Seit Dezember versorgten zwei Busse einen großen Kreis von Hunderten Süchtigen mit Beratung und der Möglichkeit, in einem sauberen Rückzugsort Heroin zu spritzen oder Crack zu rauchen. Der Bus wurde seitens der Stadt als großer Erfolg gewertet.
Doch jetzt sind die zwei städtischen Mobile nicht mehr aufzufinden. Und im Kirchenhof standen Gruppen an Süchtigen und warteten auf den Bus!
„Ja, das ist einfach nicht zu fassen", sagt Guido Köhler von der Bürgerinitiative Neumarkt, der die unhaltbaren Zustände ans Licht brachte und auch mit einer neuen Drogenszene-App dokumentieren will (hier lesen Sie mehr).
„Um den Neumarkt kam jetzt endlich eine große Diskussion in Gang, die Situation schien sich zu einem Besseren zu wenden – und dann baut die Stadt ohne jegliche Information den Drogenkonsumbus ab?"
EXPRESS fragte bei der Stadt direkt an, was mit dem Bus passiert ist, ob er wieder kommt.
Die Antwort: „Die zwei Drogenkonsummobile sind aufgrund von Beschädigungen in der Werkstatt, werden heute noch repariert und stehen ab kommenden Montag wieder zur Verfügung. Ab Montag kann dann der gewohnte Betrieb wieder aufgenommen werden", so Sprecherin Sabine Wotzlaw.
Das Aufsuchende Suchtclearing (ASC) und das mobile Drogenhilfeangebot haben diverse Rundgänge vor Ort durchgeführt und Süchtige in den Kontaktladen des SKM Köln am Hauptbahnhof oder in das Café Viktoria (nahe Tunisstraße) vermittelt.
Klar ist: Am Dienstag kommt es, angeregt durch die EXPRESS-Berichterstattung, zu einem Krisengipfel zwischen Sozialdezernent Dr. Harald Rau und Vertretern der BI Zukunft Neumarkt. Hier soll besprochen werden, wie die Lage an Kölns Junkie-Hotspot verbessert werden könnte und was die Stadt mit dem neuen Drogenkonsumraum plant.
Dr. Harald Rau teilte EXPRESS vorab mit: „Ich habe Verständnis für die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation."
Dr. Rau weiter: „Die städtische Strategie hinsichtlich des geplanten Drogenkonsumraums mit mehr Plätzen und vor allem mit mehr und besserem Aufenthaltsangebot wird zu einer Verbesserung führen. Deshalb ist meine Hoffnung und Erwartung, dass diese Strategie gemeinsam vertreten und umgesetzt wird.“
Guido Köhler betont: „Die Stadt teilte mit, dass allein der Konsumus etwa 100 Mal am Tag genutzt wurde, um Drogen zu nehmen. Das sind pro Monat 2000 bis 3000 Rauschgiftportionen, die alle durch illegale Drogendeals zustande gekommen sind. Hier müssen Stadt und Polizei ebenfalls handeln."