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Zehn Müllsäcke vollOlympia-Auswahl schmeißt Team-Outfits einfach in die Tonne

Mexikos Softball-Team bei der Nationalhymne vor dem Olympia-Spiel gegen Kanada.

Mexikos Softball-Team vor dem letzten Olympia-Auftritt am 27. Juli gegen Kanada. Nach dem Spiel wurden viele Klamotten im Olympischen Dorf im Müll entsorgt.

Klamotten-Ärger um das mexikanische Softball-Team bei Olympia. Die Auswahl hatte nach ihrem Aus säckeweise Klamotten, teilweise ungetragen, im Olympischen Dorf im Müll entsorgt.

von Béla Csányi  (bc)

Tokio. Für die ersten Teams und Athleten ist Olympia 2021 in Tokio bereits wieder beendet. Wegen der strengen Corona-Regeln müssen die Sportlerinnen und Sportler schon kurz nach ihren absolvierten Wettkämpfen das Olympische Dorf verlassen. Dabei nehmen einige offenbar nur das Nötigste mit.

Das Beispiel der mexikanischen Softball-Mannschaft sorgt jetzt für Kritik in der Heimat. Die Auswahl hatte bei der Abreise nach der verpassten Medaille zehn Säcke mit ihren offiziellen Team-Klamotten befüllt und im Olympischen Athletendorf im Müll entsorgt – teilweise noch komplett unbenutzt.

Mexikanische Boxerin kritisiert Entsorgung von Olympia-Klamotten

Die mexikanische Boxerin Brianda Cruz (22) machte den Vorfall bei Twitter öffentlich. Sie war laut dem Online-Portal „mediotiempo“ zufällig auf die durchsichtigen Säcke aufmerksam geworden, als Reinigungskräfte sie gerade endgültig entsorgen wollten.

„Dieses Outfit steht für Jahre voller Mühen, Entbehrungen und Tränen. Alle mexikanischen Sportler streben danach, es würdig zu tragen, und heute hat die mexikanische Softball-Mannschaft traurigerweise alles im Olympischen Dorf in den Müll geschmissen“, schrieb Cruz unter ein entsprechendes Foto.

Mexikos Softball-Team entsorgt Säcke voller Olympia-Klamotten

Teamkollegin Esmeralda Falcón (25) verbreitete weitere Fotos des Klamottenbergs und schrieb voller Enttäuschung: „Vielleicht bedeuten diese Outfits für einige Sportler-Kollegen ‚nichts‘, für viele andere sind sie ein Zeichen unser jahrelangen Arbeit, Hingabe, Liebe und Leidenschaft. Schade, dass das mexikanische Softball-Team es nicht so sieht.“

In den Säcken: Hosen, T-Shirts, Trainingsanzüge, sogar Schuhe, die die Ausrüster Nike und Li-Ning der mexikanischen Olympia-Auswahl zur Verfügung gestellt hatten. Weil es für jede Sportlerin mehrere Outfits gab, waren einige der weggeschmissenen Klamotten noch nagelneu. Entsprechend groß ist das Unverständnis über die Aktion.

Mexikos Softball-Verband wehrt sich nach Entsorgung von Olympia-Klamotten

In den sozialen Netzwerken regte sich viel Kritik an der Mannschaft, in deren Heimat Millionen Menschen in Armut und prekären Verhältnissen leben. „Das passiert, wenn sie sich nicht mit dem Land identifizieren, das sie repräsentieren“, hieß es im Kommentar bei Twitter: „Sie mögen vielleicht mexikanische Wurzeln haben, aber ihre Herkunft ist eine andere.“

Spielerinnen des mexikanischen Softball-Teams feuern ihre Kolleginnen während des Olympia-Spiels gegen Kanada an.

Das mexikanische Softball-Team im Olympia-Spiel gegen Kanada am 27. Juli.

Auf Anfrage des TV-Senders TV Azteca rechtfertigte Rolando Guerrero (48), Präsident des nationalen Softball-Verbandes, das Vorgehen zunächst. Man habe schlichtweg zu viel Gepäck gehabt und konnte die Klamotten daher nicht mehr alle mit nach Hause nehmen. Warum man sich nicht um eine Alternative oder eine Spende bemüht habe, blieb ungeklärt.

Bei Twitter erklärte der Verband später aber auch, dass gegen die betreffenden Spielerinnen ermittelt werde. Im gleichen Tweet erlaubte man sich einen überheblichen Seitenhieb an die Finderin aus dem mexikanischen Box-Team: Es mache eben einen großen Unterschied, ob man seine gesamte Softball-Spielkleidung im Gepäck mitschleppen müsse „oder nur zwei Boxhandschuhe“.