Kot, Kotze, SuffAnwohner begehren auf: Neuer sozialer Brennpunkt in Kölner Südstadt?
Köln – Am Dienstag (30. Juni) läuft eine Frist ab, auf die man in der Südstadt schaut. Denn die Anwohner vom Bonner Wall/Ecke Vorgebirgstraße begehren auf: Ist der Volksgarten bereits ein sozialer Brennpunkt von Köln?
Seit Winter 2017 besteht hier eine Notschlafstelle für Obdachlose. Ab 8. April 2019 wurde zudem das Angebot der Humanitären Hilfen für Menschen aus den Staaten der EU-Osterweiterung, das zunächst neben der Übernachtungsmöglichkeit als zentrale Beratungs- und Anlaufstelle ein werktägliches Beratungsangebot durch verschiedene Träger umfasste, erweitert.
Anwohner in Sorge: Straßenbild hat sich gewandelt
Betreut wird die Unterkunft vom SKM Köln (Sozialdienst Katholischer Männer e.V.) als professionellen und erfahrenen Träger. Ein Sicherheitsdienst und geschultes Betreuungspersonal sei permanent vor Ort.
Doch wie Anwohner dem EXPRESS berichten, prägen seit Wochen und Monaten leider immer mehr alkoholisierte und teilweise aggressive Männer das Straßenbild.
Es sind Schilderungen, in denen es darum geht, dass am hellichten Tag Passanten bepöbelt, bedroht werden. Schreiend in Mülltonnen herumgewühlt, ungeniert an Hauswände uriniert wird. Schlägereien unter Obdachlosen zunehmen. Und Sirenenlicht immer mehr im Volksgarten, in unmittelbarer Nähe eines Waldorf-Kindergartens, aufleuchtet.
Kölner Volksgarten: Bürgerinitiative sammelt Unterschriften
Aus diesem Grund hat sich inzwischen eine Bürgerinitiative formiert, die aktuell Unterschriften sammelt. In dem Aufruf an die Behörden heißt es unter der Überschrift „Elendsmanagement am Bonner Wall“ wörtlich: „Im Bereich des Bonner Walls haben die sichtbaren Folgen anhaltender Elendsmigration in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Die Anzahl an stark alkoholisierten und extrem verwahrlosten Obdachlosen ist konstant gestiegen. In zumeist männlich geprägten Gruppen besetzen diese den öffentlichen und privaten Raum und strahlen aufgrund verringerter Hemmschwellen ein einschüchterndes und beängstigendes Aggressionspotenzial aus.“
Weiter heißt es: „Insbesondere nahe der Vorgebirgsstraße kommt es dabei vermehrt zu Störungen und Übergriffen durch Obdachlose. Hiervon betroffen sind nicht nur die Anwohner, sondern auch die ansässigen Gewerbetreibenden. Die Außenflächen der privaten und Geschäftsgebäude werden regelmäßig durch Hinterlassenschaften verunreinigt.“
Unternehmer klagt an, während uriniert wird
Ausgerechnet in der hippen, als tolerant geltenden Südstadt. Roland Bebak kann die Zustände nicht mehr hinnehmen. Der Box-Manager, seit Jahren am Bonner Wall als Unternehmer ansässig, steht neben dem EXPRESS-Reporter, als ein Mann gegenüber am hellichten Tag gerade grinsend gegen eine Hauswand uriniert.
Kopfschüttelnd sagt er: „Ich erlebe und sehe es ja selbst inzwischen dauernd, dass die Obdachlosen vor unserer Tür mit der Whiskey-Pulle morgens sitzen, alles vollkotzen und an die Wände pissen. Natürlich möchte niemand in seinem Leben in so eine Lage kommen und das sind kranke, bedauernswerte Menschen. Aber in den letzten Monaten ist das hier ein Klima, das nicht mehr sozialverträglich ist. Die Anwohner hier schweigen, weil sie nicht als schlechte Menschen oder ausländerfeindlich gelten wollen. Aber man muss die Zustände doch benennen dürfen.“
Hier lesen Sie mehr: Hausbetzung in der Südstadt
Als wir im besagten Waldorf-Kindergarten anrufen und fragen, ob sich die Mitarbeiter und Kinder ob der unmittelbaren Präsenz von Alkoholkranken unsicher fühlen, heißt es von einer Mitarbeiterin dreimal als Antwort: „Wir stehen mit der Stadt Köln in gutem Austausch.“
Sonst nichts.
Obdachlosen-Elend in der Südstadt: Das sagt die Stadt Köln
Nachfrage also bei der Stadt Köln. Wie wird die Situation am Bonner Wall aus Behördensicht bewertet?
„Die Winterhilfe in der Vorgebirgsstraße blieb wegen der Corona-Pandemie länger geöffnet, wird aber zum 30. Juni 2020 beendet“, erklärt Sprecherin Sabine Winkelhog, „die betroffenen Personen werden dann auf andere Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe verteilt, nur für Zuwanderer aus dem EU-Ausland werden die Angebote in der Vorgebirgsstraße als Humanitäre Hilfe ganzjährig vorgehalten. Die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner wird kurzfristig also deutlich sinken.“
Eine Aussage, die für die Gewerbetreibenden und Anwohner wichtig ist und beobachtet werden wird. „Wir wollen nicht, dass der Bonner Wall zum Pennerwall wird“, sagt eine Frau, die nach eigener Aussage selbst bedroht wurde und nicht genannt werden will.
Kölner Volksgarten: Das sagt Pfarrer Hans Mörtter
Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter, der sich seit Jahren mit viel Herz für die Schwächsten der Stadt einsetzt, kennt die Situation in unmittelbarer Nähe der Lutherkirche.
Er weiß: „Problem ist auch, dass die Leute morgens um 8 Uhr raus müssen und erst um 18 Uhr wieder rein dürfen. Nötig ist eine Aufenthaltsqualität für die Leute, sie sind Menschen.“ Darüber will der umtriebige Geistliche nun mit den Behörden sprechen.