Gewichts-Wirbel im russischen Skilanglauf-Team. Trainer Yuri Borodavko fordert von Athletin Natalya Nepryaeva mehrere Kilo Gewichtsverlust, dabei ist die Spitzensportlerin makellos austrainiert.
Verrückte Trainer-ForderungTop-Athletin soll sich zu Olympia-Erfolg hungern
Moskau. Schockierende Gewichts-Aussagen von Skilanglauf-Trainer Yuri Borodavko. Der russische Nationalcoach fordert von Spitzen-Athletin Natalya Nepryaeva (26) mehrere Kilo weniger auf der Waage, dabei ist die Sportlerin schon jetzt perfekt austrainiert und hat laut seiner Aussage kaum Fett an ihrem Körper.
Zwei Podestplätze beim Gesamtweltcup, eine Olympia-Medaille und mehrere gewonnene Rennen reichen Borodavko offenbar nicht mehr aus. Falls Nepryaeva bei den Olympischen Winterspielen im Februar 2022 in Peking erfolgreich sein wolle, müsse sie an ihrer Figur arbeiten, so die unverantwortliche Vorgabe.
Skilanglauf: Trainer Yuri Borodavko fordert Abnahme-Programm bei Natalya Nepryaeva
„Als Trainer möchte ich, dass Natalia sich als Athletin verbessert. Dafür muss sie ihr Gewicht verringern, für gute Leistungen bei Olympia muss sie 62 bis 63 Kilo wiegen“, sagte Borodavko dem russischen Sportsender Match TV über die 1,69 Meter große Skilangläuferin.
Das Problem: Beim überschüssigen Gewicht handle es sich nicht um Fett aufgrund falscher Ernährung oder zu wenig Training, stattdessen sei die aufgebaute Muskelmasse verantwortlich – und die hält sich deutlich länger als etwa Fett. „Es ist ziemlich schwierig, davon runterzukommen“, gab Borodavko entsprechend zu bedenken.
Skilanglauf: Gewichts-Problematik schon länger Thema
Sein Plan: Weil die Bronze-Gewinnerin der Winterspiele 2018 in der Saisonvorbereitung nicht auf proteinreiche Ernährung verzichten kann, solle sie sich im Laufe der Saison auf das vorgegebene Zielgewicht hungern.
Im engen Weltcup-Kalender mit vielen Wettbewerben könne demnach rechtzeitig vor Olympia Muskelmasse verbrannt werden – das geht allerdings nur, wenn Nepryaeva ihren hohen Kalorienbedarf im Anschluss an die sportlichen Höchstleistungen nicht ausreichend deckt und dadurch abnimmt.
Ein Kaloriendefizit mitten in der Saison wäre alles andere als ein gesunder Plan, zumal Gewichtsprobleme im Skilanglauf schon länger Thema sind. Etwa in Skandinavien, wo mit der Norwegerin Ingvild Flugstad Östberg (31) und der Schwedin Frida Karlsson (22) zwei Athletinnen wegen hohen Gewichtsverlusts binnen kurzer Zeit sogar zwischenzeitlich von ihren nationalen Verbänden gesperrt worden waren.
Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio hatte es im August 2021 schon eine Magersucht-Debatte um die deutsche Langstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen (24, Bonn) gegeben. Zahlreiche Experten forderten Regeländerungen. Der Kölner Sportmediziner Wilhelm Bloch (62) von der Deutschen Sporthochschule sagte: „Es muss etwas passieren, es müssen Regeln zum Schutz der Läuferinnen und Läufer her. Ein Schwellenwert des Body-Mass-Index zum Beispiel.“ (bc)