Banden-Terror in Kölner VeedelPolizeiwache dicht gemacht – rächt sich das jetzt?

Rewe

Die umliegenden Geschäftsleute wurden Ziel mehrerer Attacken, ein Tatort: der Rewe

Köln – Drohender Kontrollverlust im Kölner Stadtteil und eine Polizei, die jetzt hart dagegenhält: Die Ereignisse von Köln-Bocklemünd beschäftigen die Behörden. Nach einer am Mittwochmorgen gestellten Anfrage des EXPRESS hat die Kölner Polizei am Freitag nun ausführlich Stellung zu den Vorfällen bezogen.

Kölner Polizei: Täter stammen aus Bocklemünd-Mengenich

Die Tätergruppe von einem harten Kern bis zu zehn Leuten stammt demnach mehrheitlich aus dem Stadtteil, darunter Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund. Ein Teil der Jugendlichen wohnt nach EXPRESS-Informationen direkt am Görlinger Zentrum.

Veedels-Bande von Köln: Um welche Delikte geht es?

Die Polizei teilt mit, Straftaten aus verschiedenen Deliktsbereichen festgestellt zu haben. Dabei geht es um Vandalismus, Sachbeschädigung, Diebstahl, Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung. Eine „Vielzahl von Feststellungen“ habe es zudem wegen Drogenverstößen gegeben, vor allem Drogenhandel.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Dass dieser quasi offen vollzogen wird, berichteten als Augenzeugen mehrere Schüler am Görlinger Zentrum.

Die Täter schikanieren zudem Geschäftsleute, erpressen die Herausgabe von Waren und drohen mit Gewalt (hier lesen Sie mehr).

Görlinger Zentrum in Köln: Was passierte rund um Silvester genau?

Bereits Tage vor dem 31. Dezember sei es zu „massiven und unerlaubten Zünden von Feuerwerkskörpern“ gekommen. Passanten und Anwohner seien auf dem Weg zum Einkaufen oder bei alltäglichen Tätigkeiten mit Böllern und Raketen beworfen worden. Auch Streifenbeamte seien Ziel solcher Attacken geworden, der Bewurf erfolgte aus den Fenstern der dortigen Hochhäuser oder aus den umlaufenden Fußwegen.

Dies habe zu diversen Einsätzen geführt, bei denen „eine Vielzahl von Streifenwagen zur Lagebewältigung erforderlich war“.

Feuerlöscher und Steinwürfe: Video zeigt Randale in Köln-Bocklemünd

Für die Silvesternacht hatten die Chaoten über Snapchat zur exzessiven Böller-Party „im Herzen von Böckes“ aufgerufen, die Polizei rückte daraufhin mit einer Hundertschaft an. Ein Video zeigt chaotische Szenen, ein Mann randaliert mit einem Feuerlöscher am Netto-Markt, ein anderer schmeißt mit Steinen gegen das Geschäft, quer durch die Fußgängerzone gehen Feuerwerkskörper hoch, Täter- und Polizeigruppen stehen sich gegenüber.

In der Nacht wurden Polizisten gezielt beworfen, ein Beamter wurde durch eine Rakete am Fuß verletzt. Der Angreifer konnte festgenommen werden und verbrachte die Silvesternacht in Polizeigewahrsam. Die Polizei stellte insgesamt zwei Strafanzeigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung.

Gewalt auf der Kölner Domplatte: Beistand der Familie (hier lesen Sie mehr)

Kämmerei der Stadt Köln trieb bei Tätern und im Umfeld Geld ein

Die Polizei erklärt, sie sei „Teilnehmer im kriminalpräventiven Rat unter Vorsitz des Bezirksbürgermeisters Herrn Wirges“, man stehe „in ständigem Kontakt und Austausch mit Vertretern der lokalen Politik, verschiedenen Ämtern der Stadt Köln und sozialen Trägern.

Die zuletzt getroffenen Maßnahmen, so auch die massive Präsenz im Görlinger Zentrum an zwei Tagen in der Woche, seien „eigeninitiativ“ erfolgt. Eingebunden war aber auch das Ordnungsamt und die Kämmerei. Bei einer der massiven Kontrollen wurden bei den Tätern und in deren Umfeld auch ausstehende Zahlungen von Bußgeldern oder Steuern eingetrieben. Dabei seien rund 1000 Euro zusammengekommen.

Bis 2005 gab es im Görlinger Zentrum eine kleine Polizeiwache

Gegenüber EXPRESS erklärten mehrere Anwohner ihr Bedauern darüber, dass es keine eigene Polizeiwache mehr im Veedel gebe. Gäbe es jetzt einen Notfall, müssten die Beamten erst aus Ehrenfeld anrücken.