Fritz Schramma 15 Jahre nach seinem Rücktritt als Kölner OB – hier kommt Teil zwei des großen EXPRESS-Interviews.
Kölns Ex-OB persönlichFritz Schramma über seine Schwerbehinderung: „Treppe hoch geht kaum noch“
Von 2000 bis 2009 war Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt Köln. Nach dem Einsturz des Stadtarchivs trat er zurück. 15 Jahre später zieht er im EXPRESS Bilanz.
Nach dem ersten Teil des XXL-Interviews geht es diesmal um Karneval, die KVB und seine eigene Gesundheit.
Herr Schramm, ein anderes Merkmal der Stadt ist der Karneval. Angst, dass wir ihn mehr und mehr kaputtfeiern?
Wir feiern ihn nicht kaputt, sondern gestalten ihn anders. Wenn Vielfalt und Tradition passen, wird er weiterleben. Jeder sucht sich seine Nische – das ist kölsche Art.
Wie sind Sie da selber aufgestellt?
Es lässt nach. Ich war 45 Jahre an vorderster Front, ziehe mich aber langsam zurück. Vielleicht liegt es am zunehmenden Alter, dass ich empfindlicher gegen übermäßige Lautstärke geworden bin. Die letzten zwei Stunden einer Sitzung halte ich kaum noch aus, ich erlebe da nur noch Gedröhne und Gezappel. Für junge Leute mag das in Ordnung sein, für mich ist es ein Grund aufzustehen und zu gehen. An Zappelpartys habe ich keinen Spaß.
Ich werde 2025 erstmals nicht an der Prinzenproklamation teilnehmen – ich habe für den Abend Karten für Placido Domingo in der Philharmonie.
Bitte mal ein Themenwechsel: Wie oft haben Sie einen Termin verpasst, weil Sie sich auf die KVB verlassen haben?
Das ist passiert – aber im Moment geht es einigermaßen, denn ich bin umgezogen und habe eine neue Verbindung. Ich habe mir früher bei manchen Terminen überlegt, ob ich die Bahn nehme oder lieber nicht. Meist gab es Probleme bei der Rückfahrt – mal gab es keinen Zehn-Minuten-Takt mehr, da fuhr die Bahn nur noch jede halbe Stunde, oder sie war gerade weg. Es kam auch vor, dass die Anzeigetafel sagte: „Nächster Zug in 61 Minuten“. Und wenn ich dann in ein Taxi stieg, kam der Bus doch. Das ist schon sehr frustrierend.
Wenn Sie könnten, was würden Sie an der KVB was ändern?
Da müsste einiges optimiert werden. Ich würde mir auch die Frage stellen, ob dieses Unternehmen so viele Direktoren braucht, wie es hat. Wenn man wirklich was ändern will, muss man oben anfangen. Zwei Leute an der Spitze – fürs Kaufmännische und für den betrieblichen Ablauf – reichen.
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Immer öfter wird kritisiert, dass die Stadt immer unansehnlicher wird …
Das höre ich auch immer öfter und persönlich finde ich diese Kritik oft berechtigt. Wenn man am Sonntagmorgen über den Alter Markt geht, stolpert man fast über herumliegende Spritzen, Bestecke, Handschuhe und sonstige Unansehnlichen. Da wird zwar das eine oder andere schon mal dagegen gemacht, aber es fehlt die richtige Konzeption.
Fühlen Sie sich auf den vielen neuen Radwegen gut aufgehoben?
Da kann ich wenig zu sagen. Ich habe das Radfahren einstellen müssen, ich fühle mich im Sattel nicht mehr sicher. Ich habe seit Corona Probleme mit der Luft und auf der linken Lunge nur noch 30 Prozent Luftkapazität, was mir viele Sorgen bereitet und habe jetzt einen Schwerbehindertenausweis.
Klingt nicht so toll …
Stimmt. Ich habe früher viel Sport gemacht, das geht heute nicht mehr. Selbst das Laufen fällt mir schwer und Treppensteigen geht kaum noch. Deswegen sind wir auf eine seniorengerechte Parterre-Wohnung gezogen. Das ist schon blöd – vor allem, wenn man vorher vieles gemacht hat. Doch ich helfe ich mir mit dem Satz: Es gibt viele Leute, die viel schlechter dran sind als ich. Ich habe Freunde in meinem Alter, die schon stark dement sind.
Haben Sie Angst vor so einem Schicksal?
Ja klar. Aber wenn es käme, dann käme es.
Im letzten Teil des XXL-Interviews, das auf EXPRESS.de am Freitag (31. Mai) erscheint, spricht Fritz Schramma unter anderem über den schlimmen Unfalltod seines Sohnes vor 23 Jahren.