule von Montag bis Freitagmittag, danach ging es mit dem Bus quer durch Europa zu Kartrennen. „Wir sind nicht auf die Strecke gegangen, um hinterherzufahren. Ich wollte immer nur gewinnen, gewinnen, gewinnen. Das habe ich von ihm auch verlangt“, erinnerte sich Verstappen senior bei Sport1.
Einmal war er gar so wütend auf seinen Sohn, dass er diesen an einer Autobahnraststätte stehen ließ. „Ich wollte ihn spüren lassen, dass das nicht gut ist, wenn er so weiterfährt“, erklärte Verstappen. Ein Rabenvater sei er dennoch nicht gewesen: „Ich wusste, dass meine Frau hinter mir fährt und ihn mitnimmt.“
Verstappen ohne Führerschein schon Formel 1-Fahrer
Ohne Zweifel ist Max Verstappen ein Fahrer, der unter Druck wächst und nie klein beigibt. Als Teenager fuhr er seine Konkurrenten in den Nachwuchsserien in Grund und Boden. Er war gerade 17 Jahre alt und besaß noch nicht mal den Führerschein, da machte Red Bull ihn 2015 beim Junior-Team Toro Rosso zum jüngsten Formel-1-Fahrer der Geschichte.
Der unerschrockene Niederländer machte schnell auf sich aufmerksam, Verstappen brach in der Königsklasse fast alle Altersrekorde. So wurde er im Mai 2016 in einem ersten Rennen für Red Bull mit 18 Jahren und 228 Tagen zum bis heute jüngsten Rennsieger der Formel 1.
Vettel bleibt jüngster Weltmeister aller Zeiten
Nicht wenige glauben, Verstappen wäre auch der jüngste Weltmeister geworden, wenn ihm Red Bull früher einen titelreifen Wagen hingestellt hätte - oder er den Avancen von Mercedes erlegen wäre. So aber muss der 24-Jährige in diesem Ranking Sebastian Vettel die Meriten überlassen, der bei seinem ersten Titelgewinn 2010 lediglich 23 Jahre und 134 Tage auf dem Buckel hatte.
Verstappen wird es einerlei sein. Das Selbstvertrauen des Niederländers, der König Willem-Alexander zu seinen unzähligen Fans zählen darf, ist mindestens so groß wie sein Talent. „Zehn dominante Jahre für mich“ wünschte er sich 2017 in einem Interview, „der Rest ist nicht so wichtig.“
Der wilde Max Verstappen gewinnt jedes siebte Rennen
Etwa jedes siebte seiner bislang 141 Rennen hat Verstappen gewonnen, der wenig schmeichelhafte Beiname „Crashstappen“ ist abgelegt. Verstappen fährt mit der Reife von sieben Formel-1-Jahren immer noch beinhart, im aufreibenden Generationenduell mit dem siebenmaligen Champion Lewis Hamilton (36) ging er oft an die Grenze oder ein Stück darüber hinaus, doch Dreher oder Abflüge sieht man kaum noch von ihm.
Verstappen stehen noch einige goldene Jahre bevor, auch wenn in George Russell, Lando Norris oder Charles Leclerc weitere hochtalentierte Fahrer seiner Altersklasse ein gesteigertes Interesse haben, dies zu verhindern.
Max Verstappen liebt Nelson Piquets Tocher
Max Emilian Verstappen, am 30. September 1997 in eine Rennfahrerfamilie hineingeboren, lebt für seinen Sport. Aus seinem Privatleben erfährt man wenig, außer dass die brasilianische Weltmeistertochter Kelly Piquet derzeit die Frau an seiner Seite ist. In seiner Wahlheimat Monaco arbeitet Verstappen leidenschaftlich an seiner Fitness. Ohne Lenkrad hält er es nicht lange aus: Bereits vor der Corona-Zwangspause Anfang 2020 hat er das Sim-Racing für sich entdeckt.
Viele kleine Bausteine ergeben bei Verstappen ein Gesamtbild. Vater Jos meint nicht ohne Stolz, den Grundstein gelegt zu haben: „Max sollte nicht auf der Geraden mit Windschatten überholen, sondern in der Kurve, wo es schwieriger ist. Davon profitiert er bis heute.“ (dpa/ach)