„Wie kannst du es wagen?“Riesen-Zoff: Tennis-Stars gehen auf Fußball-Weltmeister los

Stan Wawrinka sitzt während eines Seitenwechsels auf der Bank.

Stan Wawrinka verlor am 12. September 2023 in Manchester mit der Schweiz das erste Gruppenspiel gegen Frankreich. Er ärgerte sich aber noch über etwas anderes.

Als Investor stieg Ex-Fußballer Gerard Piqué beim Davis-Cup ein. Nun legen sich die Tennis-Stars öffentlich mit dem Weltmeister von 2018 an.

von Antje Rehse  (are)

Riesen-Zoff zwischen einem Fußball-Weltmeister und einem Tennis-Olympiasieger! Der Schweizer Profi Stan Wawrinka (38) hat sich bei X (vormals Twitter) direkt an Gerard Piqué (36) gewandt – und dem spanischen Ex-Kicker ordentlich die Meinung gegeigt!

Auslöser des Streits: ein echter Traditionswettbewerb, der in jüngster Vergangenheit – auch dank Piqué – aber stark verändert wurde. Der Davis-Cup.

Davis-Cup: Gruppenphase und Finalrunde statt Heimspielen

Wawrinka spielt in dieser Woche mit der Schweiz in der Gruppenphase um den Einzug in die Finalrunde des Nationen-Wettkampfs. Gegner der Eidgenossen sind Großbritannien, Frankreich und Australien. Die Matches finden allesamt in Manchester statt. Parallel dazu wird auch in Bologna, Valencia und Split gespielt – die Fans vor Ort bekommen wie in Manchester jeweils vier Teams zu sehen.

Aus jeder der vier Gruppen qualifizieren sich zwei Teams für die Finalrunde, die im November im spanischen Malaga ausgetragen wird.

Wer einst gebannt die Davis-Cup-Partien der deutschen Tennis-Helden um Boris Becker (55) oder Michael Stich (54) verfolgt hat, weiß: Früher war das alles ganz anders. In klassischen K.o.-Duellen trafen die besten Teams der Welt aufeinander, gespielt wurde pro Runde jeweils an drei Tagen in einem der beiden am direkten Duell beteiligten Länder – teils in hitziger Atmosphäre, die an ein Fußballspiel erinnerte.

Doch 2019 wurde der Modus komplett auf den Kopf gestellt, nachdem sich Weltmeister Piqué mit seiner Kosmos-Gruppe im vom Tennis-Weltverband ITF ausgerichteten Wettbewerb eingekauft hatte. Die klassischen Heim- und Auswärtsspiele, die für viele Spieler und Fans den Reiz des Davis-Cups ausgemacht hatten, sind seitdem zumindest in der entscheidenden Phase des Wettbewerbs Geschichte.

Wawrinka macht Piqué für leere Ränge verantwortlich

Das neue Format ärgert auch Wawrinka, der 2014 mit der Schweiz den Davis-Cup gewann. Am Montag (12. September 2023) verbreitete der dreimalige Grand-Slam-Sieger ein Video, das die erschreckend leeren Ränge beim Spiel zwischen der Schweiz und Frankreich (0:3) im englischen Manchester zeigte. „Danke Gerard Piqué und ITF“, schrieb er und setzte ein wütendes Emoji dazu. „Frankreich gegen Schweiz in Manchester, lol“, ergänzte er sarkastisch.

Das Video seht ihr hier:

Der angesprochene Piqué wehrte sich, verwies auf eine gute Fan-Resonanz während der Gruppenphase im vergangenen Jahr und betonte, dass seine Investmentgruppe nicht mehr für den Davis-Cup verantwortlich sei und Wawrinka sich an den Tennis-Weltverband wenden solle. Der hatte angekündigt, den ursprünglich auf 25 Jahre angelegten Deal 2023 vorzeitig zu beenden. Kosmos klagte daraufhin auf Schadenersatz.

Wawrinka konterte Piqués Einwurf: „Das hat mich nach einem schlechten Tag auf dem Platz zum Lachen gebracht. Wenn das im letzten Jahr so ein Erfolg war, warum wurde der 25-Jahre-Deal nach nur fünf Jahren beendet?“

Das Streitgespräch auf X seht ihr hier:

Unterstützung bekam Wawrinka von einem ehemaligen Tennis-Kollegen, der Piqué sogar wüst beschimpfte. „Wie kannst du es noch wagen, zu sprechen?“, fragte Julien Benneteau (41), der 2017 mit Frankreich den Davis-Cup gewann, provokant. „Du hast gemeinsam mit der ITF eine der Säulen des Tennis getötet. Also halt bitte wenigstens deine Fres...“

Das deutsche Team ist erst am Wochenende (16./17. September) wieder im Davis-Cup gefordert. In der Qualifikation hatte Deutschland im Februar in Trier gegen die Schweiz verloren und sich nicht für die Gruppenphase qualifiziert. Stattdessen kämpft die ersatzgeschwächte Mannschaft im bosnischen Mostar gegen Bosnien-Herzegowina um den Klassenerhalt in der Weltgruppe. Immerhin könnte dort wieder sowas wie echte Davis-Cup-Atmosphäre aufkommen ...