Er war ein stets gut gelaunter Strahlemann, äußerst beliebt und immer für ein gutes Gespräch zu haben. Doch jetzt trauert die deutsche Galopp-Szene um Bernd Selle.

Der ehemalige Star-Jockey (1,64 Meter groß und 50 Kilogramm leicht) ist am Freitagabend (3. Dezember 2022) überraschend im Alter von 67 Jahren in seiner Wahlheimat Köln verstorben.

Galoppsport-Szene trauert um Ex-Jockey Bernd Selle

Selle gewann in den Hochzeiten des Galoppsports als Jockey sagenhafte 306 Rennen. Höhepunkt der Karriere war der Sieg beim deutschen Derby im Jahr 1978 auf Hengst Zauberer. Danach machte er sich in Köln und Umgebung einen Namen als Theater-Schauspieler.

Selle wurde im Jahr 1955 in Herford geboren, schnell entdeckte er seine Liebe zu Pferden und im Jahr 1969 kam er als Lehrling zu Trainer Heinz Jentzsch nach Köln. 1978 dann der große Coup bei seinem ersten Derby in Hamburg-Horn. Für den Erfolg kassierte der Jockey 12.500 Euro.

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Selle verdiente auf den Rennbahnen gutes Geld, aber er musste auch nach der Karriere weiter arbeiten und war dabei sehr kreativ. Selle wurde Gastronom und Schauspieler.

Gegenüber Racebets.de sagte Selle einmal, dass er am liebsten gleich Schauspieler geworden wäre: „Bei mir war es so, dass ich eigentlich schon als kleiner Junge bemerkte, der Beruf des Schauspielers wäre etwas für mich. Es fing damit an, als unsere Lehrerin für einige Tage ausfiel und ein Student unseren Unterricht übernahm. Er sagte der Klasse, wir sollten aus einem Buch eine Geschichte lesen und diese dann nachspielen. Beim zweiten oder dritten Mal dieser kleinen Aufführungen lagen die anderen Mitschüler lachend auf dem Boden und amüsierten sich köstlich über mein komisches Talent!“

Doch ein Freund seines Vaters traf den damaligen Jockey-Star Peter Remmert. Sie sprachen auch über den kleinen Bernd Selle, der ideale Maße für einen Jockey besaß. So kam er zum Galoppsport. 1987 beendete er seine Karriere und er pachtete in Harsewinkel einen Gasthof, der er „Zum Jockey“ nannte.

In der Folge hatte er immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, einem Herzinfarkt folgte eine Nierentransplantation. Doch Selle ließ sich nicht unterkriegen. Als Schauspieler schaffte er es sogar ins Fernsehen: mit Pferd Attifou war er bei der ARD-Serie „Alles Glück dieser Erde“ dabei. Selle zog zurück nach Köln. Als Theaterschauspieler war er an knapp 15 Stücken beteiligt.

Immer wieder besuchte er auch die Rennbahn in Weidenpesch. Seine Lebenseinstellung behielt er bis zum Schluss: „Die kleinen Dinge des Lebens machen alles liebens- und lebenswert.“ Und sein großer Wunsch war, „dass der Galoppsport in Deutschland überlebt und nicht alle Tore schließen muss.“