Die Vorbereitung auf seine „Wetten, dass..?“-Gäste war nie die große Stärke von Showmaster Thomas Gottschalk, doch Olympiasiegerin Kristina Vogel hätte sich diesmal mehr Engagement vom ZDF gewünscht.
Ärger über schlechte VorbereitungOlympiasiegerin kritisiert ZDF wegen „Wetten, dass..?“
von Béla Csányi (bc)
An seinem letzten großen TV-Abend wurde über Thomas Gottschalk (73) noch einmal deutschlandweit diskutiert wie zu Hoch-Zeiten von „Wetten, dass..?“. Dass der schon länger überholte Show-Klassiker inzwischen mehr Kritikpunkte als Überraschungsmomente bietet, wurde auch bei der Abschieds-Ausgabe am Samstag (25. November 2023) deutlich.
Neben der fast schon traditionellen Kritik an Gottschalks löchrigem Namens-Gedächtnis und gelangweilten Gästen auf der ZDF-Coach ging Radsport-Olympiasiegerin Kristina Vogel (33) bei Instagram auf einen weiteren Kritikpunkt ein, der in der öffentlichen Diskussion zuvor nur eine Nebenrolle gespielt hatte.
„Wetten, dass..?“ versäumt korrekten Umgang mit Gast Felix Mayr
Das frühere deutsche Bahnrad-Ass, das 2012 und 2016 Olympia-Gold für Deutschland geholt hatte, teilte mit rund 100.000 Followerinnen und Followern ausführliche Gedanken zur Sendung in Offenburg. Dort hatte das ZDF auch Felix Mayr für die Kinderwette eingeladen.
Abseits seiner überzeugenden Wett-Performance lief der Abend für den 14-Jährigen allerdings holprig: Als er im Rollstuhl ins Studio gefahren wurde, trennten ihn wegen der Stufen zur Bühne viele Meter von den Promi-Gästen auf der Couch.
Erst nach quälend langem Zögern ergriff schließlich Ana Ivanovic (36) die Initiative und ging auf Mayr zu, um ihn zu begrüßen. Daraufhin folgte auch Ehemann Bastian Schweinsteiger (39). Schauspieler Matthias Schweighöfer (42) bequemte sich dagegen gar nicht erst zum Gang Richtung Bühnenrand.
Im weiteren Verlauf der Sendung fiel dann Gottschalk beim Gespräch mit seinem Wettkandidaten mehrmals mit unglücklicher Wortwahl auf, die nach der Sendung bereits vom österreichischen Behindertenrat kritisiert worden war. Vogel, die nach einem Trainingsunfall seit 2018 querschnittsgelähmt ist, ärgerte sich ebenfalls.
Kristina Vogel übt Kritik an Umsetzung bei „Wetten, dass..?“
In einem Instagram-Beitrag am Sonntag hob die Sportlerin zwar die grundsätzlichen Inklusions-Bemühungen im deutschen Fernsehen positiv hervor, nutzte das „Wetten, dass..?“-Beispiel aber auch für eine kritische Bestandsaufnahme. „Liebes ZDF, liebe Öffentlich-Rechtlichen und privaten Medienanstalten, müsstet ihr es mittlerweile nicht besser wissen??“, fragte Vogel ernüchtert.
Vogel brachte in diesem Zuge gleich mehrere Kritikpunkte zur Sprache. Dass etwa die Bühne nicht barrierefrei gewesen sei, obwohl der Besuch des Jungen im Rollstuhl schon länger festgestanden habe, sei ein vermeidbarer Patzer gewesen: „Ist ja nicht so, als wenn ein Gast mit Behinderung einfach aus dem Nichts auftaucht.“
Hier gibt es den Instagram-Beitrag von Kristina Vogel zu sehen:
Dass Gottschalk später sagte, sein junger Gast sei „an den Rollstuhl gefesselt“, den Jugendlichen aber „trotzdem ein aufgewecktes Kerlchen“ nannte, dürfte auch bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern für einen peinlich berührten TV-Moment gesorgt haben.
Vogel störte außerdem, dass Felix Mayr als Mensch mit Behinderung vor einem Millionenpublikum auf seinen Gesundheitszustand reduziert und mehrfach danach befragt worden sei. Mit reichlich Galgenhumor schrieb sie dazu: „Ich warte auf den Moment, in dem mal jemand kontert: ,Und, wie läuft es so mit Ihrer Prostata?“
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Während der Behindertenrat aus Mayrs Heimat mit deutlichen Worten schloss und erleichtert spottete „dass ein Millionenpublikum künftig von Gottschalks sprachlichen Ergüssen verschont bleibt, ist der Lichtblick der Sendung“, war Vogel um ein ausgewogenes Fazit bemüht.
Die Inklusions-Bühne in einer großen Prime-Time-Show im deutschen Fernsehen sei zwar ein guter Anfang und genau der richtige Weg, an den Begleitumständen müsse allerdings noch massiv geschraubt werden. Vogels Schlussfolgerung war daher schmerzhaft bitter: „Es ist leider so, wie der Stand der Inklusion in Deutschland ist. Just a nice try!“