IOC-Präsident Thomas Bach macht keine gute Figur vor den Olympischen Spielen in China. Die Kritik ist massiv, denn zum Thema Menschenrechte schweigt Bach.
Proteste in Großstädten gegen Olympia-Macher„Als wäre Bach Komplize von Xi bei dessen Gräueltaten“
Am Freitag (4. Februar 2022) beginnen die Olympischen Winterspiele in Peking. Viele freuen sich auf die Wettbewerbe, doch nie war die Kritik größer vor dem Weltfest der Jugend. Die Vergabe nach China, wo Millionen Menschen unterdrückt werden und Menschenrechte nicht eingehalten werden, ist für viele eine Farce. Auch eine Austragung mitten in der Pandemie sorgt für Kopfschütteln.
In zwei deutschen Großstädten, Berlin und München, werden am Freitag nun große Protestaktionen stattfinden. In Berlin gibt es zwischen elf Uhr und 13 Uhr eine Mahnwache auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, in München startet um 14.30 Uhr ein Autokorso von der Theresienwiese zum chinesischen Konsulat.
In München war es kürzlich zu einem Eklat gekommen bei den Dreharbeiten zur ARD-Dokumentation „Spiel mit dem Feuer – Wer braucht noch dieses Olympia.“ Als das ARD-Team um Experte Felix Neureuther (37) vor der chinesischen Botschaft in München filmte, wollten Chinesen dies verhindern und riefen die Polizei.
Minderheiten werden in China in Lagern misshandelt
Der Dreh konnte von den Chinesen natürlich nicht unterbunden werden. Neureuther erleichtert: „Wir sind in Deutschland, hier herrscht zum Glück Pressefreiheit.“ Er stellte aber entsetzt fest: „Und dieses Land soll die Jugend der Welt mit offenen Armen empfangen? Ausgerechnet China, ein Land, das die Menschenwürde mit Füßen tritt.“
In Berlin und München machen nun viele Menschenrechtsorganisationen Druck. Sie fordern mit ihren Protesten dazu auf, während der olympischen Wettkämpfe immer wieder die verheerende Menschenrechtslage in China öffentlich anzusprechen.
„Angesichts der Verbrechen an Uiguren, Tibetern, Kasachen, Mongolen, Hongkongern und chinesischen Menschenrechtsverteidigern darf es kein Schweigen geben. Der vom IOC beschworene ‚Olympische Friede‘ muss auch für die Opfer der chinesischen Regierung gelten. Diese muss ihre Politik der Internierungslager, Familientrennungen, Zwangssterilisierungen von uigurischen Frauen, Zerstörung von tibetischen Klöstern und die Verfolgung der Zivilgesellschaft in Hongkong beenden“, heißt es in einer Mitteilung der Organisatoren innerhalb der „Gesellschaft für bedrohte Völker“.
Felix Neureuther traf für die ARD-Doku Qelbinur Sidik, eine Überlebende der Folter in der Provinz Xinjiang. Für sie sind Szenen mit IOC-Präsident Thomas Bach (68) und Chinas Präsident Xi Jinping (68) „demütigend. Als wäre Bach der Komplize von Xi bei dessen Gräueltaten.“ Sie schilderte schlimme Szenen von Vergewaltigungen und Misshandlungen in den Lagern, wo über eine Million Menschen aus Minderheiten kaserniert sein sollen.
Christian Neureuther (72), Vater von Felix, sagte bei „Hart aber fair“: „Diese Gespräche haben Felix verändert. Er hat gesagt, dass man etwas unternehmen muss, man muss das Thema öffentlich machen und ansprechen.“
IOC-Boss Bach duckt sich weg beim Thema Menschenrechte
Bach duckte sich weg, wollte gegenüber der ARD keine Stellung beziehen. Stattdessen schickten das IOC ihren Exekutivdirektor Christoph Dubi ins Gespräch mit Neureuther. Der sagte: „Warum nicht großzügig sein? Es ist großartig, dass wir nach China gehen. Weil es ein neues Wintersportziel wird.“ In Anbetracht der verheerenden Lage für viele Menschen in China klingt das wie der blanke Hohn.
International ist der Schaden riesig. Selbst die Elite-Sponsoren halten sich mit Kampagnen rund um Olympia zurück. Die Spiele sind nur in der China-Blase ein schönes Produkt.
„Ich denke, dass man sich zu den Menschenrechten äußern muss“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert im ZDF-Sportstudio. Er hoffe, „dass noch eine Äußerung von Thomas Bach oder dem IOC kommt. Man kann ja auch diplomatisch seinen Protest ausdrücken. Ich denke, das kann man erwarten.“