Sie sind schon lange keine Parteifreunde mehr: Kölns Alt-OB Fritz Schramma und der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau. Nach der Wahlniederlage kracht es nun erneut.
„Machtgieriger Teflon-Mensch“Nach Wahl-Desaster: Jetzt kracht es in der Kölner CDU
Köln. Er war von 2000 bis 2009 Oberbürgermeister, und sein Wort hat in der Kölner CDU noch immer Gewicht. Nach dem Wahldebakel der CDU in Köln spart Fritz Schramma nicht mit Kritik - sowohl am Kanzlerkandidaten Armin Laschet als auch am Kölner Parteichef Bernd Petelkau.
„Dieser Lacher bei der Flut-Katastrophe vor laufenden Kameras - da muss man sich einfach im Griff haben", beginnt Fritz Schramma mit Blick auf den vielleicht größten Bock, den sich Laschet im Wahlkampf leistete. Ansonsten seien es kleine Fehler gewesen, „die sich in der Summe aber rechnen.“
Kölns Alt-OB Fritz Schramma über die Fehler von Armin Laschet
Auch inhaltlich sei einiges nicht richtig gemacht worden. „Die Jugend, die Erstwähler, sind nicht richtig angesprochen worden, die vornehmlich Grün oder FDP gewählt haben. Aber die CDU hat auch viele Alte verloren,“ so Schramma gegenüber EXPRESS.de. „Und es fehlten die richtigen Ansprachen. Im Osten hieß es, hier sei ja keiner von der CDU-Führung gewesen. Solche Lücken weiß dann die AfD für sich zu nutzen.“
Einen Rücktritt Laschets, wie ihn andere Christdemokraten bereits fordern, sieht Kölns Alt-OB nicht als notwendig an. „Er kann jetzt nur hoffen, dass die Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen nicht zustande kommt. Dann gäbe es die Chance auf Jamaika.“ Heißt: Laschet führt ein Bündnis von CDU, Grünen und FDP an.
Fritz Schramma: Harsche Kritik am Kölner CDU-Chef Bernd Petelkau
Kein gutes Haar lässt Schramma hingegen am Kölner CDU-Chef Bernd Petelkau: Der innerparteiliche Zoff sei alles andere als förderlich gewesen. Schramma unterstützt die CDU-Rebellen um Thomas Breuer, die Petelkau beim Parteitag jedoch nicht stürzen konnten.
„Petelkau sollte spätestens jetzt zurücktreten, sonst wird es bei der Landtagswahl im Frühjahr eine Katastrophe geben“, mutmaßt Schramma. Petelkau sei ein „machtgieriger Teflon-Mensch“: Alles scheine an ihm abzuprallen.
Kölns CDU-Chef Bernd Petelkau richtet den Blick nach vorne
Auf die Vorwürfe angesprochen, sagte Petelkau gegenüber EXPRESS.de, er sehe gar keinen Anlass zurückzutreten. Das Kölner CDU-Wahlergebnis liege im Bundestrend. Der parteiinterne Streit habe da keine Rolle gespielt. Fritz Schramma sei dem Parteitag fern geblieben, auch habe er die Partei nicht im Wahlkampf unterstützt.
Petelkau betonte, man sei im Modernisierungsprozess, die Zukunftskommission habe jüngst getagt, weitere Klausurtreffen seien anberaumt, um mit Blick auf die Landtagswahl den Fokus auf inhaltliche Themen zu setzen. Petelkau: „Nach der Wahl ist vor der Wahl. Wir greifen wieder an.“
Zumindest das fordert auch Schramma: Die CDU müsse endlich wieder mit Sachthemen auf sich aufmerksam machen, statt mit Klüngel wie bei der Stadtwerke-Affäre und Postenschacherei. „Sicherheit und Sauberkeit, die Themen sind beim CDU-Innenminister in NRW gut aufgehoben, in Köln sehe ich da keinen, der sich dem richtig annimmt.“
Auch brauche Köln eine neue Rheinbrücke. „Sven Lehmann von den Grünen hat mit seinem Nein dazu im Kölner Süden Erfolg gehabt. Aber man muss sich mal fragen, wie wir alle über den Rhein kommen wollen, wenn die anderen Brücken marode sind. Wie stellen wir die Anbindung zum Eifeltor oder zum Flughafen sicher? Sollen da alle mit dem Lastenrad hin?“