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Olympia-KommentarNur mit Militärsport gibt's keine deutsche Euphorie

Das Pferd Saint Boy mit Reiterin Annika Schleu aus Deutschland.



Annika Schleu kamen beim Springreiten im Modernen Fünfkampf die Tränen.

Moderner Fünfkampf: Die deutsche Sportsoldatin Annika Schleu sorgte mit ihrem Verhakten auf dem verunsicherten Pferd Saint Boy für eine Olympia-Skandal.

Es waren keine einfachen Spiele mitten in der Pandemie. Strenge Corona-Regeln, keine Zuschauer, olympischer Geist nur unter den Sportlern. Beim Blick auf die kommenden Sommerspiele in Paris kann man nur hoffen, dass wieder etwas mehr Normalität einkehren wird.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Tokio/Köln. In Deutschland muss sich einiges ändern, um bei Olympischen Spielen wieder echte Helden zu haben und eine Euphorie zu entfachen. Ein Kommentar.

Keine Frage, der Großteil der Athleten hatte seinen Spaß in Tokio, der olympische Geist ist unter den Sportlern entfacht worden. Doch darüber hinaus ist der Funke nicht wirklich übergesprungen. Wie auch – ohne Stimmung auf den Rängen, in der gesamten Stadt Tokio, in den Kneipen und den Vergnügungsmeilen weltweit.

In Deutschland lässt die Begeisterung für Olympische Spiele seit Jahren nach. Und beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) müssen sie sich fragen: Wie können wir Athleten und Zuschauer künftig wieder für die Spiele begeistern? Zahlreiche Versuche, die Spiele in Deutschland auszurichten, sind in den vergangenen Jahren teils kläglich gescheitert. Die Bevölkerung scheint mehrheitlich gegen solche Großveranstaltungen zu sein.

Moderner Fünfkampf alles andere als modern

Zudem sorgte der Pferdeskandal beim Modernen Fünfkampf um Annika Schleu (31) für heftige Kritik. Es war einfach unakzeptabel. Solche Bilder von Tiermisshandlung will kein Zuschauer sehen müssen. Und dass es Moderner Fünfkampf heißt ist auch ein Witz, denn der Wettberweb ist alles, nur eben nicht modern. Deutschland setzt auf viele traditionelle Sportarten mit militärischer Vorgeschichte: Fechten, Reiten, Ringen, Rudern, im Winter kommt Biathlon dazu. Die Strukturen sind über Jahrzehnte gewachsen und wenig flexibel. Bei moderneren Sportarten, die eher den Zeitgeist treffen, hinkt Deutschland dagegen oft meilenweit hinterher.

Wussten sie, dass Lettland erster Olympiasieger im 3x3-Basketball wurde? Dass der japanische Skateboader Yuto Horigome den Street-Wettbewerb gewann oder dass Carissa Moore auf dem Surfbrett Gold holte? Hier wären erfolgreiche deutsche Athleten vielleicht wertvoll, um für positive Stimmung bei nachfolgenden Generationen zu sorgen. Die Jugend braucht auch hier Vorbilder.

Ein Drittel der deutschen Athleten ist bei der Bundeswehr

Ein Grund für die Stärken der deutschen in eher angestaubten Sportarten ist das deutsche Fördersystem. 34 Prozent der deutschen Athleten bei Olympia sind bei der Bundeswehr angestellt. Und da wird ja eher nicht mit langen Haaren und coolen Klamotten mit dem Skateboard auf dem Kasernenhof getrickst.

Vielleicht ist es an der Zeit, dieses Fördersystem einmal grundlegend zu überdenken und Alternativen zu erarbeiten, um deutschen Sporttalenten aus wirklich allen Disziplinen die Chance zu geben, bei Olympischen Spielen erfolgreich zu sein.