Dank der kurzfristigen Absage einer Topspielerin darf Eva Lys doch noch im Hauptfeld der Australian Open spielen. Die Hamburgerin nutzt ihre Chance - und wie!
Weil Sinner-Freundin absagteNot-Sushi auf dem Platz: Deutsche stürmt in die nächste Runde
Eva Lys ließ ihren Schläger fallen und schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Die auf den letzten Drücker noch ins Hauptfeld gerutschte Tennisspielerin hatte bei den Australian Open soeben ein kleines Tennis-Märchen erlebt.
Die 23-Jährige zog durch ein 6:2, 6:2 gegen die Australierin Kimberly Birrell erstmals in die zweite Runde des Grand-Slam-Turniers in Melbourne ein, obwohl sie sich schon fast im Flieger Richtung Heimat gewähnt hatte.
Lys siegt trotz chaotischer Vorbereitung – Gegnerin „sau nervös“
„Mein Flug war für morgen früh gebucht“, sagte Lys. „Ich habe fünf Minuten, bevor es losging, erfahren, dass ich das Match spielen werde.“
Die an Nummer 13 gesetzte Russin Anna Kalinskaja, die Freundin des Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner, zog kurzfristig aus dem Turnier raus, so dass die Hamburgerin als sogenannter Lucky Loser nachrückte. Lys nutzte ihre Chance auf beeindruckende Weise. In der nächsten Runde wartet die Französin Varvara Gracheva.
„Ich bin einfach nur happy“, sagte Lys, die mit einem Dauerlächeln spielte: „Ich habe Fehler gemacht, aber ich war dennoch glücklich, auf dem Platz zu stehen. Das war definitiv der Schlüssel.“
Auch Bundestrainer Torben Beltz, der sich über eine vierte deutsche Spielerin in der zweiten Runde freuen durfte, erlebte einen ungewöhnlichen Tag. „Das war schon unglaublich. Dass es so knapp ist, ist nicht sehr häufig“, sagte er und berichtete: „Das Aufwärmen war nicht professionell, das Essen war nicht professionell. Wir haben ein bisschen Sushi besorgt und ihr auf den Platz gegeben. Das war chaotisch.“
Lys spielte in der Kia-Arena, einer der vier großen Arenen im Melbourne Park, gegen die australische Lokalmatadorin frech und spielstark auf. Die Weltranglisten-128. nutzte die Verunsicherung von Birrell, die sich auf ein Spiel als Außenseiterin gegen Kalinskaja vorbereitet hatte. „Die ist sau nervös, so nervös wäre ich an ihrer Stelle auch“, sagte Lys während eines Gangs zum Handtuch.
Auch interessant: Eva Lys zeigt Hasskommentare – „Schwein“, „Bist ein Niemand“, „Hoffe, du stirbst“
Mit vier Breaks gewann Lys den ersten Satz, auch eine Toiletten-Pause brachte Birrell nicht den erhofften Fokus. Lys agierte weiter mutig und gewann nach nur 70 Minuten das Match. Am Spielfeldrand staunte auch Bundestrainer Torben Beltz über den famosen Auftritt.
Lys hatte in der letzten Qualifikations-Runde durch eine Dreisatz-Niederlage gegen die Australierin Destanee Aiava den Sprung ins Hauptfeld eigentlich knapp verpasst. (dpa)