Anders als bei Fußball-EMWarum England nicht bei Olympia antritt – sondern Großbritannien

Andy Murray jubelt mit britischer Flagge und Goldmedaille.

Als Schotte holte Andy Murray zweimal olympisches Gold im Tennis – für Großbritannien. (Foto: 14. August 2012).

Anders als bei der Fußball-EM bleiben bei Olympia die englischen und schottischen Flaggen im Schrank. Warum ist das so?

von Antje Rehse  (are)

Die englische Nationalmannschaft stand wie schon 2021 im Finale, die schottischen Fans sorgten in der Vorrunde – anders als ihre Mannschaft auf dem Platz – für ordentlich Betrieb.

Ganz klar, die Teams von der Insel haben der Fußball-EM in Deutschland ihren Stempel aufgedrückt. Nun steht bereits das nächste Sport-Großereignis an: In Paris finden vom 26. Juli bis 11. August 2024 die Olympischen Sommerspiele statt.

Kein Team England bei Olympia – warum?

Teams oder Athletinnen und Athleten, die dort unter englischer oder schottischer Flagge antreten, sucht man in den Start-Listen aber vergebens. Auch im Medaillenspiegel werden die beiden Länder nicht auftauchen. Warum ist das so?

England und Schottland sowie Wales und Nordirland sind Teil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Die vier Landesteile sind autonome Teilstaaten eines übergeordneten Staatenbundes. Sportlerinnen und Sportler aus diesen Ländern treten bei Olympia unter britischer Flagge an.

Das ist beim Großteil der Sportarten übrigens bei allen internationalen Wettkämpfen so, nicht nur bei Olympia. „God Save the Queen (mittlerweile ‚King‘)“ statt „Flower of Scotland“: Der schottische Tennis-Profi Andy Murray gewann nicht nur seine beiden olympischen Goldmedaillen 2012 und 2016 für Großbritannien. Er holte 2015 mit Team GB den Davis Cup und ist auch in der Tennis-Weltrangliste als Brite gelistet.

Der Fußball bildet in dieser Hinsicht wie einige wenige andere Mannschaftssportarten (z.B. Rugby) eine Ausnahme: Die Fifa erkennt die vier einzelnen Nationalverbände als eigenständig an. Großbritannien ist derweil kein Fifa-Mitglied.

Auch bei Golfturnieren sieht man neben dem Namen der Spieler der PGA-Tour englische, nordirische, schottische oder walisische Flaggen. Bei Olympia in Paris spielen die Golf-Stars aus diesen Ländern aber für Großbritannien um Medaillen.

Im Fußball wurde die Fifa-Sonderregelung, dass mehr als eine Mannschaft aus Großbritannien bei Wettbewerben des Fußball-Weltverbandes teilnehmen darf, bereits 1910 beschlossen.

Von zahlreichen anderen Sport-Verbänden und eben auch dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wird dagegen nur das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland als Teilnehmer-Nation anerkannt, nicht aber die einzelnen Teilstaaten.

Im Männer-Fußball verzichtet Großbritannien, das 1908 und 1912 noch Gold holte, seit 1976 auf eine Teilnahme, machte nur bei den Sommerspielen 2012 in London eine Ausnahme. Damals wurden allerdings aus Leistungsgründen keine nordirischen und schottischen Spieler in den Olympia-Kader berufen.

Sommerspiele in Paris

Das sind alle Sportarten bei Olympia 2024

Ein Breakdancer tanzt vor den Olympischen Ringen am Rathaus von Paris.

In 32 Sportarten und 48 Disziplinen geht es bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris um Medaillen. Alle Sportarten im Überblick.

Mark Lamsfuß und Isabel Lohau bei den German-Open 2023

Eine der insgesamt 32 Sportarten bei den Spielen in Paris wird wieder Badminton sein. (Foto: 07. März 2023)

Dennis Schröder mit dem Ball in der Hand.

Nach dem Weltmeistertitel 2023 will die deutsche Basketball-Nationalmannschaft auch bei Olympia wieder angreifen. Erstmals bei Olympischen Spielen ist auch eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft vertreten. Nach Tokio 2021 zum zweiten Mal dabei ist 3x3-Basketball, bei dem nur auf einen Korb gespielt wird. (Foto: 25. August 2023)

Katharina Bauer beim Bogenschießen

Seit 1972 durchgängig im olympischen Programm: Bogenschießen. (Foto: 12. Juni 2022)

Ammar Riad Abduljabbar trifft seinen Gegner im Gesicht.

Boxen ist 2024 im Programm, muss aber um seine olympische Zukunft bangen. Für 2028 ist die Sportart nicht eingeplant. Grund sind Korruptionsvorwürfe gegen den Box-Weltverband. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. (Foto: 27. Juli 2021)

B-Girl Jilou bei einer Übung.

Seine Premiere bei den Spielen 2024 in Paris wird Breakdance feiern. Die größten Hoffnungen auf eine Medaille liegen aus deutscher Sicht bei der gebürtigen Kölnerin B-Girl Jilou. (27. Juli 2023)

Anne Sauer bei einem Turnier in Turin 2024.

Auch Fechten wird bei den Spielen in Paris wieder vertreten sein. Die Sportart war schon 1896 bei den ersten Spielen der Neuzeit im Programm. (Foto: 11. Februar 2024)

Lena Oberdorf beim Training auf dem DFB-Campus.

Fußball wird bei den Spielen in Paris 2024 auch wieder gespielt. Erstmals seit den Spielen in London 2012 wird es keine deutsche Olympia-Mannschaft der Männer geben. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist dagegen in Paris dabei. (Foto: 20. Februar 2024)

Sabine Kusterer beim Gewichtheben.

Auch die Traditionssportart Gewichtheben wird 2024 in Paris wieder ausgetragen. (Foto: 2. Juli 2016)

Stephan Jäger bei einem Putt.

Golf, das über viele Jahre nicht zum olympischen Programm gehörte, wird in Paris wir schon in Rio und Tokio wieder gespielt. (Foto: 26. Januar 2024)

Andreas Wolf im Tor der Nationalmannschaft.

Nach der Heim-EM in Deutschland darf man sich auch auf Handball in Paris freuen. Die deutschen Herren- und Frauen-Teams müssen sich aber noch qualifizieren. (Foto: 3. November 2023)

Eine deutsche Spielerin läuft auf das Tor zu.

Gute Nachrichten für Deutschland: Auch Hockey ist bei Olympia in Paris wieder vertreten. Beide deutschen Teams sind qualifiziert, in der Vergangenheit sammelte Deutschland in dieser Sportart immer wieder Medaillen. (Foto: 26. August 2023)

Zwei weibliche Judoka beim Kampf.

Auch ein Dauerbrenner bei Olympia: Judo. (Foto: 1. Juli 2023)

Ricarda Funk beim Kanu-Slalom in Tokio.

Der traditionsreiche Kanusport wird auch in Paris wieder zu sehen sein – sowohl Kanu-Rennsport als auch Kanu-Slalom. (Foto: 27. Juli 2021)

Malaika Mihambo beim Weitsprung in Düsseldorf.

Für viele das Olympia-Highlight: die Leichtathletik mit ihren vielen Disziplinen. (Foto: 4. Februar 2024)

Deutscher Fünfkämpfer Marvin Dogue beim Springreiten.

Die Zuschauer und Zuschauerinnen in Paris dürfen auch auf die vielseitigen Talente der Sportler und Sportlerinnen im Modernen Fünfkampf gespannt sein. Ein letztes Mal ist dann auch noch Springreiten vertreten. (Foto: 1. Juli 2023)

Heiko Naujoks beim Straßenrennen in Berlin.

Der Radsport darf bei den Spielen in Paris natürlich nicht fehlen – mit Rennen auf der Straße und auf der Bahn. (Foto: 22. Juni 2023)

Jessica von Bredow-Werndl beim Dressurreiten in Basel

Auch Reitsport wird den Zuschauerinnen und Zuschauern in Paris wieder geboten: Springreiten, Dressurreiten und Vielseitigkeitsreiten gehören zum olympischen Programm. (Foto: 13. Januar 2024)

Luisa Niemesch, eine deutsche Ringerin.

Mit Ringen ist eine der ältesten Olympia-Sportarten auch 2024 vertreten. (Foto: 15. Februar 2024)

Deutschland-Achter der Männer in Aktion auf dem Dortmund-Ems Kanal.

Auch Rudern wird in Paris wieder zu sehen sein. (Foto: 17. Mai 2023)

Neuseeland gegen Italien in einem Testspiel in Rom

Seit den Spielen 2016 in Rio de Janeiro ist auch das 7er-Rugby Teil der Olympischen Sommerspiele und wird auch in Paris wieder gespielt werden. Deutsche Mannschaften waren seitdem noch nie qualifiziert. (Foto: 6. November 2021)

Oliver Geis bei der Weltmeisterschaft in Kroatien.

Auch Schießen wird bei den Spielen in Paris wieder zu sehen sein. (Foto: 29. Januar 2021)

Florian Wellbrock bei der Weltmeisterschaft in Katar 2024

Neben der Leichtathletik die andere Kernsportart bei Olympia: Schwimmen. (Foto: 17. Februar 2024)

Julia Büsselberg auf ihrem Seegelboot.

Die nächste Disziplin, die bei den Spielen zu sehen sein wird, ist Segeln. Die Wettkämpfe werden in Marseille ausgetragen. (Foto: 8. Oktober 2016)

Der deutsche Skateboarder Tyler Edtmayer bei den Spielen 2021 in Tokio.

Nach der Premiere 2021 in Tokio wird auch in Paris 2024 wieder Skateboarden auf dem Programm stehen. (Foto: 5. August 2021)

Hannah Meul beim Finale der Qualifikation für Olympia 2023.

Auch Sportklettern feierte in Tokio 2021 seine Premiere und ist nun wieder dabei. (Foto: 29. Oktober 2023)

Surfer Kiran Badloe.

Nicht in Paris, aber trotzdem bei den Spielen 2024 dabei, ist Surfen. Aufgrund der notwendigen Bedingungen finden die Wettkämpfe in Tahiti statt. (Foto: 2. Juni 2023)

Lorena Brandl bei einem Kampf in Dortmund.

Auch Taekwondo ist bei Olympia in Paris zu bestaunen. (4. Juni 2021)

Alexander Zverev bei einem Tennis-Turnier

In Paris ist auch Tennis wieder im Programm zu finden. Gespielt wird im Stade Roland Garros auf Sand. (Foto: 2. Januar 2022)

Patrick Franziska bei der Tischtennis-WM 2024 im Messezentrum BEXCO in Busan Südkorea

Auch Tischtennis wird bei den Spielen in Paris gespielt. (Foto: 21. Februar 2024)

Laura Lindemann steigt bei der Weltmeisterschaft in Spanien aus dem Wasser.

Eine weitere Disziplin im Wettkampfprogramm in Paris 2024 ist der Triathlon. (Foto: 24. September 2023)

Lukas Dauser in Zürich bei seiner Turnübung am Reck.

Auch Turnen ist fester Bestandteil des olympischen Programms in Paris. (Foto: 05. November 2023)

Laura Ludwig beim Beachvolleyball am Hamburger Rothenbaum.

Volleyball wird in Paris ebenfalls gespielt – in der Halle und als Beachvolleyball im Sand. (Foto: 16. August 2023)

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Die britischen Frauen nahmen 2012 und 2021 an Olympischen Spielen teil, blieben aber jeweils ohne Medaille. Die Qualifikation für Großbritannien für Olympia in Tokio bestritt auf Geheiß der Fifa die englische Frauen-Nationalmannschaft, die das Ticket durch das Erreichen des WM-Halbfinals sicherte. In Tokio standen schließlich neben 15 Engländerinnen zwei Schottinnen und eine Waliserin im Kader.

Auch ohne die Fußball-Medaillen landete Großbritannien 2012 bei den Spielen in London auf Platz drei des Medaillenspiegels. Vier Jahre später reichte es in Rio de Janeiro sogar für Platz zwei. In Tokio verpasste das Team UK als Vierter knapp das Treppchen. Und Andy Murray? Der wird nach den Spielen seine Tennis-Karriere wohl beenden. Sehr zum Bedauern seiner schottischen und britischen Fans ...