Ricardo Pietreczko hat auf den Heimaturlaub zu Weihnachten verzichtet - weil er das Fliegen hasst. Der letzte deutsche Darts-Profi im WM-Feld bereitete sich lieber auf den Restart vor.
„Hört sich vielleicht großkotzig an“Als letzter Deutscher bei der Darts-WM: Pietreczko mit Ansage
Selbst an Weihnachten feuerte Ricardo Pietreczko seine Pfeile auf die Dartscheibe. Statt über die Festtage in die Heimat zu reisen, wie es viele tun, blieb der letzte deutsche Hoffnungsträger in London und nutzte die WM-Pause zum Training.
Seine Flugangst kommt dem 30-Jährigen in diesen Tagen fast schon gelegen, so konnte er sich ohne Ablenkungen auf den ganz großen Wurf im legendären Ally Pally vorbereiten.
Pietreczko: „Ich fahre zu Turnieren, um sie zu gewinnen“
Denn vor dem Restart nach der Feiertagsunterbrechung peilt der Hannoveraner bei seiner gerade einmal zweiten WM-Teilnahme den maximalen Erfolg an.
„Ich fahre zu Turnieren, um sie zu gewinnen. Das hört sich vielleicht großkotzig an, aber so ist es“, sagte, „Pikachu“ nach dem Drittrundeneinzug bei DAZN. Der Weg dahin führt ihn am Samstag (28. Dezember 2024, 15 Uhr/Sport1 und DAZN) im Kampf um das Achtelfinale zunächst über den englischen Vorjahreshalbfinalisten Scott Williams.
Die Rolle als „Last Man Standing“ kommt für Pietreczko etwas unerwartet. Sechs Deutsche wollten im Londoner Norden die immer ausgeglichenere Darts-Konkurrenz aufmischen. Doch nur einer meisterte nach neun WM-Tagen die zweite Runde - eine enttäuschende Zwischenbilanz.
Im Vorjahr hatten neben Pietreczko die derzeitige deutsche Nummer eins Martin Schindler, der ehemalige WM-Halbfinalist Gabriel Clemens und der Wahl-Kölner Florian Hempel noch die heiße Turnierphase nach Weihnachten erreicht.
Dort geht es nun erneut ans Eingemachte, zwischen dem 27. und 30. Dezember steigen pro Tag je sechs Spiele. Los geht es am Freitag, wenn unter anderem die früheren Weltmeister Peter Wright (Schottland) und Gerwyn Price (Wales) sowie Titelverteidiger Luke Humphries gefordert sind.
Einen Tag später folgt Pietreczkos nächster großer Auftritt, auch der langjährige Dominator Michael van Gerwen (Niederlande) und das 17 Jahre alte Wunderkind Luke Littler (England) greifen dann wieder ein.
„Ich finde es gut, dass die deutschen Fans jetzt noch ein bisschen was zu schauen haben“, sagte Pietreczko mit Blick auf die zahlreich vertretenen deutschen Zuschauer im Alexandra Palace, wo er am Montagabend während der Partie gegen den niederländischen Junioren-Weltmeister Gian van Veen (3:1) gefeiert wurde.
Im Vorjahr gab es Pfiffe gegen Pietreczko
Das war nicht immer so: Im Vorjahr, als er in der dritten Runde den späteren Weltmeister Humphries an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, war Pietreczko durch die Pfiffe deutscher Fans gegen den Engländer sogar aus dem Konzept gebracht worden.
Nun soll es im zweiten Anlauf auch aus sportlicher Sicht besser laufen. Clemens ist der bislang einzige Deutsche, der bei einer Weltmeisterschaft die Runde der letzten 16 erreichen konnte. Da will natürlich auch Pietreczko hin, wobei in den kommenden Runden ein Duell mit Vize-Weltmeister Littler oder ein Wiedersehen mit Humphries warten könnte.
Pietreczko ist das ganz recht. „Ich bin ein Turniermensch“, sagte er bei Sport1 und fügte an: „Wenn man Weltmeister werden will, muss man jeden schlagen.“ Dann hätte sich der geopferte Weihnachtsurlaub mehr als gelohnt. (dpa)