Völlig erschöpft und am Ende seiner Kräfte brach Kristian Blummenfelt, der frischgebackene Olympiasieger im Triathlon, hinter der Ziellinie zusammen. Im Rollstuhl musste der Norweger den Zielbereich verlassen.
Erst Olympiasieg, dann AbsturzTriathlet Blummenfelt bricht im Ziel zusammen und übergibt sich mehrfach
Tokio. So sieht man wohl aus, wenn man wirklich alles für den Olympiasieg gegeben und aus sich rausgeholt hat: Der Norweger Kristian Blummenfelt (27) ist nach der Hitzeschlacht im Triathlon nach 1,5 Kilometern schwimmen, 40 Kilometern Rad fahren und zehn Kilometern zu Fuß hinter der Ziellinie völlig erschöpft, aber überglücklich zu Boden gegangen. Völlig ausgepumpt lag der frischgebackene Gold-Medaillen-Gewinner am Montag (26. Juli) im Zielbereich und musst sich mehrmals übergeben.
Kurz darauf ließ sich der Norweger, gestützt vom Briten Alex Yee (23), entkräftet in einen Rollstuhl fallen. „Das passiert eben, wenn du ganz tief in den Keller gehst“, sagte der 27-Jährige später, „aber das ist es wert“.
Triathlon-Olympiasieger Kristian Blummenfelt bricht zusammen und übergibt sich mehrfach
Der Norweger Blummenfelt gewann bei der Hitzeschlacht von Tokio nach 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren sowie dem abschließenden 10-km-Lauf Triathlon-Gold - elf Sekunden vor Yee. Bronze ging an den Neuseeländer Hayden Wilde (23). Es war der erste Olympiasieg bei Sommerspielen für Norwegen seit neun Jahren, aber keine Sensation. „Kristian ist etwas Besonderes, anders als die anderen“, sagte Yee, „ein echter Wikinger“.
Die deutschen Starter Jonas Schomburg (27, Hannover) und Justus Nieschlag (29, Lehrte) kamen als 38. und 40. ins Ziel. Der 27-jährige Schomburg hatte mit Platz drei nach dem Schwimmen zunächst in aussichtsreicher Position gelegen, durch einen Sturz mit dem Rad verlor er jedoch den Anschluss ans Hauptfeld.
„Eigentlich hatte ich einen guten Tag, aber so schnell kann es gehen“, sagte Schomburg: „Ich habe versucht, wieder heranzufahren, habe es aber nicht ganz geschafft. Die Hoffnung liegt nun auf der Mixed Relay.“
Triathlon-Olympiasieger Kristian Blummenfelt bereitete sich gezielt vor
Olympiasieger Blummenfelt ist einer, der sich überwinden kann wie niemand sonst. „Er hat kein Talent für eine dieser Disziplinen, aber er hat das Talent, hart zu arbeiten“, sagte Vater Trond, „er ist brutal zu sich selbst.“ Und er hat sich sehr lange auf seinen goldenen Moment vorbereitet.
Sein Konfirmationsgeld gab Blummenfelt für eine Fahrradrolle aus, um auch im Winter trainieren zu können, wenn die Straßen in seiner Heimatstadt Bergen vereist sind. Vor neun Jahren sagte er der Lokalzeitung Bergens Tidende, dass er in Tokio Gold anpeile – da war er gerade 18. Seitdem trainierte er bis zu 1400 Stunden im Jahr und damit 250 mehr als die Langlaufhelden.
Vor allem auf die Hitze bereitete er sich gezielt vor – und war bei knapp 30 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit „fasst enttäuscht, dass es so kalt war“. Sein Gold sicherte sich der „beste kleine Bruder der Welt“ (Schwester Kine) mit einer Attacke zwei Kilometer vor Schluss. Er wollte einen Zielsprint mit Yee vermeiden.
Triathlon-Olympiasieger Kristian Blummenfelt hat Jan Frodeno den Kampf angesagt
Fertig ist er aber längst nicht, er hat längst Langdistanz-König Jan Frodeno (39) den Kampf angesagt. Sein Ziel: Als erster Mensch einen Ironman in unter sieben Stunden zu bestreiten. Danach dürfte wieder herzhaft gespuckt werden. Frodeno selbst gratulierte dem Olympiasieger bei Instagram: „Sehr beeindruckend, Glückwunsch!“, schrieb der Kölner unter das Foto des Norwegers.
Der Olympiasieg war ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt: Blummenfelt ist am 14. Februar 1994 geboren – jenem Tag, an dem Thomas Alsgaard in Lillehammer Norwegens erste Goldmedaille gewann. (sid)