Die Fälle von tätlichen Angriffen auf Mitarbeiter der KVB steigen. Jetzt will der Konzern das Personal schützen – und testet eine Neuerung, die Eskalationen verhindern soll.
Lage in Köln alarmierendImmer mehr Angriffe aufs Personal: KVB reagiert mit brisanter Neuerung
„Die tätlichen Angriffe, bei denen Kolleginnen und Kollegen im Dienst verletzt werden, haben deutlich zugenommen.“ Peter Densborn, Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektor der KVB, bringt auf den Punkt, was die Kölner Verkehrs-Betriebe schon länger beschäftigt. Die Sicherheit der eigenen Mitarbeiter ist vielfach nicht mehr gegeben.
Die Zahlen dazu sind durchaus alarmierend: 580 Ausfalltage von Mitarbeitern sind so 2020 zusammengekommen. 2019 waren es nur 230 gegeben. Die Zahlen für 2021 liegen noch nicht vor.
KVB mit Bodycams: Tätliche Angriffe sollen verhindert werden
Konflikte mit aggressiven Personen entstehen laut KVB besonders bei Großveranstaltungen wie Karneval, Demonstrationen, Messen oder Risiko-Fußballspielen, „aber auch im Rahmen alltäglicher Einsätze an Orten, an denen sich schwierige und zum Teil gewaltbereite Personengruppen aufhalten“.
Darum reagiert der Konzern jetzt und testet eine Neuerung, die bald Schule machen könnte. Ein Jahr lang werden 20 Mitarbeiter aus den Bereichen Service und Sicherheit sowie Fahrausweisprüfung mit Bodycams ausgestattet. Ab Montag (24. Januar) werden die Freiwilligen, die für den Einsatz eigens geschult wurden, mit den Körperkameras unterwegs sein. Dem Pilotprojekt liegt ein Beschluss des Verkehrsausschusses der Stadt Köln zu Grunde.
Bodycams bei der KVB für ein Jahr im Probebetrieb
„Wir setzen auf Bodycams, weil es damit gute Erfahrungen sowohl in unserer Branche als auch beispielsweise bei der Polizei gibt “, erläutert Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB. Die Mitarbeiter der KVB, durch Fortbildung und Training ohnehin auf Deeskalation getrimmt, sollen so noch besser vor Gefahrenlagen geschützt werden.
„Ziel der Bodycam-Einsätze ist immer das Erreichen einer Deeskalation durch die präventive Abschreckung möglicher Täter“, heißt es dazu von der KVB. Natürlich soll, bei schweren Fällen, aber natürlich auch Beweismaterial gesichert werden.
Einsatz der KVB-Bodycams unterliegt strengen Regeln
Der Einsatz von Bodycams ist in Sachen Privatsphäre brisant, Bildaufnahmen im öffentlichen Raum stellen einen Eingriff in die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger dar. Deswegen ist ein Dauerbetrieb der Kameras unzulässig, nur der jeweilige KVB-Mitarbeiter kann sie starten. Der Einsatz ist an wichtige Regeln gebunden.
„Der Einsatz der Körperkameras ist in Situationen möglich, in denen eine Person aggressives Verhalten zeigt, es etwa zu verbalen Beleidigungen, Drohungen oder körperlicher Auseinandersetzung kommt oder eine Situation unmittelbar zu eskalieren droht“, erklärt die KVB in einem Statement. Die Person, die aufgenommen wird, soll vor dem Start der Aufnahme zudem auf den Einsatz der Bodycam hingewiesen werden.
Wie die KVB erklärt, werden die Aufnahmen verschlüsselt aufbewahrt, um sie vor dem Zugriff von außen zu schützen. Auch die Mitarbeiter, die die Bodycams tragen, haben keinen Zugriff auf das Material. Auch auf Tonaufnahmen wird zunächst verzichtet, diese Entscheidung aber nach sechs Monaten aufgrund der Erfahrungen neu durchdacht werden.