Die Gift-Morde von Hürth: Starb ein Säugling auch infolge einer Thalliumvergiftung?
Mord-Prozess in KölnZwei Frauen tot: Säugling auch vergiftet? Ergebnis der Rechtsmedizin liegt vor
Die Vorwürfe sind grausam, kaum zu ertragen: Ein Krankenpfleger (41) aus Hürth soll seine Ehefrau (†35), seine schwangere Lebensgefährtin (36) sowie deren Großmutter (†92) mit dem Schwermetall Thallium vergiftet haben.
Am Montag (19. September 2022) begann vor dem Kölner Landgericht der Prozess wegen zweifachen Mordes sowie Mordversuchs in Tateinheit mit versuchtem Schwangerschaftsabbruch. Die Lebensgefährtin hatte überlebt und im Frühjahr 2022 das gemeinsame Kind zur Welt gebracht. Doch das kleine Mädchen starb wenige Monate nach der Geburt – infolge der Vergiftung seiner Mutter?
Giftmorde von Hürth: Obduktion von Säugling angeordnet
Um das zu klären, wurde eine Obduktion angeordnet. Jetzt ist das chemisch-toxikologische Gutachten da, wie Landgerichtssprecher Jan Orth am Dienstag (20. September) gegenüber EXPRESS.de bestätigt. „Ein ursächlicher Zusammenhang ist nicht festzustellen. Die Rechtsmedizin geht von einem plötzlichen Kindstod aus“, so Orth.
Selbst wenn der Säugling infolge von Gift gestorben wäre, wäre dies für den Prozess unerheblich. Es würde nichts an der rechtlichen Beurteilung ändern, hatte Landgerichtssprecher Orth bereits vor Vorliegen des Ergebnisses erklärt.
Zum Zeitpunkt, als der Angeschuldigte das Gift verabreicht haben soll, sei der Fötus in rechtlicher Hinsicht noch kein Mensch gewesen, so der Landgerichtssprecher. Daher habe der Angeschuldigte noch kein Tötungsdelikt begehen können. Es bliebe daher bei dem Vorwurf des versuchten Schwangerschaftsabbruchs.
Der angeklagte Krankenpfleger war am 30. November 2021 festgenommen worden. Drei Tage zuvor hatte die Mutter der damals noch schwangeren Lebensgefährtin, die mit einer Thalliumvergiftung auf der Intensivstation lag, Anzeige erstattet und so die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Thallium wurde früher als Rattengift eingesetzt. (iri)