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„Die Lüge hat das Wort“Kölner Top-Moderatorin fordert Woelki-Rücktritt
Köln – Rollentausch: Bettina Böttinger (64) stellt normalerweise beim „Kölner Treff“ (WDR) den Gästen ihrer Talk-Runde Fragen. Doch diesmal wird sie im Köln-Gespräch selbst interviewt.
Und das scheint ihr ausgesprochenen Spaß zu machen. Man merkt es an den offenen Antworten, die an mancher Stelle noch für Furore sorgen werden. Aber lesen Sie selbst.
EXPRESS: Frau Böttinger, können Sie als geborene Düsseldorferin noch über Köln-Düsseldorf-Witze lachen?
Bettina Böttinger: Nein, die haben ja sooo einen Bart. Das Erstaunliche ist: Sie funktionieren immer noch, die Leute lachen. Für mich sind beide Städte großartig. Ich lebe gerne in Köln. Aber auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Ich würde genauso gerne in Düsseldorf wohnen. Dort wird es auch für mich enden, denn dort ist unser Familiengrab.
Was macht Köln und Düsseldorf so besonders?
Beide haben eine hohe, wenn auch unterschiedliche Lebensqualität. Etwas lässiger und legerer geht es in Köln zu. In Düsseldorf herrscht dagegen eine gewisse Eleganz, die Menschen sind auch besser angezogen. Aber ob ich in Köln ins „Päffgen“ gehe oder in Düsseldorf ins „Schumacher“, das ist jedes Mal gleich toll.
Mögen Sie lieber den Kölner Rosenmontagszug oder den Düsseldorfer à la Jacques Tilly?
Wenn die Wagen von Tilly in Köln fahren würden, wäre das definitiv der schönste Karnevalszug der Welt, und Rio de Janeiro könnte einpacken. Wobei der Kölner Zug schon sehr, sehr lang ist. Bis einmal die Roten Funken durch sind, da haben andere Städte schon längst Feierabend.
Sie haben im Januar die PriPro moderiert. Wie war das für Sie?
Es war eine tolle Erfahrung, zumal ich ein großer Fan von Christoph Kuckelkorn bin, mit dem ich den Abend moderiert habe. Uns verbindet wirklich eine Freundschaft. Aber eigentlich mag ich eher den Straßenkarneval. Zu den schönsten Erlebnisses meines Lebens gehört die Teilnahme am Rosenmontagszug hoch oben auf dem Wagen. Das ist unbeschreiblich.
Wenn es Corona zulässt, werden Sie nächstes Jahr erneut die Gala der lit.COLOGNE moderieren.
Und darauf freue ich mich schon sehr. Wenn man die Bühne der Philharmonie betritt, ist das im wahrsten Sinn des Wortes erhebend. Die Philharmonie ist einer der schönsten Konzertsäle der Welt.
Trotz all dieser positiven Worte über Köln haben Sie Ihren Hauptwohnsitz in der Eifel.
Ja, ich wohne die Hälfte der Zeit auch sehr gerne dort, weil ich ein schönes Haus habe. Aber ich bedauere es dennoch sehr, dass ich kein Kölner Nummernschild habe, sondern EU für Euskirchen.
Ihr beruflicher Schwerpunkt ist die Talkshow. Welchen Kölner hätten Sie gerne mal als Gast?
Ganz aktuell natürlich Kardinal Woelki. Das wäre dann aber keine Talkshow, sondern ein hartes Vier-Augen-Gespräch. Er war übrigens schon einmal bei uns im „Kölner Treff“. Das war eine denkwürdige Runde, denn er saß direkt neben Daniela Katzenberger. Das hat ganz prima geklappt.
Hat Woelki im aktuellen Fall Schuld auf sich geladen?
Wenn ein Kardinal, der verpflichtet ist, sexuellen Missbrauch zu melden, das nicht tut, sondern sogar vertuscht, dann ist das nur zu verurteilen.
Muss er zurücktreten?
Ja! Es geht dabei gar nicht mehr um den Geistlichen, der das Verbrechen begangen hat, sondern es geht darum, dass die Lüge in der Kirche immer noch das Wort hat. Das ist nicht zu entschuldigen.
Wie ist generell Ihr Verhältnis zur Kirche?
Ich bin als Frau vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten, weil ich nicht damit einverstanden bin, dass Frauen in der Kirche eine so untergeordnete Rolle spielen und dass umgekehrt die kirchenoberen Männer sich Dinge herausnehmen, die unmoralisch sind. Empfängnisverhütung in Afrika zu verbieten, ist, man möchte fast sagen, verbrecherisch und ohne jede Moral.
Für den WDR haben Sie auch einige Tiersendungen gemacht. Essen Sie trotzdem noch Fleisch?
(Bedauernd) Ja. Ich möchte so gerne Vegetarierin sein. Aber wenn Sie mir eine gebratene Lammkeule vorsetzen: Keine Chance! Ich habe aber schon Grundsätze. Ich esse kein Fleisch von Tieren, die in einem Schlachthof getötet wurden.
Thema FC . . .
Bitte nicht. Ich bin leidendes Mitglied. Dieser Verein passt zu Köln. Man muss dabei sein, man fiebert mit, aber man muss immer damit rechnen, dass das Dach einstürzt – also im übertragenen Sinn des Wortes.
Sie haben durch Ihre Heirat 2016 mit Martina Wziontek ein Statement bezüglich Ihrer sexuellen Orientierung gesetzt. Ist das in Köln leichter als in Buxtehude?
Ja, Köln ist tatsächlich eine sehr tolerante Stadt. Das ist auch ein Grund, warum ich hier so gerne lebe. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mit einer Frau lebe, habe das aber nie an die große Glocke gehängt. Jetzt ist so ein Bekenntnis umso wichtiger, weil wir ein Klima haben, in dem – Stichwort AfD – bestimmte Lebensformen nicht so akzeptiert werden, wie es der Fall sein sollte. Deshalb setze ich mich sowohl für den Kölner Jugendtreff „Anyway“ ein als auch für „Arcus“-Stiftung, die älteren homosexuellen Männern und Frauen Hilfestellung gibt.
Ihr Frau ist Architektin. Kommen ihr manchmal die Tränen, wenn Sie mit ihr durch Köln gehen?
Sagen wir mal so: Wenn ich Bekannten mal das schöne Köln zeigen soll, überlege ich mir schon genau, wo wir hingehen. Es gibt durchaus schöne Ecken. Das Belgische Viertel zum Beispiel, oder die Südstadt, ich liebe sie. Die Trajan- und die Titusstraße: Schönere Straßen gibt es für mich in Köln nicht.
Wie werden Sie und Ihre Frau Weihnachten feiern?
Wie immer in meinem Eifeler Haus. Ich habe zwei ältere Freundinnen aus dem Dorf, und wir vier verbringen dann den Abend zusammen. Wir machen es uns schön und bringen uns in Sicherheit. Denn ich habe kein Verständnis, null, für die Querdenker, die ohne Abstand und ohne Maske zu diesen Demos gegangen sind.
Letzte Frage. Haben Sie ein kölsches Lieblingsgericht?