Kölner Drogen-ReportFast jedes Veedel hat einen Hotspot, viele davon überraschen

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Diese jungen Konsumenten haben gerade in Bickendorf „Gras“ gekauft.

von Oliver Meyer  (mey)

Köln – Die Polizei will sie nicht nennen, doch es gibt sie: die Drogen-Hotspots in den Veedeln. Dort, wo nicht von auswärts stammende Konsumenten ihre Drogen kaufen, sondern die dortigen Bewohner. Fast jeder kennt diese Örtlichkeiten, an denen man das Dealen beobachten kann. EXPRESS war an diesen Örtlichkeiten.

Drogen in Köln: Polizei fasst Ebertplatz-Dealer

Jeden Tag observieren nach der tödlichen Auseinandersetzung zwischen afrikanischen Drogendealern Zivilfahnder die Szene am Ebertplatz. Inzwischen gab es zahlreiche Festnahmen, vier Afrikaner sitzen in Haft (hier mehr lesen).

Aber nicht nur am Ebertplatz werden Drogen verkauft. Es gibt zig Drogen-Hotspots in den Veedeln, an denen das schmutzige Geschäft bestens läuft.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob (63) hatte es bereits vergangene Woche gesagt: „Ich kann nicht an jede Ecke zehn Polizisten abstellen, damit wir mögliche Dealer und Konsumenten abschrecken.“

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Hier wechselt ein Klumpen Haschisch den Besitzer.

Drogen in Köln: Mutter aus Höhenberg ist entsetzt

Auch wenn sich Anwohner wie Susanne S. (42) das wünschen. Die Mutter einer 18-jährigen Tochter erlebt täglich den Wahnsinn vor der Haustüre in Höhenberg. Dort befindet sich einer von den vielen Drogen-Hotspots, die im Gegensatz zum Neumarkt, Friesenplatz oder Wiener Platz kaum in der Öffentlichkeit thematisiert werden.

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Die Drogen- und Alkoholiker-Szene neben dem Kiosk auf der Fuldaer Straße in Höhenberg sorgt für Angst.

Die dortigen U- und S-Bahnhaltestellen „Fuldaer Straße“ sind der Treff für die lokale Drogenszene. „Jeder weiß es, keiner unternimmt was. Die Polizei fährt ab und zu mal mit dem Motorrad über den Höhenberger Kirchweg, aber kontrolliert wird so gut wie nie. Auch das Ordnungsamt kümmert sich nicht drum. Als Frau ist es sehr unangenehm, an der Haltestelle nur vorbei zu laufen. Dort auf den Bus warten möchte man eigentlich gar nicht.“ Daher macht ihre Tochter einen großen Bogen um die Dealer und läuft sogar eine Station weiter, wenn sie die Bahn nutzt.

Drogenfahnder beschreibt die Lage in Köln drastisch

Ein Kölner Zivilfahnder, der seit über zehn Jahren die Drogenszene beobachtet, beschreibt die Situation noch drastischer: „Zwischen Höhenberg, Kalk und Mülheim wird fast flächendeckend mit Drogen gehandelt. Aus diversen Shisha-Läden, Wettbüros und Kiosken werden sämtliche Drogen angeboten. Die Läden dienen meist zur Geldwäsche. Wir werden das niemals unterbinden können. Solange es eine Nachfrage nach Drogen gibt, wird es auch Verkäufer geben. Das war schon immer so und nicht nur in Köln.“

Drogen in Köln: Darum dealen viele junge Männer

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Ein Dealer und ein Kunde treffen sich in Weidenpesch an der Neusser Straße.

Vor allem an sozialen Brennpunkten sehen die meisten arbeitslosen jungen Männer die einzige Chance darin, mit dem Verkauf von Drogen ein gutes Leben führen zu können.

Das bestätigt Emin K. (43) aus Bocklemünd: „Entweder du tust es, fährst einen BMW, hast das neuste Handy und die teuersten Nike-Schuhe – oder du kommst zu nichts in deinem Leben.“

Er selbst verkauft Marihuana und Kokain seit sieben Jahren auf der Straße, nachdem er seinen Job als Maler und Lackierer verloren hatte. „Ich bin bislang zwei Mal erwischt worden, habe eine Geldstrafe und Sozialstunden bekommen. Das ist halt das Risiko. Jetzt bin ich vorsichtiger. Aber für mich steht fest, dass ich weitermache. Ich werde nie wieder für einen Hungerlohn den ganzen Tag schuften.“

Drogen in Köln: Das sind die lokalen Hotspots

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Rund 5000 Schwerstabhängige gibt es, viele halten sich am Neumarkt auf.

Rund 5000 Schwerstabhängige gibt es in Köln, hinzukommen aber die Tausenden Gelegenheitskonsumenten weicher Drogen. Sie beschaffen sich ihr Haschisch oder Marihuana meist bei ihrem Dealer im Veedel. Lokale Hotspots: Höhenberg: Haltestelle Fuldaer Straße, Mülheim: Stadtpark, Porz: Markt, Weidenpesch: Haltestelle Neusser Straße/Gürtel, Bocklemünd: Einkaufszentrum, Chorweiler: Liverpooler Platz, KVB-Haltestelle, Nippes: Haltestelle Florastraße, Bilderstöckchen: KVB-Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel, Neustadt-Süd: Volksgarten, Meschenich: An der Fuhr.

Die Kölner Polizei benennt öffentlich sieben Örtlichkeiten als Brennpunkte: Kalker Hauptstraße/Kalk-Mülheimer, Heumarkt/Alter Markt, Ebertplatz, Wiener Platz, Neumarkt, Ringe, Dom/HbF/Breslauer Platz.

Drogen in Köln: Das sagt die Kölner Polizei

Polizeisprecherin Annemarie Schott: „Dort sind wir präsent. Mit Blick auf die verdeckten Maßnahmen veröffentlichen wir keine Informationen zu uns bekannten Plätzen. Dies alleine schon aus präventiven Gründen, um potenzielle Kunden nicht noch eine Anleitung zu geben, wo sie Drogen kaufen können. Durch Einsätze verlagern sich die Spots zudem. Darüber hinaus wissen wir, dass Drogen auch aus Wohnungen und nicht öffentlich zugänglichen Depots heraus verkauft werden. Diese Örtlichkeiten sind Gegenstand meist verdeckt geführter Verfahren und werden nicht veröffentlicht.“